BUCHCOVERREZENSION
Hough.j ExodusTowers LetztenDerErde

JASON M. HOUGH –

Exodus Towers – Die letzten der Erde

Dieser Schriftsteller ist ein Wunder! Oder ein Abgesandter einer anderen Zivilisation? Oder nur ein Mensch, der Holländer nicht wirklich leiden kann? Skyler Luiken sieht sich mit einer Welt konfrontiert, die in einem doch so manchen Gedanken aufkommen lässt, wofür lebe ich eigentlich. Jason macht sich hier jedoch keine Platte. Während Skyler durch den brasilianischen Regenwald robben muss, macht sich Herr Hough erst mal einen Kaffee und guckt zu, wie so manche Lebensform einer, neu und urtümlich erstarkenden, südamerikanischen Flora und Fauna, nach dem desaströsen Zusammenbruch der Zivilisation, den Kontakt zu Luiken sucht. Eine Schlange, geschätzte Länge fünf Meter und, vermutlich, auf dem Weg ins traute Heim, wo schon der Nachwuchs auf Futter wartet, wälzt sich über seinen Körper, da könnte man auf den Gedanken kommen, der Schlange mal die Einkäufe abzunehmen, um die Last besser zu verteilen, die jetzt über Skyler hinwegrollt. Nachbarschaftshilfe. Die Anakonda, keine Arme, keine Beine, Schlange! aber den Rucksack am Hals für dringend benötigte Waren zur Nachwuchsversorgung, wäre bestimmt dankbar, für einen Rolli oder einen Einkaufswagen, oder einen Nachbarn, der sich ihrer Lasten annimmt. Zumindest dürfte sie über mehr Intelligenz verfügen, als so mancher SUBS oder auch anderer, derzeit existierender „humaner Lebensformen“. Nachdem in Darwin City, wo der erste Alien-Lift installiert wurde, der Bürgerkrieg um sich greift und man die Alternative in Belém, Brasilien, gefunden hat, wo die, noch gesichtslosen, Alien, einen zweiten Weltraumzugang verankert haben, wollte Skyler eine neue Heimat für Menschen schaffen, um einen neuen Anfang zu wagen, der sich auch human nennt. Sicher nicht allein, andere sind auch involviert. Aber es kommt, wie es in der Geschichte des auf zwei Beinen laufenden Alptraums der Krone der Schöpfung kommen muss, zum Desaster. Jason hat einen Trupp SUBS-Immuner organisiert, der jetzt das Camp Exodus überfällt, ohne Rücksicht auf Verluste. Taktieren, Verhandeln, Organisieren, besser machen… das sind Fremdworte in der Semantik eines Gabriel, dessen Name hier biblische, racheengelähnliche? …völliger Quatsch…, nur inhumane Formen annimmt. Der nur seinen Vorteil sieht, und andere Menschen missbrauchen will. Nach dem II. Weltkrieg war der lateinamerikanische Kontinent eine Art Auffanglager für flüchtige NS-Größen, und Gabriel scheint, in direkter Linie, davon abzustammen. Dr. Mengele hat Grüße an die Welt hinterlassen. Als ob man nicht andere Probleme hätte, versucht Gabriel hier eine neue Art „Übermensch“ zu züchten, wobei das Ergebnis eher zweitrangig ist, der Missbrauch von hilflosen Individuen steht da mehr im Vordergrund. Manchmal, Immer! braucht unsere Welt einen Skyler Luiken, der zwar kein Superman ist, aber trotzdem sich dem entgegen stellt, was ein Gabriel will. Hammer. Jason M. Hough stellt so einige Weichen auf dem Gleis der Menschheitsgeschichte in der Zukunft, nur um, gleich danach die nächste Kollision zu verursachen. Wer vergessen hat, dass in Darwin City noch Rachegelüste zurückgeblieben sind, darf sich hier wieder darin üben, genau das auszuleben. Während man sich in Belém wieder der Katze erinnert, der einzig wahrhaften Krone einer göttlichen Schöpfung, alle möglichen Schädlinge bekämpfen zu können, suchen die australischen Erben des Alien-Liftes eine Konfrontation außerhalb einer humanistischen Verständigung. Pure Niedertracht beherrscht das Denken und die Alien sind ja auch schon auf dem Wanderweg. Ob sie die Funktionsweise einer Türklingel kennen, sollte man, bei allem Verständnis für interstellare und bilaterale Umgangsweisen, erst einmal negativ beantworten, weil noch keiner wirklich geläutet hat, die Erfahrungen dahingehend noch in den Babysöckchen stecken. Aber man schon krass weiterentwickelte Ableger-Formen der SUBS, durch die Alien-Krankheit mutierte ehemalige Erden-Mitbewohner, die eindeutig als feindlich einzustufen sind, entdeckt und der Krieg gegen diese Kreaturen bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Mr. Hough beschreibt den Alltag in der Postapokalypse, als würde er das jeden Tag selbst erleben. Was nachzuvollziehen ist. Bei so manchen Mutanten, die heute schon herumlaufen, könnte das, durchaus, zu einer alltäglichen Erfahrung werden. Zwei Erkenntnisse gibt es noch obendrein. Während so mancher Erdenbewohner sich wie ein Kind freut, über Kleinigkeiten, braucht Jason schon ein neues Flugzeug, um bei Skyler ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Und! Passende Musik gibt es bei Dark Tranquillity, der sympathischsten Band dieser Welt.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51954-7 671 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A)

J. M. HOUGH – Darwin City – Die letzten der Erde – Archiv August 2017