BUCHCOVER | REZENSION |
---|---|
CHRIS TVEDT –Der vierte Kreis der HölleMan gut, das Edvard Martre die Ruhe weg hat. Sich auch durch seinen Schöpfer nicht wirklich aus selbiger bringen lässt. Meistens. Der Mann ist der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Dass er sich dabei, manchmal, im Interesse einzelner, dazu hinreißt, die Gesetzeslage etwas auszudehnen, sollte diesem Mann jedoch eher gut geschrieben werden. Als Beamter der Kripos Oslo wird er wieder, zur Unterstützung, nach Bergen versetzt. Die Jungs und Mädels dort brauchen wieder tatkräftige Hilfe. Chris Tvedt setzt auf Edvard und landet damit wieder einen Volltreffer. Beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Die beiden haben es ja auch richtig gut drauf, sich gegenseitig zu ergänzen. In Bergen wurde ein Raubüberfall auf eine Geldverteilerzentrale verübt. Eine Mitarbeiterin, geistesgegenwärtig, aktiviert Sicherheitsmaßnahmen, sprich, das Zeitschloss des Tresors, wo ein paar Millionen Kronen herumliegen und, eigentlich ausgeliefert werden sollten, an die entsprechenden Geldautomaten. Die Jungs vom Überfallkommando erbeuten, in Anbetracht des Tresorinhaltes, nur ein Trinkgeld. Anschließend begeht einer der Täter einen brutalen, wie augenscheinlich auch sinnlosen Mord. Irgendetwas passt hier nicht zusammen. Chris Tvedt schickt Edvard Martre ein zweites Mal in den Ring. Der erste Punch war ja schon nervlich schweißtreibend. Mehrere Morde an Frauen, die man einem Täter zuordnen konnte, aber einer passte da nicht in das Schema hinein. Ist bis dato zwar noch unaufgeklärt, aber als abgeschlossen zu den Akten gelegt worden. Chris hat sich für seinen zweiten „Matre-Fall“ einige Optionen offen gelassen, und das nutzt er jetzt genüsslich aus, um seinen Lesern einen weiteren unterhaltsamen Leseabend zu garantieren. Solveig, nach dem nervenaufreibenden ersten Fall, hat den Dienst quittiert und lässt sich etwas gehen. Nur ihren Verdacht, dass ihr ehemaliger Kollege Tommy den nicht aufgeklärten Mord an Emma damals begangen hat, ist immer noch präsent. Sie will ihn läutern, dass er gesteht. Immerhin hat er ihr damals das Leben gerettet und sein eigenes dabei riskiert, während sie handlungsunfähig war. Und sie vertraut sich Edvard an. Obwohl Martre Kreise läuft, versucht er im Hintergrund bleibend, doch irgendwie zu helfen. Die Bande der Bankräuber hatte einen Insider. Martre tappt zwar noch im Dunklen, hat aber schon einen Verdacht, nur darf er nicht weiter ermitteln, da der Staatsschutz auf der Matte steht. Was Edvard Martre dann doch die Contenance verlieren lässt. Er ist Polizist und muss Menschenleben schützen, während der PSD ganz andere Ziele verfolgt und es nicht einmal für nötig hält, ihn einzuweihen. Und der Bankraub zieht Kreise, hinterlässt brennende Landschaften, im wahrsten Sinne des Wortes. Chris Tvedt ist da sehr engagiert bei der Sache. Tommy will sich in die Bande einschleusen, mit Edvards stillem Einverständnis. Nur Ulv Johnson lässt sich nicht so leicht in die Karten gucken. Seine Bande ist zwar kein Staatssicherheitsrisiko, wie der PSD vermuten will, jedoch geldgierig, ausländerfeindlich aufgestellt, hasserfüllt auf fast die ganze Welt, brutal und schreckt vor keinem Blutvergießen zurück, vorzugsweise, wenn es andere trifft, um ihre Ziele zu erreichen. Und sie bleibt aktiv, trotz einiger Line-Up-Wechsel. Wobei Ulv der führende Kopf ist und in seinen „Unterstellten“ genauso Abfall sieht, wie jeden Ausländer. Chris Tvedt schreibt flüssig, ohne Kunstpausen. Im Gegensatz zu Joseph Haydn´s sattsam bekannter Sinfonie, präsentiert Chris einen Paukenschlag nach dem anderen, und das von Anfang an, bis zum Ende seiner Seiten. Ihr wollt atmen? Was soll Edvard sagen? Tvedt ist, wahrscheinlich, Fan der Band Fehlfarben aus der Neuen Deutschen Welle. Keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Ob es dann vorangeht? Chris Tvedt ist seine Zeilen zu lesen in jedem Falle wert.(Knaur) ISBN 978-3-426-51875-5 397 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) CHRIS TVEDT – Zu Staub sollst Du zerfallen – Archiv April 2015 |