BUCHCOVERREZENSION
VanderMeer.j Ausloeschung

JEFF VANDERMEER –

Auslöschung – South-Reach I

Wenn es zu schwer sein sollte, seine erste Million zu verdienen, der sollte dieses Kapitel auslassen und gleich mit der zweiten anfangen. Jeff macht das auch nicht anders. Sein „Area X“ hat mittlerweile elf Expeditionen hinter sich und die zwölfte ist gerade vor Ort. So mancher, in die Geschichte eingegangener, Teilnehmer an solchen Planungen hat das nicht überlebt, um zu konkretisieren, eigentlich hat das bisher noch keiner. „Area X“ hüllt sich in Geheimnisse, denen so mancher auf die Spur kommen möchte, solange er an einem Schreibtisch sitzt, Befehle bekommt, von jemandem, der an einen noch größeren Schreibtisch vor sich hinlümmelt, und andere in den versifften Teich springen lassen kann, wo man sich dann wissenschaftliche Erkenntnisse verspricht. Elf Vorstöße, dahingehend, gab es schon und die Ergebnisse sind eher wenig erbaulich. Mehr verheerend für die Leute, die hier ihre Haut zu Markte getragen hatten. Die zweite Expedition begeht gemeinschaftlich Suizid, die dritte erschießt sich gegenseitig. Aber. Statt zu agieren, wird reagiert. Jeff VanderMeer veranlasst, hier, erst mal ein Schusswaffenverbot, gut, seine Chargen machen das. Was, vermutlich sehr hilfreich ist, für Menschen, nachfolgender Unternehmungen, die plötzlich, einem durchdrehenden Wildschwein gegenüberstehen, das, mit dem Gewicht eines kleinen Panzers ausgestattet wurde und durch Häuserwände brechen könnte. Die „Grünen“ lassen grüßen. Den Keiler könnte man ja später jagen, vielleicht mit der nächsten Expedition, während die letztere gerade am Verenden ist. Und dann zum nächsten Parteitag servieren, wenn man, vorher, mal das Gelände sondiert hätte. Die „Grünen“ würden versagen. Wie schon immer, in ihrer Parteigeschichte. Die anderen Parteien wären genauso Verlierer, weil sie nur auch nur reagieren werden. Agieren ist, in der Politik, ein Fremdwort geworden.  VanderMeers „Area X“ hat doch ein paar mehr Geheimnisse auf Lager. Und die Aufhellung selbiger sollt man dann Leuten überlassen, die Ahnung von Feldforschung haben. Jeff VanderMeer betritt, in der Hinsicht, jedoch Neuland. Ein Grund mehr, besser und nachhaltiger zu recherchieren. Da tritt Jeff doch so ziemlich in ein Fettnäpfchen. Will ja keiner machen, solange es Frischfutter gibt, das man verheizen kann. Wir kennen zwar so viele Weiten unseres Universums, können den Todestag vieler Sterne, sogar den Urknall und die expandierende Größe unseres Alls berechnen, einschließlich der dunklen Materie, die den größten Teil unseres Lebens ausmacht. Entdecken jeden Tag neue Fakten, die unsere Vorstellung von Physik, Chemie und Biologie, völlig auf den Kopf stellen. Und auch, teilweise, nachvollziehen, wie unsere Lebensform entstand und auch weiterrechnen, was, vielleicht, nach uns kommen würde können. Nur, auf unserem ureigenen Planeten, deren Schöpfung wir auch sind, haben wir keine Ahnung, was sich hier wirklich entwickelt hat. Wir rotten, am Tag, mehr Gattungen von Lebewesen aus, die wir, teilweise, nicht einmal kennen. Was ein Meteorit nicht geschafft hat, der vor tausenden von Jahren die Ära der Dinosaurier für beendet erklären wollte, und dem man dann auch noch Inkonsequenz bescheinigen könnte, dem geben wir jetzt Paroli. Dafür sind wir Menschen jetzt da. Dem Rest der Schöpfung den Todesstoß zu geben, der überlebt hat, wo Gottes Plan von der Arche greifen wollte. Haie, älter als jeder Dino? Töten! Verspeisen. Aber nur die Flossen, bitte. Krokodile, das sind noch Dinos. Töten! Essen? Eher weniger, aber Schuhe könnte der Mensch schon gebrauchen, auch wenn nur, um seine Unterstellten ins Kreuz zu treten. Schildkröten? Fangen und verspeisen. Aus dem Schild könnte man ja noch einen Kerzenständer machen. Soll ja nichts verschwendet werden. „Drachenzähmen leicht gemacht“? Drachen? Töten! Wir haben doch kein wirkliches Verständnis mehr für unsere Umwelt. Alles beruht nur noch auf Gewinnmaximierung. Jeff VanderMeer dreht den Spieß jetzt um. Geld kann man nicht essen. Das ist bestimmt keine unbekannte Weisheit mehr, wussten schon die Völker der First Nation. Wenn Ihr das nicht glauben wollt, beißt drauf. „Area X“ gibt sich noch bedeckt. Der Mensch wird jetzt nachdenken müssen. Die Natur dieses Planeten wird zurückschlagen. Den Gipfel der Schöpfung zu überleben, sollte keine Schwierigkeit sein, für unsere Umwelt, und Jeff weiß das. Vermutlich hat der Mann eine Katze im Haushalt, und Dosenbier im Kühlschrank. Und dafür würden, nicht nur, Mikis Wesensbitter und Markus Mirschel plündern gehen.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51804-5   234 Seiten   9,99€ (D)   10,30€ (A)