BUCHCOVERREZENSION
KluepfelUndKobr Himmelhorn

KLÜPFEL & KOBR –

Himmelhorn

Die Herren Klüpfel und Kobr geben alles, um sich ihrer Phantasiegestalt Kluftinger zu präsentieren. Letztes Mal war es ein Plakat zu einer Lesung, wo man den Kommissar hin lotsen wollte, er aber weder Zeit, noch Interesse hatte, diese zu besuchen. Jetzt posieren sie sogar vor einer Kamera des WDR. Versuchen ihn zu motivieren, sie kennenzulernen. Was unser Allgäuer Urgestein geflissentlich ignoriert. Sogar das Angebot eines exklusiven Autogrammfotos lehnt er ab. Das Problem ist, Klufti muss schaffen. Privat hat er das Thema, dass er bald Opa werden wird, ein großspuriger Kollege ihn dazu überredet, am Aktienmarkt zu investieren und sein langjähriger Hassmittelpunkt, Dr. Langhammer, auf einer Seitensprungtour ist. Seine Frau Erika und auch Frau L. der Meinung sind, er wird das schon richten. Und ausgerechnet mit dem Langhammer, der überall und in jeder Situation seinen Senf einspeisen will, muss er auch noch auf Radtour gehen, wobei ein, dabei entdeckter, tödlich ausgegangener, Bergunfall eines Filmteams, das über Bergwanderungen und Natureindrücke berichten wollte, zusätzlich seinen Horizont verfinstert. Da hat er doch ganz andere Sorgen, als die Leute kennenzulernen, die mit seinem Leben und seiner Arbeit ihr Geld verdienen wollen. Die Herren Klüpfel und Kobr brauchen sich also nicht wundern, dass Bertele keine Zeit für sie hat. Im Gegenteil, er gräbt eine alte Freundschaft wieder aus, um dem Unglück in den Bergen auf den Grund zu kommen, kümmert sich um seine Schwiegertochter, deren Schwangerschaft ihm am Herzen liegt, könnte der kleine Max doch seine Dynastie fortführen, muss mit Sazuka San, dem Schwiegervater seines Sohnes, und Teilhaber-Opas seines, ihres, gemeinsamen Enkels einen dementsprechenden Datenabgleich hinbekommen, Japan liegt ja doch nicht gleich hinter der nächsten Straßenkreuzung, und sein Alltag geht ja auch weiter. Jetzt stark geprägt durch eine Daily Soap, wo er so manche Feinheit einer Kommunikation lernt, die er gerne nutzen möchte, auch ansatzweise sogar hinbekommt, das reale Leben ihm jedoch beweisen wird, das solche Dialoge, größtenteils, nur sinnentleert sind. K.u.K. üben Rache. Für die Zurückweisung, die Kluftinger ihnen angedeihen lässt. Statt sich wirklich intensiv mit einem Mordfall zu beschäftigen, stolpert der Kommissar von einem Fettnäpfchen zum nächsten Wassereimer, den er, statt ihn auszukippen, lieber austrinkt. Wenn man seine Schriftsteller nicht beachtet will, und deren Lichtgestalten nicht so funktionieren wollen, wie sie das gerne hätten, dann können sie ganz schön pampig werden. Üben sich darin, ihrer Romangestalt so manchen Baumstamm in den Weg zu rollen. Kluftis neuer Alltag soll da schon für einige Überraschungen sorgen. Nur haben die beiden Schreibfüchse nicht damit gerechnet, obwohl sie selbst aus der Gegend kommen, das Allgäuer doch recht eigensinnig und mehr familiär sind, selbst Landsleuten, die nicht in ihre Sippe gehören und, vor allem auch nichts Gutes wollen, die kalte Schulter zeigen werden. Vielleicht hätten die „Zwei“ ja besser ein Filmteam vom Bayerischen Rundfunk anheuern, oder Klufti weniger fernsehen lassen sollen, aber wie man es macht, man macht es wohl verkehrt. Trotz aller Schleichwerbung wird die direkte Überlappung von Schreibtischtätern und ihrer Figur wohl auch hier nicht stattfinden. Dafür hat Klufti zu viele Probleme und, manchmal, eine ziemlich abenteuerliche Ausdruckweise, bei der der Leser zwar weiß um was es geht, aber auf die direkt beteiligten Personen eher befremdend wirken könnte. Vielleicht wäre es doch besser, wenn Bertele mit seinen geistigen Urhebern mal ein Bierchen zischen würde. Dann müsste er nicht darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn er bei der Tour de France mitmachen würde. Und sein Rucksack könnte eventuell auch besser, den eigentlichen Umständen geschuldet, gepackt sein. Ein klinisch sauberer Asservatenbeutel wäre, in so mancher Situation, gewiss von Vorteil, während dessen man seine Brotzeit in Ruhe verzehren und nicht im Kriminallabor abliefern müsste. Weil man da ein Beweismittel deponiert hat, von dem der Techniker ausgehen muss, das man hier, eventuell das Schulbrot eines Werwolfes oder Big Foots hat, die oberdrein mit Steinen schmeißen wollten. Trotz aller Kritik am gemeinsamen Umgang. K.u.K. und Klufti haben hier nichts, oder doch einiges, verkehrt gemacht? Wegsehen? Im Gegenteil. Hier kann man, ob mit oder ohne Nachdenken sei jedem selbst überlassen, mit vollen Händen zugreifen, wie immer, wenn die „Drei“ wieder über das Parkett des Lebens laufen.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-28204-5 486 Seiten (+Extra) 15,00€ (D) 15,50€ (A)

KLÜPFEL & KOBR – Grimmbart – Archiv Juni 2015 TIPP