BUCHCOVERREZENSION
Ebert.s SchwertUndKrone

SABINE EBERT –

Schwert und Krone

Historische Romane haben eine neue Königin, Sabine Ebert. „Schwert und Krone“ sind ihre neuen Insignien, sozusagen der Auftakt, eine Biografie über Friedrich Barbarossa zu kreieren, mit allem Drum und Dran. Da legt Sabine ihr gesamtes schriftstellerisches Herzblut hinein. Auch wenn mehr aus der Sicht der geadelten Minderheit, die sich, teilweise, wie tollwütige Hunde, durch ein Leben beißt, das anderen Menschen, aktiv, Rechte verwehrt hat, die wir heute, wenn auch mit deutlichem Widerwillen, von so einigen Schwarzlichtgestalten, die unser Leben dominieren und uns wieder ins Mittelalter schießen wollen, haben. Ritterlichkeit, wie wir sie heute manchmal verträumt idealisieren, war damals wohl auch eher eine Seltenheit. Der goldgelockte, blauäugige, Jüngling, gewandet in strahlender Rüstung und wehendem Umhang, mit dem stählernem Schwert herumfuchtelnd, das, vielleicht, „Drachentöter“ heißt, auf einem stolzen Ross herniederreitend, die Jungfrau befreien und sie zu lieben bis ans Lebensende, da wird Frau Ebert dem Leser anempfehlen, das nicht wirklich zu glauben. Nicht immer ist das, was glänzt, auch wirklich Gold. Sicher, Ausnahmen gibt es immer. Nur, der Alltag sah dann doch etwas anders aus, den Sabine Ebert hier, in recht farbenfrohen Bildern schildert. Mal davon abgesehen, dass der strahlende Reiter gegen Landsknechte mit Speeren und Lanzen kaum eine Chance hätte, die sein Pferd zu Buletten verarbeiten würden, was militärisch auch belegt ist, könnten auch, damals, Bogenschützen eingesetzt werden, die dem aufstrebenden Ritter den wohlgemeinten Weg zur Jungfrau zu verwehren. Er erreicht die Burg mit Müh und Not, der Ritter ist nur noch zu Fuß, das Pferd ist tot. Und der hellleuchtende Held ist dann, vermutlich, ein Gefangener des hier herrschenden Markgrafen, oder Herzogs, der sich in seiner Herrschsucht gefährdet sieht, „seine“ Jungfrau an den Höchstbietenden zu verhökern. Die Mädels sind gerade geboren und werden schon verlobt, mit irgendwelchen Vollpfeifen, die jetzt schon die dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre schon gesehen haben, es könnten ja Familienbande zu hochstehenden Häusern und dementsprechende Verbindungen geknüpft werden. Frau Ebert hat da mal eine Farbpalette vorbereitet, die schillernd leuchtet, aber für die betroffenen Mädchen ein Leben in Grau und in Grauen darbringt. Gebärmaschinen. Das Vögeln ist des Mannes Plicht, damit der Staat Soldaten kröcht. Und in dieser Zeit brauchte man Futter für Feldzüge. Den, jetzt bestimmt nicht mehr ganz, so hell strahlenden, Helden kann man jedoch noch als Geisel gegen seine Familie benutzen, wenn er denn Glück hat. Gibt ja noch andere Methoden, sich eines lästigen Widersachers zu entledigen, vor allem wenn man das Privileg hat, hochwohlgeboren zu sein. Und damit seinem Volke keine Rechenschaft schuldig ist. Frau Ebert gibt da so manchen guten Einblick, in eine längst vergangene Welt, wo sich die Staufer und Welfen in die Flicken bekamen, ohne Rücksicht auf ihre Umwelt. Krieg überzieht das Land und jeder, der sich seiner Macht sicher ist, versucht, sich ein Stück vom Herrscherkuchen abzubeißen. Da werden ganze Dörfer verschachert, Posten hin und her geschoben und Machtpositionen neu, und dementsprechend familienfreundlich und vetternwirtschaftlich, verteilt. Obwohl auch hier durchaus so einige Dinge schiefgehen können, wie Sabine ausdrucksstark darstellt. Nur woher kennt man diesen Hick Hack? Auch ohne Kenntnisse der Alten Deutschen Geschichte? Die Neue macht das auch nicht anders, nur unter dem Mäntelchen der Demokratie. Ist aber heute nicht Sabines Thema. Noch ist der Barbarossa jung und seinen Namen hat er auch noch nicht. Zumindest zeichnet den jungen Adligen eine gewisse Moralvorstellung aus, die zwar durch aus lobenswert sein könnte, jedoch immer wieder an seinen eigenen Grenzen endet. Frauen gegenüber ritterlich zu sein, den Gegner im offenen Kampf zu besiegen und auf Listen und Tücken zu verzichten, so denkt der junge Friedrich. Und mit ihm seine Freunde, die jetzt dem alten Klüngel an die Schürze wollen. An das einfache Volk hat jedoch keiner von den „Jungen Wilden“ gedacht, welche Überraschung. Sabine Ebert schreibt brillant, abwechslungsreich, in rasanten, atemberaubenden Tempo und lässt die Zeit, nach dem Tode Kaisers Lothars III. von Süpplingenburg, wo sich die adlige Liga gegenseitig so richtig in Kandare greift, wieder plastisch auferstehen, kann man fast mit den Händen anfassen. Sabine ist nicht nur die Königin des Historischen Romans, sie ist die auch die Königin der Herzen der Leser. Das „Hildebrand-Lied“ gibt’s, unter anderem, auch von „Transit“ bei YouTube, auch wenn, leider, nicht in voller historischer Länge.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65412-5  555  Seiten (+ Infos)    19,99€ (D) 20,60€ (A)