BUCHCOVERREZENSION
Pala.i SchwarzerSturm

IVO PALA –

Schwarzer Sturm

Kleine Träume haben. Ivo bringt das auf einen Punkt, kleine Träume zu haben, sind die besten, die es im Leben gibt. Einen Schritt nach dem anderen machen, Ziele erreichen. Leider ist das in Ivo Palas Welt nicht so einfach. Dark World geht in die zweite Runde und fährt dort fort, wo sie, im ersten Teil, aufgehört hat. In einer mörderisch gewordenen Welt, die der Weltendonner in Finsternis versinken lässt, gehen sich alle Parteien gegenseitig an die Gurgel. Die wechselnden Schwüre, Verträge und Absprachen, die es nicht wert sind auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, spielen dabei maßgeblich mit. Man wechselt die Seiten öfter als seine Unterwäsche, hängt sein Mäntelchen je nach Windrichtung in die Natur. Nur eines ist gewiss, das Wort Loyalität ist ein Fremdwort geworden, ein Begriff aus einer Sprache, die schon ausgestorben scheint. Intrigen, bei denen selbst Niccolò Machiavelli vermutlich schon das Handtuch geworfen hätte, sind Normalität geworden. Der Feind von gestern ist heute der Freund und umgekehrt ist das genauso. Zumindest in der großen Politik. Die kleinen Leute müssen das, wie üblich, ausbaden. Raymo Ten Mayne, caldäischer Prinzregent Nachfahre, will sich damit nicht abfinden. Derzeit ist er in Gefangenschaft. Wen wundert es? Der ehemalige Verbündete Zane Arkeen hat Verrat geübt. Mittlerweile ist der aber auch schon wieder ein Verfolgter. Und das gleich von mehreren Seiten. So ist Raymo, auf Gedeih und Verderb dem Königtum Twyddym ausgeliefert, zusammen mit General ak Sokay, vorher loyaler Militär, später Intrigant,  und Lizia, deren Schwester Rielle heuer den Königsthron von Twyddyn mit ihrem Hinterteil anwärmt, auf einem hyperbrutalen Kurs steuert und den ehemaligen Feind ins Land holt. Milaras Edelkaste wird in Adelstand Twyddyns integriert, sehr zum Leidwesen der Hiesigen. Der Aufstand liegt förmlich in der Luft. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Ivo Pala legt, nachhaltig, nach und empfiehlt sich als ein Schriftsteller, der die Dark Fantasy nicht nur beherrscht, sondern ihr auch eine neue Richtung geben und ihr einen neuen Stempel aufdrücken wird. Da können sich einige Mitbewerber dieses Genres warm anziehen. Der Mann hat es drauf. In Kutera stehen die Zeichen auf Sturm. Da in diesem Landstrich die Naturverhältnisse noch scheinbar geordnet sind, wird dieser Kontinent Zielpunkt neuer militärischer Attacken. Diese Ressourcen muss sich das vereinigte Königreich sichern. Nachdem  Raymo und Szuma hier schon mal für Klarheit gesorgt, sprich die Milaresen davon gejagt hatten, plant das milaresische königliche Oberhaupt, verstärkt durch die Heirat mit Rielle und den ihr treuen Vasallen, den erneuten Einfall in das Gebiet, das man heute als Domäne Osceolas und der Seminolen bezeichnen würde. Und Raymo kommt da etwas spät. Szuma, durch sein Ausbleiben alarmiert, macht sich auf die Socken, ihren Gotttöter zu suchen. Papa Trimanu muss die Verantwortung für die Verteidigung seines Landes allein tragen, nun ja nicht ganz, man hat doch vorsorglich so ein, zwei B-Pläne im Rucksack. Der Feind hockt trotzdem plötzlich, aber nicht unerwartet, vor der Haustür und die Klingel zu nutzen steht nicht auf der Agenda, lieber tritt man die Türen ein, um gleich klar zu stellen, der ehemalige Hausherr ist jetzt der Sklave, oder tot. Ivo Pala hat da so manches erhebende Wort dafür. Wer eine Welt in der Finsternis versenken will, kann nicht wirklich Rücksicht auf Kollateralschäden nehmen, die wären, beim Schreiben nur hinderlich. Und da ist Ivo tefal-beschichtet. Es perlt von ihm ab, ist ja nicht sein Schicksal. Die Milaresen juckt das auch nicht und so hat der Krieg eine neue Runde erreicht. Aber Ivo hat ja mehr auf dem Grill, Ash, der gottesgefällige, ist weiterhin auf der Suche. Nachdem er „seinem“ Gott gefunden hat, schickt der ihn gleich weiter, sein Pedant zu töten. Der Tagesgott will den Tod seines Bruders. Nur ohne Nacht gibt es keinen Tag, weiß doch jedes Kind und Ash möchte auch kein Spielball mehr sein, ein Fakt, den er mit Raymo und Szuma teilt. Ivo Pala ist wunderbarer Weise lesenswert, seine Dark World Saga hat einen neuen Höhepunkt gefunden. Nur! Herr Pala, vielen Dank für das zweite Frühstück! Wann gibt es das Dritte? In einer Welt, wo es augenscheinlich kein Morgen geben wird, sollte man die Mahlzeiten gut einteilen, damit der Leser sie auch genießen kann. Mittagessen kann dann noch warten. Wenn erst das Abendessen kommt, ist ja der Tag vorbei und das sollte wirklich nicht sein. Hier könnten wir, als Leser, doch noch etwas mehr Stärkung vertragen.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51916-5  389 Seiten   14,99€ (D)  15,50€ (A)

IVO PALA – Schwarzer Horizont – Archiv Okt. 2016