BUCHCOVERREZENSION
Nesbo.j DieFaehrte

JO NESBØ –

Die Fährte

Harry Hole hat schon viel gesehen, als Polizeibeamter. Dem Tod ins Auge geschaut und, immer wieder, den anderer erlebt. Seiner Kollegin Ellen, beispielsweise, die zu viel wusste, über Verbrechen von Leuten, die ihr zu nahe standen, was ihn völlig aus der Bahn geworfen hat. Jo Nesbø live. Er ist einer der Autoren Norwegens mit sehr hohem Niveau, die man sich immer wieder reinziehen kann, zumindest dann, wenn man nicht selbst dabei involviert ist. Man könnte auch sagen, er ist der Andreas Franz des Landes der Fjorde. Harry hat ein Problem mit, oder ohne, Alkohol. Das wären wohl eher zwei Probleme. Wer könnte es diesem Mann verdenken, der in die Hölle geschaut hat, und dort viele Menschen gelassen hat, die sein Autor zum Tode verurteilt hat. Nesbø ist nicht nur ein Autor von Kriminalromanen, irgendwie und irgendwo ist er auch ein Philosoph, was ihn jedoch nicht daran hindert, Harry Hole wieder in ein Jammertal zu schicken, ist ja nicht das erste Mal. Jo ist dabei jedoch Tefal-beschichtet. Das perlt von ihm ab, wie Wasser von fett- oder ölverschmierten Oberflächen. Und so darf, muss, Hauptkommissar Hole sich wieder in die Gastlichkeiten Satans begeben, wo sein Tisch schon reserviert ist, an dem er seine bitteren Erfahrungen aufzehren soll. Oder sie ihn verzehren werden. Jo Nesbø kennt da keine Gnade. Harry muss sein, Jo´s, Geld ranschaffen und dafür durch die Höllen gehen, die sein Autor mal wieder vorbereitet hat. Jo „Dante Alighieri“ Nesbø. Diesen Spitznamen hat er reichlich verdient. Und das Flaggschiff der norwegischen Krimiliteraturlandschaft hat da einen großen und viele kleine Pläne. Harry ist zwar ein, eher unkonventioneller Ermittler, aber auch ein Einzelgänger, fast ein Misanthrop, wen wundert es. Und wenn nicht so mancher Kollege seine Hand ins Feuer gelegt hätte, für diesen, doch sehr effektiven Mann der Verbrechensaufklärung, dann dürfte Harry heute Flaschen sammeln gehen, um sein Lebensunterhalt zu sichern. Das macht er dann zwar jetzt auch, aber nicht, um sich den Pfand zu sichern, sondern, weil ein Bankräuber, der jetzt Norwegens Finanzwelt und deren Angestellte in Angst und Schrecken versetzt, eine solche Getränkeverpackung in einen Müllcontainer geworfen hat und das, zufällig?, von einer Videokamera aufgezeichnet wurde. Der Herr mit dem Gewehr, dem Drang eine Bank zu berauben und dem Ziel, viel Geld einzusacken, hat aber noch mehr auf seinem Einkaufszettel. Er erschießt eine Bankangestellte, scheinbar sinnlos. Und die Banküberfälle häufen sich. Ist nicht immer der gleiche Plan. Nur die Figuren ähneln sich. Harrys ehemalige Geliebte Anna, da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden, wird ermordet, obwohl sich alle einig sind, Suizid. Anna war eine Zigeunerin. Wollte aus ihrem Leben ausbrechen und ist in Harrys Leben eingebrochen, auch wenn das nur für eine kurze Zeit war. Nesbø gibt hier kleine Einblicke in eine Welt, die uns ewig verschlossen bleiben wird, wenn wir uns nicht bemühen werden, dort Vertrauen zu suchen, zu geben und zu finden. Zigeuner, Juden, anders Denkende und Lebende, … konnte noch nie einer leiden! Veränderungen? Warum sollten wir heute etwas daran ändern? … Die Antwort heißt, wir sollten hier was ändern wollen, und das schnell.
(List)

ISBN 978-3-548-60861-7 556 Seiten 9,95 € (D) 10,30€ (A)