BUCHCOVERREZENSION
Goessling.a Lesung WolfsWut

LESUNG MIT ANDREAS GÖSSLING –

„Wolfswut“ – 01.03.2018
Bruno-Lösche-Bibliothek,
Perleberger Straße 33,
10559 Berlin

Engagiert, in Sachen Literatur, ist man in der Bruno-Lösche-Bibliothek, in Berlin-Moabit, in jedem Fall und auch auf einem Trip Nachbarschaftshilfe, den man heute, wahrscheinlich eher selten sieht. Ein Grund für Andreas Gößling, genau hier sein neues Werk vorzustellen. „Wolfswut“ ist ein True-Crime-Thriller, der es in sich hat. Das Buch ist blanker Wahnsinn, das kann man jetzt schon so sagen. Nach der Begrüßung des Autors und des Auditoriums konnte es losgehen. Herr Gößling beginnt damit, wie diese nervenzerfetzende Geschichte überhaupt erst entstehen konnte. Die Grundlage seines Buches hat den Ursprung im Falle des sogenannten Hessen-Ripper Manfred Seel, dem Mörder mit der Klarinette. Ein Serienmörder, dem man erst lange nach seinem Tod auf die Spur kam. Nur hat der Autor das Szenario nach Berlin verlegt, damit Max, der Kollege von Hallstein, Andreas Hauptermittlerin, nicht mehr im Superspeed mit deren Saab-Aero durch die Stadt gedüst wird und  mit anschließendem Anfällen von Erbrechen zu kämpfen hat, sondern, gemütlich, den städtischen Nahverkehr nutzen kann. Da hat unser Literat alles richtig gemacht. Max soll ja schließlich in einem Mordfall mitermitteln und nicht ständig, grün um die Nase, das Bett hüten. Andreas hatte zwar noch ein paar andere Gründe, den Schauplatz zu ändern, aber die waren doch eher nebensächlich. Herr Gößling hat eine Faszination für Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die Anwesenheit von Robert Luis Stevenson war hier zwar nicht von Nöten, auch nicht wirklich möglich, aber trotzdem zu spüren. Und Andreas versucht sich auch in Erklärungen, faszinierend. Gedankengänge, die er an sein Publikum weitergibt, mit dem er aktiv die Diskussion sucht. Und kommt zu einem der schaurigsten Themen unserer heutigen Gesellschaft. Mordopfer. Nicht die, die umkommen, infolge von durchgebrannten Sicherungen. Da könnte man, in gewissen Grenzen, sogar noch Verständnis haben, auch wenn das trügerisch ohne Ende ist. Sondern die gezielt gesucht werden, um Süchte zu befriedigen oder/und sogar um damit Geld zu verdienen. Eine Risiko-Gruppe sind sogenannte Illegale. Menschen, die von den Behörden nicht wahrgenommen werden, oder ignoriert werden, bürokratisch nichtexistent sind. Prostituierten, beiderlei Geschlechts, fremd und fern der angestammten Heimat, meist drogenabhängig, und hier stellt sich eine Frage. Warum kann das passieren? Anzeigen sind hier eher selten, keiner vermisst sie. Menschen, denen das Grundgesetz des Deutschen Staates, da war mal was mit Würde und unantastbar, den Stinkefinger zeigt. Währenddessen der, oder die, Täter sich genüsslich ihr Bier und ihre Bratwurst schmecken lassen. Herr Gößling hat so einige Informationen auf Lager. Und so kann die Alptraumreise von Lotte Soltau beginnen. Im Erbfall, nach dem Tode ihres geliebten und, von allen, verehrten Paps, Alex, findet sie Leichenteile von mehreren Frauen, sorgfältig konserviert in Fässern. Und, in der Zeit wo der Autor diese Zeilen vorliest, kann man sich schon mal Gedanken machen, warum Lotte dem Alkohol verfällt. Und Hallstein anfangen muss, zu ermitteln. Denkt bitte daran, keiner nennt sie Frau Hallstein oder Kira. Alle nennen sie nur Hallstein. Also, wenn Euch Euer Leben lieb ist, haltet Euch an ihre Regeln. Die Frau kann hier recht ungemütlich werden. Fragt den Autor. Der, jetzt schon, darunter leiden musste, weil seine Protagonistin hier ihre Grenzen übersprungen hat. Macht Euch keine Gedanken, Andreas Gößling wird das überleben, ist ja seine eigene Figur, der er Substanz gegeben hat. Und eine Art innovatives, wie auch interaktives, Eigenleben entwickeln lässt, dass man als Leser auch aufsaugen wird. Anschließend gibt es noch Informationen, und hier macht Andreas keine Kompromisse. Zahlen, Daten, Fakten. Die man nicht wirklich aus einer Tagespresse bekommt, und auch offizielle Stellen, die man befragen könnte, würden sich gerne in ein, sehr würdeloses, Schweigen hüllen wollen. Weil sie hilflos sind, oder sein wollen, nicht wirklich etwas ändern können oder auch nicht wollen. Nur! Wenn man selbst ein Opfer von Gewalt wurde, und nicht getötet wurde, oder auch, wenn man hinter den Horizont schaut, sieht man solche Dinge der Welt doch etwas anders. Herr Gössling hat einen weiten Blick bewiesen, über den man mal nachdenken sollte. Gerade wenn Frau Merkel und Konsorten wieder über Menschenrechte schwadronieren wollen, deren Sinn ihnen, jedoch und jederzeit, abgehen und/oder im Verborgenen bleiben werden. Weil sie nicht auf der Höhe eines normalen menschlichen Denkens sind.

ANDREAS GÖSSLING – Wolfswut