BUCHCOVERREZENSION
Knight.j SchwerterDerSchwindler

JULIA KNIGHT –

Schwerter und Schwindler

Das Ding ist doch einfach ein Knallfrosch vom Feinsten. Fantasy, gepaart mit einer Technik, die, so fast jedem, Kenner gewisser russischer Modelle von Pistolen bekannt und geläufig sein sollte. Eine piekfeine, perfekte Beschreibung einer Handfeuerwaffe sowjetischer Herkunft. Die legendäre Makarowa, Kaliber 9mm. Zehn planmäßige Warnschüsse, ein gezielter Wurf. Besser kann man das nicht ausdrücken. Nun ja, wir haben noch die Zeit der Schwerter. Der technische Fortschritt gurkt hier, noch vor sich hin träumend, in den Tanzschuhen von Kleinkindern herum, wird sich jedoch nicht mehr lange aufhalten lassen. Nur in Form der Makarowa dürfte er mehr als lächerlich sein, es sein denn, man kann gut werfen. Noch sind Schwerter, zum größten Teil, die Waffen einer „fairen“ militärischen, oder auch paramilitärischen, Auseinandersetzung. Noch sind sie die Ausdrucksweise einer „gerechten Weise und zu gleichen Chancen“ ausgelobten Konfrontation. Aber das sollte sich bald ändern. Julia KKnight ist auf dem Weg, dem Leser das Zwerchfell zu verbiegen, dermaßen zu malträtieren, dass man schon einen Beipackzettel von einem Arzt oder Apotheker hinzufügen sollte. Schriftliche Hinweise zu Nebenwirkungen, wenn man sich diese Lektüre zu Gemüte führen möchte, sind jedoch noch Mangelware. Deswegen sei hiermit, ausdrücklich, darauf hingewiesen, dass Lachen gesund ist. Also, der Konsum dieser Seiten sollte keine negativen Wirkungen auf das vegetative Nervensystem haben. Grenzfälle, von angeschlagener Gesundheit, sowie auf Medikamente angewiesener Menschen, sollten hier jedoch besser einen Arzt konsultieren, bevor sie das lesen und dabei, wie wildgewordene und übermütige Mustang über die Prärie der farbenfrohen Literatur tollen wollen und ihre Umwelt in bass Erstaunen versetzen werden, was man ganz einfach, nur durch Lesen, erreichen kann. Julia KKnight stellt dann mal die Weichen, auf, dass der Leser es auch auf die Auen der Ausgelassenheit schafft. Zäune ziehen, ist nicht ihr Ziel. Sie lässt, dem Konsumenten ihrer Seiten, völlig freien Lauf.   Kacha und Vocho haben eine neue Arbeit. Nachdem sie aus der Gilde der „Ehrenwerten“ entlassen wurden, besser, sie sind geflohen, werden als Mörder gesucht, haben sie einen neuen Job gefunden. Was das Arbeitsamt so als Alternativen ausgibt, damit man nicht als erwerbslos gilt, gipfelt in der Berufsbezeichnung Wegelagerer. Nun, die Einkünfte sind, zumindest, steuerfrei, wenn man hier das hier auch als „risikoreich“ in Anführung bringen sollte. Aber, wer kann das schon von sich behaupten, das Brutto gleich Netto nach Hause zu bringen. Und, wenn man dabei noch, seinem Lieblingsfeind die Makarowa um die Ohren hauen kann, sollte sich das, vielleicht, als ein neues Berufsbild in unseren Jobcentern etablieren können. Unsere Politiker machen uns das ja, jeden Tag, vor, obwohl sie uns vorwerfen, dann Steuerbetrüger zu sein. Wenn zwei das gleiche machen, ist es noch lange nicht dasselbe. Und diese Vögel dürfen das tun. Du nicht! Julia KKnights „Geschwister“ sehen einem Abgrund entgegen, aber, aktuell, nicht wegen Steuerbetrugs. Dieser Vorwurf könnte jedoch später noch zum Tragen kommen. In unserer, demokratischen, Gesellschaft kannst Du die Welt gerettet haben. Du bist der Held. Hast Magier und andere Gestalten in die Schranken verwiesen. Hast Du auch nur einen einzigen Pfennig Schulden, den das Finanzamt bei Dir geltend machen möchte, avancierst Du, ganz schnell, vom strahlenden Helden zum Verbrecher. Soviel zu dem Thema, steuerfreie Einkünfte. Und sozialer Gerechtigkeit. Sowie eines „selbstlosen“ Einsatzes Deines Lebens, das dieser Bagage dort oben, so aber richtig scheiß egal ist. Julia KKnight trumpft richtig auf. Hat mal schnell eine Revolution organisiert. Der Prälat hat die Gleichheit ausgerufen. Es gibt, laut Dekret, keine Adligen mehr, die auf Volkes Schulter sich ein gemütliches Leben machen. Nur? Ist die Herrschaft des Menschen, über den Menschen, jetzt gerechter? Julia KKnight hat da doch noch einige Fragen, der Leser wird das auch haben. Und, mit Julia, dem nächsten Teil entgegenfiebern.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51994-3   398 Seiten   9,99€ (D)   10,30€ (A)