BUCHCOVERREZENSION
Foehr.a SchwarzeWasser

ANDREAS FÖHR –

Schwarzwasser

Wenn Andreas Föhr seine Spezialeinheit zur Verbrechensbekämpfung wieder in Marsch setzt, dann bleibt kein Auge trocken. Seine Figuren haben einen Wiedererkennungswert sonders gleichen. Kommissar Wallner, der Vorzeigepolizist, der jedoch immer wieder Gesetzeslücken finden muss um seinem Kollegen, Leo Kreuthner, das werte Hinterteil zu retten, wobei er häufig an die Grenzen, seiner Geduld und seiner Toleranz, kommt, da Leo die seinen, sehr häufig, soweit überschreitet, das man ihn auch als einen Antipoden-Polizisten bezeichnen könnte. Und Leo ist schon wieder mal auf Abwegen. Auf dem Faschingsball in der berüchtigten „Mangfallmühle“, dem lokalen Vergnügungszentrum, wohin Herr Kreuthner auch seine schwarzgebrannten alkoholischen Endprodukte liefert, trifft er Michaela Hundsgeiger und er kann nicht anders, er muss die Frau irgendwie beeindrucken. Es könnte ja ein Schäferstündchen winken. Andreas hat so prickelnde Dialoge, da schlägt es sogar die Katze aus dem Fell. Der Leser wird federleicht und federnd durch seinen Alltag schweben, und ein so fröhliches Gewieher von sich geben, das echte Polizisten sich gezwungen sehen werden, den, mittlerweile übers Wasser gehenden, Buchkonsumenten vorübergehend festzunehmen, um ihn eine stationäre Behandlung einweisen zu lassen, also haltet Euch in der Öffentlichkeit etwas zurück. Und Leo erzählt was vom Pferd. Schmuckes Häuschen, genau geeignet für Momente zu zweit. Gehört zwar jemanden anderem, aber das muss Michaela ja nicht wissen, was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Gesagt, getan. Leo lässt sich und die Hundsgeigerin in besagtes Häusle fahren, wo jedoch schon der Hausherr auf sie wartet, allerdings tot, erschossen. Und sein Besuch ist auch noch da. Eine junge Frau mit einer Pistole in der Hand. Leo muss Meldung machen, die Michi ist traumatisiert. Ob vom dem Toten oder dem Alkoholkonsum der Kreuthnerschen Produktpalette, lassen wir mal dahingestellt. Und die junge, bewaffnete, Frau schwört Stein und Bein, dem Toten nichts getan zu haben. Wallner muss sich jetzt durch die gestellten Ungereimtheiten graben und der Tote gibt ihm noch mehr Rätsel auf. Diesen Mann gibt es gar nicht. Klaus Wartberg hat nie gelebt. Und doch war er mal da. Nur wer ist der Tote. Fragen über Fragen und dazu die Suche nach der einzigen Verdächtigen, die Wallner zwar verhaftet hat, von Leo jedoch unter die Fittiche genommen wurde. Auch Schwarzbrenner können ein gutes Herz haben und, wenn die Umstände es zulassen, der Polizeiarbeit so manchen Baumstamm in den Weg rollen, auch wenn man die eigenen Kollegen dabei sabotiert. Aber vielleicht könnte hier andere Erkenntnisse Wurzeln schlagen und die Sabotage bewirken, auch in andere Richtungen zu ermitteln. So Leos Plan, wie immer katastrophal und völlig neben der Spur. Zumindest kann man Lara in die Geheimnisse der Schwarzbrennerei einweihen, damit sie, unabhängig vom Sozialstaat, sich eine eigene Existenz aufbauen könnte. Der Berliner Leser kann sich schon mal freuen. Im Zuge der Ermittlungen muss Wallner in die Hauptstadt kommen. Vor zwanzig Jahren gab es hier ein Wirtschaftsverbrechen, eins von so vielen, die von der Treuhand gesponsert waren. Und das muss Clemens Wallner unter die Lupe nehmen, um in der Existenzfrage eines Toten zu ermitteln, der nie gelebt hat. Andreas Föhr hat wieder einen vollen Fang gemacht und führt seine Lesergemeinde wieder auf die buntesten Wiesen, die Literatur hergeben wird, wo man sich dann austoben kann und die Katze ihr Fell an den Kleiderständer hängt. Andreas Föhr ist einer bildhaftesten Schriftsteller, die wir haben, dessen Schilderungen einen tristen grauen Alltag vergessen lassen. Dafür steht man jeden Morgen wieder gerne auf, auch wenn erst mal die Arbeit ruft. Auf dem Wege dorthin kann man ja lesen.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65421-7 388 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)

ANDREAS FÖHR – Wolfsschlucht – Archiv Oktober 2016