BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

CONSTANZE LINDNER –

Miss Verständnis

Auch wenn sich Frau Lindner mehr an eine weibliche Leserschaft wenden möchte, so hat man doch auch als männlicher Part im Universum des Lebens durchaus seine wahre Freude an diesen Zeilen. Wobei man anführen kann, das man als ein XY Chromosomen Träger einige Einblicke bekommt, die man vorher nicht wahrgenommen hat, nicht wahrnehmen wollte oder man schlicht weg keine Ahnung hatte, wie weibliche Intuition funktionieren könnte. Eines der größten Geheimnisse, beispielsweise, der Frau kommt hier unter die Lupe, die Handtasche. Ein unverzichtbares Utensil, in das mehr hinein passt, als in den Tornister eines Soldaten, der sich aufmacht, kilometerweit von zu Hause aus zu operieren und selbst dann noch persönliche Luftunterstützung benötigt, um mit seinem Alltag vor Ort klar zu kommen. Wie das funktioniert, nimmt Constanze Lindner mal als ein Thema. Und warum Handtaschen auch immer in ausreichender Anzahl vorhanden sein müssen, selbst wenn oder gerade weil man ja nur eine trägt. Für Männer ist das ein Mysterium, das ihnen selbst nach ellenlangen Erklärungen immer noch fremd anmuten wird, aber das ist halt so. Männer, wie Moses, irrten ja auch vierzig Tage in der Wüste herum, eine Frau hätte nach dem Weg gefragt oder sich ein Taxi geholt und sei es in der Form eines Kamels gewesen. Frau Lindner nimmt so alles auf die Schippe, was geht, einschließlich sich selbst. Vom Schönheits- und Schlankheitswahn, über den Sinn von Diäten, den Umgang mit Haustieren, insbesondere auch vereinsamten Handtaschen, Fußball, Dosenbier, hier ist für jede Frau etwas dabei, während sich der Mann ganz nebenbei und auch umfassend, darüber informieren kann, wie die Welt der Frauen tickt. Ob er das dann versteht, wird vermutlich nicht zufriedenstellend geklärt werden können, da seine Welt sich doch anders dreht. Ob Miss Verständnis oder Missverständnis, Frau Lindner tobt fröhlich durch ihre Seiten und hat ihre wahre Freude daran, einen Blick auf das pralle Leben zu werfen, aber auch mal sich mal zu echauffieren, was die Corona-Maßnahmen gebracht, oder besser nicht gebracht haben, außer das man Menschen willkürlich drangsaliert und das noch immer tut, im Namen einer Art „Wissenschaft“, die keine ist, weil diese nur aus Konjunktivitis besteht. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist das Buch im Grundtenor lebensbejahend, eine Liebeserklärung an das allgemeine Leben, wenn es denn irgendwann von solchen Vollpfosten wie Lauterbach mal befreit wird und eine Laudatio für alle Menschen, die so sind, wie sie sind und hier spricht sie beide Geschlechter an, die in dieser Welt nun mal zusammen gehören, wie ein Paar Schuhe. Mit nur einem geht das ja nicht wirklich. Es ist egal, ob man groß oder klein, dick oder dünn ist, man sollte für sich immer das beste machen, ohne andere fragen zu müssen, ob das jetzt relevant ist. Wenn einer mit einem anderen nicht klarkommt, dann sollte man das sein lassen und alles ist okay. Da braucht es keine aggressive Konfrontation, wie beispielsweise, Du musst jetzt hungern, um Pfunde loszuwerden. Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, kommt alles andere auch schon. Wichtig ist der Umgang miteinander, ohne Neid und Leid, trotz Meinungsverschiedenheiten rücksichtsvoll zu bleiben, ohne sich und andere zu verbiegen. Und das kann sogar funktionieren, man muss nur die Einflüsterer aus seinem Leben raus halten. Da kann man Constanze Lindner nur Recht geben.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-79136-3 218 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A)