BUCHCOVER | REZENSION |
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LUCA D`ANDREA –Der Tod so kaltMan wird erwachsen, wenn man lernt, um Verzeihung zu bitten. Luca D`Andrea entpuppt sich als ein Philosoph, der zu den kleinen, aber feinen, Wahrheiten steht, die unser Leben dahingehend auszeichnen, das sie es lebenswert machen könnten. Leider machen wir das viel zu wenig, und wenn, dann geht das auch noch oft ins Leere, was man dann gern als Ausrede nutzt, genau es nicht zu tun. Ein Teufelskreis, den zu durchbrechen, sich nur wenige Menschen in der Lage sehen, lieber lügen wir uns die Taschen voll. Luca schildert das sehr farbenfroh, wenn man Grautöne in seiner Seele bevorzugt. Jeremiah Salinger kann da viele Lieder von singen, wenn auch, vermutlich, er die falsche Tonlage hat. Luca ist Schlitzohr vor dem Herrn. Zwar plätschert er, beginnend, wie ein kleiner friedlicher Bergbach vor sich hin, als er die Biografie von Salinger aufs Reißbrett wirft, aber eines kann man jetzt schon verraten. Er endet als reissende Flut. Salinger war ein Kind, nun ja, nicht wirklich wohlhabender Eltern, jedoch war sein familiäres Umfeld geordnet, in Amerika. Kunst ist sein Anliegen, er will Filme machen, Drehbücher schreiben. Auf Konzerten stellt er fest, dass man mit den Leuten hinter der Bühne manchmal besser quatschen kann, als mit denen, die auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen. Sein und seines Partners, Mike, erstes Projekt wird geboren. „Road Crew“. Er wird älter, lernt Annelise kennen, auf einer Sondervorstellung seiner Doku-Serie. Heirat. Clara wird geboren. Annelise stammt aus Europa und Jerry lässt sich überreden, mal Station in ihrer Heimat zu machen und so landet er in einer Alpenregion, wo man schon mal gerne Gnatsch mit dem Rest des Asienanhängsels gesucht hatte. Und so kleine Dörfer, in gewissen Regionen, egal an welchem Arsch der Welt sie sich befinden, haben ihre eigenen Gesetze. Eines davon heißt, alles, was im Inneren passiert, davon darf nichts nach außen dringen. Annelise hat dort ein Gesetz gebrochen. Salinger geheiratet. Und auch noch ein Kind mit ihm. Und ist ins kleine Bergdorf Siebenhoch, in Südtirol, zurückgekehrt, wo man Annelise und Clara zwar willkommen heißt, jedoch den Mann, mit dem biblischen Vornamen, gerne außen vor lässt, wäre da nicht Schwiegervater Werner. Hier reift sein nächstes Projekt heran, „Mountain Angel“, eine Doku über die Bergrettung. Wobei das schon fast wieder auf Eis gelegt wird, nach dem er einen Unfall hatte, bei dem einige andere Menschen starben. Jeremiah ist paralysiert und hat jetzt erst mal frei, um seine posttraumatische Belastungsstörung zu verarbeiten. Allerdings erfährt er, im Zuge der Geschichten, die ihm, so nach und nach, verklickert werden, dass auch Siebenhoch eine eigene Hölle hat. Die Bletterbach-Schlucht, wo drei Menschen, vor fast dreißig Jahren, ein bestialisches Ende finden. Und der Fall ist noch im Schubfach „Cold Case“. Jerrys Neugier ist geweckt. Allerdings haben so einige Gestalten etwas dagegen, das er hier Nachforschungen anstellt. Nachdem er in allen möglichen Farbschattierungen vor sich hin schimmert, von blauen Augen und diversen Blutergüssen verursacht, hat auch Annelise die Nase voll. Er soll den „Frieden“ wahren. Nicht weiter wühlen, was er hochhausmäßig verspricht. Mehrfach. Nur belügt er seine Frau und versucht heimlich weiter zu forschen, wobei er immer noch mit seinen eigenen Problemen kämpfen muss. Annelise kann man nur bewundern. Luca D`Andrea schreibt flüssig, humorvoll und spannend. Gibt herausragende Bilder von einer Landschaft frei, so dass man schon fast seinen Urlaub dort planen möchte. Guckt mal bei den Paläontologen vorbei, was ja sehr interessant ist, insbesondere für Clara und den Leser. Und er schaut in die Tiefen von menschlichen Seelen, die einfach nur Schauer auf dem Rücken erzeugen, die die Schulterblätter zusammenziehen lassen, so dass man wie ein Gargoyle vor dem Buch sitzt. ISBN 978-3-421-04759-5 469 Seiten 14,99€ (D) |