BUCHCOVERREZENSION
DeBodard.a DasHausDerGebrochenenSchwingen

ALIETTE DE BODARD –

Das Haus der gebrochenen Schwingen

Philippe ist, eigentlich, ein Mensch. Der nicht wirklich mit seiner Umwelt umgehen kann. Über ihm hängt ständig das Schwert des Damokles, und wer weiß, was noch hinter ihm lauert. Jedoch ist er schon Jahrhunderte alt, seiner Heimat beraubt, ständig zwischen den Magien und Vorstellungen der Menschheit hin und her gerissen. Philippe alias Pham Van Minh Khiet, ehemaliger Unsterblicher am Hofe des Jadekaisers, ist zwar eine Macht, nur kann er damit eigentlich nichts anfangen. Seine Erinnerungen sind lückenhaft, bis nicht mehr vorhanden. Nach dem letzten großen Krieg ist er im postapokalyptischen Paris gestrandet, wo sich der „Hellleuchtende“, auch Satan genannt, nach seinem Sturz, Jahrtausende ist es schon her, aus dem Himmel und seinem Aufstand gegen Gott, dem „Barmherzigen“, niedergelassen, Haus Silberspitzen gegründet und seinen eigenen Weg gesucht hat, was auch immer das zu bedeuten hatte. Luzifer hat sich materialisiert und ist dann, aber auch wieder stiften gegangen, nur wie hängt das mit Philippe zusammen, der jetzt vom Morgenstern verwaisten, von Selene geführten Haus gefangen gehalten wird. Nach einem Angriff auf eine Gefallene. Isabelle. Die, aus dem Himmel verstoßen wurde, aus welchen Gründen auch immer. Nur verbindet die beiden etwas, den jahrhundertealten Magier und dem jungen Engel, der, wie Winterschnee vom Himmel fiel, als Philippe noch ein Bandenmitglied war und Jagd auf gefallene Engel gemacht hatte. Und Magie sammeln noch in seinem Terminkalender stand. Aliette de Bodard entpuppt sich als eine Schriftstellerin mit viel Fantasie und einer goldenen Schnuppernase für ungewöhnliche Dinge, deren Auswirkungen auch in unserer Welt durchaus zu erspüren sind, wenn man seine Sinne darauf lenken möchte. Wer Markus Heitz und Thomas Thiemeyer gerne liest, kann hier ganz entspannt zugreifen. „Knaur“ hat da wieder ein richtig gutes, wie liebevolles Händchen gehabt. Frau de Bodard hat zugeschlagen und eine Geschichte geschrieben, die man sich nicht nur zu Gemüte führen wird. Als Leser wird man auf Vakuumtechnik umschalten. Einsaugen ist angesagt. Frau de Bodard ist in einer Welt zu Hause, in der, reihenweise Engel vom Himmel fallen, wobei es sich, teilweise nicht, nachvollziehen lässt, warum der Herr der „Barmherzigkeit“ solche Grausamkeiten an den Tag legt, und seine Engel fallen lässt. Der Krieg der Häuser um sich greift, wie ein Flächenbrand und alle in seinen Bann bringt, ob nun wirklich beteiligt oder nicht. Sterbliche Menschen genauso verschlingen wird, wie mystische Figuren. Vielleicht ist der „Herr der Heerscharen“ ja doch nur ein EU-Politiker. Und die Bibel nicht wirklich das, was Jesus und Moses wollten. Die Flut und die Arche von Noah nur Auftakt und Beiwerk sind, zu einer Katastrophe, astronomischen Ausmaßes. „Das Haus der gebrochenen Schwingen“ ist das Haus der verlorenen Hoffnung. Ob der große Meister im Himmel wirklich daran schuld ist? Oder sind wir, untereinander, einfach nicht in der Lage miteinander umzugehen. Aliette de Bodard lässt diesen Punkt, …nicht wirklich, offen. Eher versucht sie den Leser, interaktiv, in ihre Handlung zu verstricken. Und das macht sie richtig gut, ohne Frage. Hier könnte man noch einen Nachschlag vertragen. Als gesunde Musikuntermalung kann man sich hier die neue Scheibe von „Paradise Lost“ reinwerfen. „Medusa“ kommt, welche Ironie, zum Weltfriedenstag, am 1. September heraus. Wer nicht so lange warten möchte… Das „LEGACY“ hätte hier schon mal eine Promo-CD im Angebot.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51986-8 475 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)