BUCHCOVER | REZENSION |
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JU HONISCH –SeelenspalterSeelenbrecher wäre, wahrscheinlich, die bessere Alternative gewesen, dieses Buch zu betiteln. Frau Honisch auf dem Weg, den Martin und Elena Schirenc beschreiten? Als erstes muss man sagen, besagte Musiker eignen sich sehr gut als musikalische Untermalung zum Lesen und Genießen dieses Buches. „Ars Moriendi“, die Kunst des Sterbens. Ju Honisch perfektioniert das, literarisch, was Hollenthon schon mal musikalisch auf die Bühne gebracht haben. Oder war das umgekehrt? Oder nur Zufall? Zumindest passen beide Medien gut zusammen. Ju Honisch lesen und dabei Hollenthon hören, das passt schon. Nur, erst muss man die Katze noch ruhig und für seinen Eigenbedarf noch Knabbereien und Dosenbier in Reichweite stellen und dann kann die Reise in die Klingenwelt schon losgehen. Hier kommen als erstes schöne Grüße vom „Alten Mann vom Berge“. Die Xyi, Geschwister-Schaft der Kunst des Todes, sind ähnlich strukturiert wie die legendären Assassinen. Nur nennen sie sich Schemenjäger und Maleni ist ein Teil dieser Gruppe. Nicolae Ceaucescu hat hier auch Pate gestanden. Kinder, die kein Zuhause mehr haben, werden in die Strukturen eingepasst und da sie keine Familie mehr haben, die sie erziehen könnte, übernimmt der Großmeister die Entscheidungen für die Zukunft. Entweder Du passt Dich an, mordest im Sinne des Xyi-Ordens, oder Du wirst Sklave. Für Kinder, ohne Führung durch Familie, jetzt Teil des Ganzen, sollte es eine leichte Entscheidung sein. Auch wenn dabei so mancher Anwärter durch das Raster fällt, für die übrigen stellen sich hier keine Fragen, das Leben geht weiter. Den Jägern wird eine zweite Seele eingepflanzt, die dafür sorgt, dass man keine weiteren Fragen stellt und im Gehorsam alle Aufträge ausführt, die, propagandamäßig deklariert, angeblich den Frieden wieder herstellen sollen, in einem Krieg, der schon länger dauert, als ein Menschenleben. Maleni ist emphatisch, hat ihre Menschlichkeit nicht verloren, Taryah hingegen schon. Sie ist eine ultimative Waffe. Und beide Seelen wohnen in einem Körper. Malenis. Die, in jungen Jahren, mit ansehen musste, wie ihre Familie bestialisch ermordet wurde und auch recht zeitnah mitansehen konnte, wie eine Schemenjägerin die Mörder ihrer Angehörigen ins Reich von Ereschkigal, Hel oder Kali geschickt hat, ohne, dass ihre Opfer auch nur den Hauch einer Ahnung oder Chance gehabt hätten. Das prägt. Ju Honisch zeigt den Weg, den schon andere gegangen sind, sich willenlose Werkzeuge zu erschaffen, deren Weg dann durch Leichen gepflastert wird, die zur falschen Zeit, am falschen Ort waren. Einige Anhänger des Islamismus und anderer Glaubensrichtungen, eher wohl irregeleitete Existenzen, die diese Religionen irgendwie leider falsch verstanden haben, zeigen einen Weg der Gewalt, wo Ju einfach mal einen Hebel ansetzt, den Kadavergehorsam wieder außer Kraft zu setzen. Wird nicht ohne Schmerzen gehen. Blinde Rache und das zweites ICH, das man nicht wirklich wollte, dass nur töten will, sind keine Alternativen. Maleni muss lernen, Leuten zu vertrauen, denen Taryah an die Gurgel will. Zwei Seelen, ein Körper. Elgor, Lehrling und zweite Heimat von Verenns jahrhundertealter Kämpfer-Seele, auch er ist mit zwei Seelen ausgestattet, und Meisterschmied Umbert, der ständig auf der Suche nach Wissen ist, sind die Zielobjekte, die sich Taryah auf die Fahne geschrieben hat, nur da ist noch Maleni, die vertrauen möchte. Ju Honisch kreiert eine zerrissene Persönlichkeit, die einerseits sich nach der Geborgenheit sehnt, die Elgor ihr auch vermitteln will, der sie nur zu gerne in Arm halten würde wollen, nur durch ihre gespaltene Seelenstruktur ist sie jedoch immer auf Ablehnungskurs. Ju Honisch hat das Kunststück geschafft, unsere Lebenseinstellung auf den Prüfstand zu stellen. Was wollen wir wirklich? Ohne irgendwelche Politiker zu fragen, die sich gern als unsere Führer aufspielen wollen, ohne, dass sie wirklich eine Berechtigung hätten, für uns zu entscheiden, muss Maleni eine Entscheidung treffen, und wir müssen das auch. Frau Honisch, alle Achtung! Das Buch ist einfach nur hammerhart und es hält uns einen Spiegel vor die Nase. In den wir nicht wirklich schauen wollten. Aber müssen. Sie haben es ja uns, unmissverständlich, klargemacht, dass Wegsehen keine Alternative sein darf. Frau Honisch, Danke!!! |