BUCHCOVERREZENSION
Martin.p MadameLeCommissaire DasGeheimnisvolleBild

PIERRE MARTIN –

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild

Pierre ist in Urlaubsstimmung und selbige greift aktiv um sich. Und macht auch keinen Halt vor dem kleinen Büro der „Police nationale“ in Fragolin, wohin es Isabelle Bonnet verschlagen hatte, nachdem sie von ihrem alten Leben etwas Abstand gewinnen wollte. Und so verordnet Isabelle sich, und ihrem Assistenten Apollinaire, einen, vom Staat bezahlten und auch hochverdienten Urlaub. Es hat schon kleine Vorteile, im Hinterzimmer der Macht zu sitzen, die ein Auge auf die Aktivitäten hat, die so mancher unserer Mitbewohner dieses Planeten so ausübt. Anspruch auf Urlaub? Ist ein Menschenrecht! Nach dem Knuffen muss man sich ja auch mal erholen müssen und können. Für Apollinaire heißt das jedoch richtig knüppeln. Eine neue Farbgebung der Wände im Hause seiner Freundin steht an, wobei Isabelle, nur schon bei dem Gedanken an ihren linkischen, und trotzdem effektiv, wie akribisch handelnden Assi, Tinnitus am Auge bekommt. Pierre Martin ist dort, mit seinen Gedanken, sehr hilfreich für den Leser, der jetzt mit einem, recht außergewöhnlichen Kolorit konfrontiert wird, obwohl noch keiner das Endergebnis von Apollinaires Kunstwirken gesehen hat. Das nennt man Vorurteil. Für Isabelle sollte jedoch der Erholungsfaktor greifen. Am Strand relaxen, Eiskaffee schlürfen. Mit einem ihrer Verehrer, dem Bürgermeister Thierry, eine neue Zeitrechnung für das kleine Dörfchen einläuten, der festgestellt hat, dass der Künstler Matisse hier eine Muse hatte. Und ein Gemälde, das selbiges belegen soll, hat das bürgerliche Oberhaupt der verschlafenen Gemeinde auch schon entdeckt und will das, für sein neues Museum „Matisse et la danseuse de Fragolin“, käuflich erwerben. Die Prämisse stimmt so weit, der Galeriebesitzer ist sich sicher, dieser Matisse ist so echt, wie der Eiffelturm. Pierre Martin ist ein Schriftsteller, der seine, ihm anvertrauten Romanfiguren nicht ganz so grausam beutelt, wie es andere tun. Obwohl… im Endeffekt ist er auch nicht anders, als die anderen. Für den Spannungsbogen für den Leser gibt auch er alles, und wenn es der wohlverdiente Urlaub von Isabelle und Apollinaire ist. Bürgermeister Thierry springt über seinen eigenen Schatten. Rouven Mardrinac, dem Leser schon sattsam bekannt, und auch Hauptkonkurrent um die Sympathie der attraktiven Madame le Commissaire, ist jedoch ein Kunstmäzen und der soll jetzt die Echtheit des Gemäldes bestätigen. Pierre hat seinen eigenen Humor. Der Kunstliebhaber, wie schon erwähnt, ist auch er ein glühender Verehrer von Frau „Police nationale“, und Isabelle entern die Galerie. Rouven wirft einen Blick auf das Werk und ruft seinen Sachverständigen, der stets Gewehr bei Fuß steht und schon ist der Verdacht bestätigt. Dieses Bild ist das Produkt eines anderen. Henry Matisse hatte zwar eine gewisse Vorlage geliefert, nur diese Leinwand ist, sozusagen, nur eine Coverversion. Gespickt mit einem Hilferuf. Nebenbei stirbt ein Staatssekretär, nach einem morgendlichen Jogging. Grund genug für das Büro der Macht, Isabelle und Apollinaire den Urlaub, den man mal so richtig genießen wollte, einfach zu versauen. Bürodeutsch oder auch –französisch, anstandslos zu streichen. Herr Martin ist nicht auf Abwegen, das macht er immer so. Isabelle soll sich jetzt auf den verschiedenen Staatdiener konzentrieren, dessen Blutbild eine interessante Mischung ergab. Wo sich, abgesehen vom natürlichen Hämoglobin, Zutaten aus Kolumbien, Afghanistan, dem Goldenen Dreieck und einheimischer Pharmalabore einhellig vereinten. Hätte, vermutlich, auch den gesündesten Elefanten aus den Schuhen gehauen. Was einen auf den Gedanken bringt, was könnte der Markt herbringen, Joggingschuhwerk für Elefanten zu erfinden, die zwar einen Rüssel hätten, um Geld aus einer Brieftasche zu fischen, die, sie jedoch nicht haben. Südfrankreich, Pierre Martin und Isabelle, Traum aller, vom Testosteronumnebelten Schlafwandler, und gleich zwei Fälle, die, sowohl hochbrisant sind, aber auch Einblicke bieten, in eine Welt, die man so nicht kennt. Die Reise nach Fragolin ist es immer wert, sofort zu buchen.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52032- 1 362 Seiten 9,99 € (D) 10,30 € (A)

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