BUCHCOVERREZENSION
Katzenbach.j DieGrausamen

JOHN KATZENBACH –

Die Grausamen

Herr Katzenbach ist wieder voll in seinem Element. Gut ist diesmal, dass er sich nicht selbst wieder in die Schusslinie bringt. „Der Wolf“ war ja fast ein Eigentor, wo er dem Vollpfosten, dem er dort Wege zu öffnen scheint, eine Beschreibung mitgibt, die auf ihn selbst zutreffen gekonnt hätte, bis auf einen Unterschied. Der Kasper, der den Wolf spielen wollte, war, im Gegensatz zu John, eher, erfolglos als Schreiber. Da fragt man sich aber trotzdem manchmal, wer ist schlimmer, der Täter in diesen Seiten, oder der Verursacher selbiger. John Katzenbach spielt hier wieder auf allen Partitionen der Orgel des Psychothrills, von krachend knallhart, bis schleichend leise und man fragt sich, wo hat der Meister seine Erkenntnisse her? Vor zwanzig Jahren verschwand Tessa, ein dreizehn Jahre junges Mädchen. Spurlos! Und genau nach diesen zwanzig Jahren werden zwei Polizeibeamte in einen Nebenjob abgeschoben, der dann „Cold Cases“ heißt. Lieber auf dem Abstellgleis parken, als der Öffentlichkeit gestehen zu müssen, das beide, zwar wertvolle Mitarbeiter sind, jedoch, aus recht unterschiedlichen Gründen, im aktiven Polizeidienst unerwünscht sind. Könnte so manche Konsequenzen nach sich ziehen, die schwer verdaulich sind, für die vorgesetzten Stellen. John Katzenbach gibt da so manchen Blick hinter die Kulissen preis, der dem Leser, durch eine „normale“ Berichterstattung, eigentlich verwehrt bleiben sollte. Aber John war, in dieser Richtung, schon immer eine kleine Plaudertasche, sehr zum Leidwesen der offiziellen Stellen, die uns ja lieber im Reich der Ahnungslosen sehen wollen. Und so dürfen sich zwei „wertvolle“, wie auch „verzichtbare“, Ordnungshüter dem Archivstudium widmen, wo einen schon der herabfallende Staub von den Aktendeckeln, die man aufhebt, zum Niesen reizen wird. John Katzenbach ist, unbestritten, einer der besten eines Faches. Immer die Zeit wert, seine Zeilen sich vor Augen zu führen. In diesem Buch geht er wieder über alle Grenzen hinaus, das ist ein Markenzeichen von ihm. Von reichlich Action, die er zwar einbindet, aber nicht sein wirkliches Ziel ist. Zumindest hier nicht. Bis hin … Dieses Buch lädt zum Nachdenken ein. Was wäre… wenn, was wäre… wenn nicht. Gabriel Dickinson und Marta Rodriguez-Johnson haben recht persönliche Probleme. Er hängt an der Flasche (lest selbst warum) und Marta … hatte auch ihre persönlichen Niederlagen. Und diese beiden sollen jetzt alte Akten aufarbeiten, um dem eigentlichen Polizeialltag nicht im Wege zu stehen. Allerdings ziehen sie Akten an Land, die fast jedem, den sie damit konfrontieren, plötzlich den Tod bringen. Vier Mordfälle und ein Fall eines verschwundenen Kindes, die irgendwie in einem Zusammenhang stehen. Unterstützung? Im Gegenteil, da wollen unbekannte Kräfte, dass sie nicht weiter ermitteln. Herr Katzenbach ist voll in seinem Element und schreibt einen Thriller, der seinen Namen auch verdient hat. „Die Grausamen“ sind grausam, nur warum? Katzenbach lässt seine Zeilen für sich sprechen und zeigt anderen Schriftstellern, wo der Hammer wirklich hängt.
(Droemer)

ISBN 978-3-456-30603-1 570  Seiten   16,99€ (D)  17,50€ (A)  

JOHN KATZENBACH – Der Wolf – Archiv Juni 2014