BUCHCOVER | REZENSION |
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TANYA NOY –TeufelsmordWahnsinn. Wie manche Menschen agieren und, darauf folgend, andere reagieren. In Niedersachsen schreiben wir das Jahr 1987 und in einer verträumten Kleingemeinde sterben Menschen plötzlich häufiger als in Krisengebieten. Eine Mordserie, genannt „Die Teufelsmorde“, fordert drei Opfer. Ein Schuldiger ist schnell gefunden. Nur dass der auch, ganz schnell, verstirbt. Verkehrsunfälle erhöhen den Arbeitsaufwand der Bestatter auch noch. Unter anderem Sven Wagner, der für die Teufelsmorde zuständige Staatsanwalt, verunglückt tödlich, mit seiner Frau, und hinterlässt seine minderjährige Tochter Julia, die in diesem idyllischen Provinznest in einem Heim untergebracht wird. Elternlos. Jahre vergehen und Julia flüchtet, sobald sie volljährig ist. Ihre Freunde bleiben zurück. Darunter Kerstin, die in diese Dorfgemeinschaft einheiratet. Aber immer eine Außenseiterin bleiben wird. Ist für einen Großstädter, der nicht mal den Nachbarn zur linken Seite seiner Wohnungstür kennt, auf der rechten Seite wohnt die Ex-Frau, nur schwer, wahrscheinlich gar nicht, zu verstehen. Dort kennt jeder jeden. Und Kerstin ist hier genauso fehl am Platze, wie ein Stoppschild am Ende einer Sackgasse. Man will der hübschen Maid zwar an die Wäsche, aber das wäre es auch schon gewesen. Obwohl sie jetzt mit einem Alteingesessenen verheiratet ist, und, durch die Heirat mit Jürgen, eigentlich zum Dorfinventar gehören sollte, bleibt sie eine Fremde und Freiwild. Das kann nicht gutgehen. Tanja stürzt sich in ein Thema, das man, wie soll man das ausdrücken, archaisch ist und, eher unverständlich bleiben wird, wenn man nicht wirklich mit dieser Welt aufgewachsen ist. Vor allem auch dann, wenn Frau Schreibfeder Tanja Noy einen Plan hat. Kerstin wird verhaftet, hat angeblich ihren Mann ermordet. Schön nach dem Drehbuch der „Teufelsmorde“, die eigentlich schon über zwanzig Jahre zurückliegen, wo der, damals einzige, Verdächtige dann Selbstmord beging. Dieser Ermittlungsansatz ist genauso utopisch, als wenn uns ein Politiker versprechen würde, ab morgen wird alles gut werden. Und die Arbeitnehmer-Innen könnten, durch ehrliche Arbeit, sich ihre Rente sichern und danach, sich ganz entspannt dem Schaukeln ihrer Enkel, oder Katzen, auf ihren Knien widmen. Dieser Idylle werden unsere Politiker und Demolurche schon den Riegel vorschieben. Genau wie Tanja, die Julia Wagner in ein Inferno schubst, bei dem Charon sagen würde, ich rudere nicht mehr. Meine Hölle, mir so lieb, ist doch nur noch ein Freizeitspielplatz geworden, für gutzahlende Feriengäste, und Hades macht dann in Komödien. Zumindest hat Tanja Verständnis für die Raucher, die zu einem derzeit ziemlich gemobbt werden, jedoch einen erstaunlich reichhaltigen Teil an staatlichen Steuern zahlen, und damit aktiv zum Unterhalt von, eher, sinnlos existierenden Berufsständen beitragen, auf die die Welt auch gut und gerne verzichten könnte. Und auch noch, steuerlich relevante, Arbeitsplätze erhalten. Kerstin begeht, in Haft, Selbstmord. Genau wie ihr Vorgänger. Ein Grund für einige Menschen, hier mal nachzufragen. Julia ist noch unwissend, wird aber, nach Frau Noys Plan umgehend informiert und gebrieft, eine Rückkehr nach Wittenrode, Niedersachsen, ist nicht mehr zu vermeiden. Kerstin, eine Teufelsmörderin? Genauso gut könnte man die nordkoreanischen Machthaber als friedliche Politiker einstufen und Donald Trump mehr Intelligenz als die einer Straßenlaterne zubilligen. Julia, als ehemalige Polizistin und Tochter eines Staatsanwalts, bringt jedoch einige Voraussetzungen mit, Fragen zu stellen. Fragen, die in dieser Umgebung, inzestuös, engstirnig bis unters Dach, auf reichlichen Widerstand stoßen werden. Nur sind ihre Mitstreiter eher blauäugig, wie Nivea-Cremedosen. Frau Noy eröffnet ein Armageddon, bei dem die Apokalyptischen Reiter zu einem Springreiterteam degradiert werden, das gerade die Teilnahme an den olympischen Spielen verpasst hat, und, vermutlich, lieber einen hinter die Binde kippen würden, und auch werden, als sich wirklich mit Tanja anzulegen. |