BUCHCOVERREZENSION
Mosbys HoelleAufErden

STEVE MOSBY –

Hölle auf Erden

Schriftsteller gibt es viele. Das aber Val McDermid sich positiv, über eine kommende mögliche Konkurrenz, äußern möchte, ist doch mit einem Nachdenken zu protokollieren. Die Frau hat mehr Thriller geschrieben, als so mancher Katzen zu Hause, Finger an den Händen und Dosenbiere im Kühlschrank hat. Genau in dieser Reihenfolge. Bei der Anzahl der von Katzentieren und Dosenbieren werden wir uns doch lieber in Schweigen hüllen. Vielleicht sucht sie aber auch nur einen Erben, der uns, weiterhin, mit spannenden Geschichten unterhalten soll. Und Steve Mosby ist mittlerweile zu einer Macht geworden. Ohne Frage. Sein Debut, der 50/50-Killer, wirft im aktuellen Fall weite Schatten. Ist irgendwie immer präsent. Wie perfide Menschen denken können, wird uns Steve schon beibiegen, immerhin hat er, für uns, schon mal in die Abgründe geschaut, wo man, ganz schnell Schwindelanfälle bekommt. Siegmund Freud und Friedrich Nietzsche lassen freundlich grüßen. Der 50/50-Killer ist tot. Klarer Fall. Nur dessen genaue Identität wurde nicht wirklich belegt. Auch heutzutage weiß keiner, woher dieser Mann kam. Wer macht hier weiter? John Mercer, der den damaligen Fall bearbeitete, und fast daran zerbrach, ist im Ruhestand. Mark Nelson, um die hiesige Zeit noch fast ein Frischling, wird jetzt mehr zufällig in den Fall gestoßen. Als Rüffel von seinem Vorgesetzten sozusagen. Vielleicht hätte man auf seiner Verlobungsfeier weniger saufen und sich mehr um seinige zukünftige Angetraute kümmern sollen. Sasha kocht ihm zwar Kaffee, am Tag danach, damit er wieder auf die Beine kommt. Chef Pete hat aber weniger Einsehen. Nach so einigen Detailerlebnissen, wie Kindesentführung und -mord, vermissten Menschen, mit allen Begleiterscheinungen, taucht jetzt eine Frau im desolatesten Zustand auf, die von sich behauptet, schon einmal, bei einem Autounfall gestorben zu sein. Ihr Gesicht ist von künstlichen Narben durchfurcht, die an das Spinnennetz des 50/50-Spinners erinnern. Sie war in der Hölle gewesen und auch im Himmel. Und soll John Mercer eine Nachricht überbringen, aus dem Jenseits. Steve Mosby ist bestimmt fast alles, aber mit Fantasy hat er es dann doch nicht so am Hut. Wenn Charlie Matheson keine Wiedergängerin sein kann, wer ist dann, damals, an ihrer Stelle gestorben? David Groves hatte die Begegnung mit der Dritten Art. Nachdem der Polizist einen Ring von Kinderhändlern hatte ausheben können, wurde sein Sohn entführt. Der kleine, knapp drei Jahre alte, Racker liebte die Darstellungen von Haien und Affen, auf T-Shirts, und Pu, den Bären. Kurz darauf steht der Beamte, und Vater, an einem Tatort, an dem er seinen toten Sohn identifizieren muss. Seitdem bekommt er, regelmäßig zu Jamies Geburtstag, mysteriöse Nachrichten. Seine Ehe ist zerbrochen, seine Gattin, ups Ex-Frau, ergibt sich dem Suff. Der Mann hat nur noch seinen Beruf. Und jetzt ändern sich die Informationen. Sein Sohn, Jamie, könnte noch leben. Nach mehreren Mordfällen, die damit zu tun haben könnten, verschwindet er aber auch. Spurlos. Klarer Fall. Verbitterter Vater begeht Selbstjustiz. Der Held seiner Zeit wird zu einem Mörder, aus verständlichen Gründen. Nur ist er jetzt nicht auffindbar, kann also nicht wirklich dazu aussagen. Und keiner fragt nach? Steve Mosby webt ein Netz, würdig unserer Politiker, die viel sagen, aber dabei eben umso mehr verschweigen wollen und werden. Wie Veit Etzold das auch gerne darstellt. Problem? Wir haben doch schon die Lösung. Das Problem bekommen wir schon hin. Fragen an die Humanität sind unerwünscht. Eines hat Steve trotzdem im Visier. Wir sind Menschen. Was unsere Politik, damals, wie heute, gerne nach hinten schieben will, machen, genau solche, Schriftsteller, und die dazugehörigen Verlage, immer wieder wett. Bücherverbrennungen hatten wir schon öfter, sollte bekannt sein. Nie wieder!
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30565-2 424 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

STEVE MOSBY – Der 50/50 Killer – Archiv Dez. 2013
STEVE MOSBY – Nachtschatten – Archiv Febr. 2019
VEIT ETZOLD – Der Schmerzmacher – Archiv Okt. 2018