BUCHCOVERREZENSION
VanderMeer.j Autoritaet

JEFF VANDERMEER –

Autorität - South-Reach II

Jeff zieht seine Kreise weiter. „Area X“ ist, nach wie vor, geheimnisumwittert. Die letzten Überlebenden der zwölften Expedition trudeln langsam in die heimischen Gefilde, nur haben sie keinen blassen Schimmer, wie sie die gesicherte Grenze zu diesem Areal überqueren konnten und kommen damit in die Gesellschaft von Restmitkämpfern anderer, vorangegangener, Aktivitäten, die das gleiche Schicksal hatten. Zurückgekehrt, keine Ahnung warum, was man dort wollte und, vielleicht auch noch erlebt hat. Jeff VanderMeer hat einen steinigen Weg ausgebreitet und, endlich hat man auch mal Namen, John Rodriguez darf darauf tanzen. Gut, jetzt nennt er sich Control, als treuhänderischer Direktor der Abteilung „South-Reach“ kann er das ja machen. Ob ihm das weiterhilft, die Geheimnisse einer permanent-hermetisch abgeriegelten Region zu lüften, an der sich, bis jetzt schon zwölf Crews einer, doch recht zweifelhaften, Feldforschungsplanung schon die Zähne ausgebissen haben, bleibt erst mal dahin gestellt. Jeff VanderMeer ist ganz der Vorgesetzte und so kann John „Control“ Rodriguez sich im Lesen üben. Aktenstudium nennt sich das, ganz profan. Ist aber für seine Arbeit unabdingbar. Wer in einer Behörde arbeitet, kennt das zur Genüge. Jedes Detail könnte wichtig sein. Zum Beispiel, weshalb ist die Psychologin, die seine Vorgängerin war, und hinter einem Schreibtisch hätte sitzen können, doch wieder in den Außendienst gegangen. Warum ist die Biologin, als erstes rückkehrendes Expeditionsmitglied, nicht, wie alle anderen Rückgestrandeten, in häusliche Gefilde zurückgekehrt, sondern stand plötzlich auf einem Gebiet, das für sie zusammenhangslos und irrrelevant in ihrem persönlichen Leben ist. Herr VanderMeer muss einen ziemlich großen Schreibtisch haben, wobei er seinen Stuhl gerne für seinen neuen Direktor räumt und sich damit begnügt, ihm über die Schulter zu schauen. Jeff ist ja nicht blöd, warum soll er diese Arbeit selbst machen, wenn es dafür Knechte gibt. Control schuftet sich durch geballtes Material, das mehr Rätsel aufgibt, als es Antworten parat haben würde. Buddelt sich durch Verhöre, deren Ausgang genauso unbefriedigend ist, wie sein Privatleben. Jeff ist gnadenlos. Nicht nur, dass er seinem Protagonisten einen beschissenen Job überhilft, man liebt doch seine Aufgaben, vor allem Dankbarkeit und Anerkennung, die hinterher ausbleiben werden, wer kennt das nicht. Nein, John „Control“ bekommt Baumstämme in den Weg gerollt, Menhire auf die Spur gewälzt. Eigentlich steht er seiner Aufgabe genauso unbedarft gegenüber, wie ein untrainierter und kurzatmiger Alkoholiker, kurz nach seinem Morgenrausch, der ohne Atemgerät und entsprechend angepasster Ausrüstung den Mount Everest besteigen soll. Und das möglichst gestern. Zumindest hätten hier die Nepalesen etwas zum Lachen. Ein Wort, das jetzt für John jede Bedeutung verloren hat. Jeff VanderMeer zeigt einen Charakter, der familiär bedingt, in so einige Fußstapfen getreten ist, die ihm jedoch, im Laufe seiner Karriere, entweder zu groß oder zu klein sind, je nach dem Blickwinkel. Passend sieht dann doch anders aus. Und „Area X“ wartet weiterhin, geduldig. Auf seine Entdeckung. Und jetzt, wo Jeff seinen Schreibtisch wieder in Besitz genommen hat, kann es ja dann weitergehen. Wär ja auch komisch, wenn man schon im zweiten Teil alles aufdeckt, wenn man einen Dritten noch auf der Pfanne hat.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51805-2  363 Seiten   9,99€ (D)   10,30€ (A)