BUCHCOVERREZENSION
Manstein.b Julimord

BODO MANSTEIN –

Juli.Mord.

Was Herr Manstein, beim Schreiben, so alles eingenommen hat, sollte besser sein Geheimnis bleiben. Sonst nimmt das jeder und so viele Bücher kann dann wirklich keiner lesen, beim besten Willen nicht. „Juli.Mord.“ ist ein ausgewachsener Thriller, mit einem sehr interessanten Hintergrund. Als erste Schlüsselszene setzt er dem Leser eine Situation vor, die, ja, alltäglich ist. Frau verliebt sich in Mann. Mann ist verheiratet und will Schluss machen. Und Frau macht dann richtig Schluss, aus der Situation heraus und wenn auch eher unüberlegt, aber das Ergebnis bleibt der Tod. Endgültig! Suizid aus einem klassischen Grund, auch wenn das Resultat eigentlich nicht beabsichtigt war. Das ruft den Rächer auf den Plan? Bodo lässt das aber erst mal beiseite und zieht, nach dem Prolog, in eine Art Familienleben ein. Benning, Freizeitjournalist, Inselmaler auf Sylt und, nach Erbschaft finanziell unabhängig, hat jetzt noch Gunda geerbt, die Tochter seines früh verunglückten Freundes Henning, mit dem ihm eine lange Freundschaft verband. Sozusagen ist er jetzt der Ziehvater. Und auf Sylt sollte es ja gemütlich zugehen. Nur wird wieder ein totes Mädchen gefunden und Benning soll als Pressesprachrohr für die Polizei eingesetzt werden, dafür aber auch auf dem neuesten Stand der Ermittlungen gehalten werden. Gleich seinem Namensvetter, damals noch Generalleutnant, Erich von Manstein, dem gedanklichen Vater der Operation „Sichelschnitt“, die den Alliierten an der Westfront 1940 fast das Genick gebrochen hätte,  fährt Bodo dem Leser, aber richtig knackig, in die Kurve. Wer hätte das gedacht, bei den ersten Seiten? Hinrichs, leitender Kommissar der Westerländer Kripo hat keinen leichten Stand, von Benning, jetzt offiziell bestätigt als Polizeiberichterstatter, ganz zu schweigen. Wie Perlen auf einem Rosenkranz, ziehen sie einen ungeklärten Mordfall nach dem anderen aus der Versenkung. Da hat jemand richtig Hass auf die Menschheit aufgebaut und lässt dem auch freien Lauf. Benning darf hier zwar berichten, hat aber nicht die Möglichkeiten hilfreich einzugreifen. Da ist die Polizei, bei aller Freundschaft und Hilfsbereitschaft, doch eher störrisch, verständlich. Polizeiarbeit sollten Menschen machen, die etwas davon verstehen. Freizeit-Sherlock-Holmes sollten lieber auf sich selbst aufpassen, als auf andere. Wenn sie es nicht machen, geraten sie ganz schnell in ein Fadenkreuz, das sie nicht sehen oder erahnen können, vor allem dann, wenn der Täter skrupellos ist, zu allem fähig. Man selbst ist es ja dann doch nicht und schon steckt man in der Opferrolle. Die vorgenannter, hasserfüllter und, damit auch völlig weltblinder, Rächer nur zu gern ausnutzen wird. Das Motiv nach vorn geschoben, obwohl es keine Grundlage hat, wird diesen Täter nicht nur nicht daran hindern, gnadenlos zu zuschlagen, sondern für ihn die Bestätigung sein, sich für den Nabel der Welt zu halten. Seinen kranken Gedanken kann man, als Normalmensch dann doch nicht mehr folgen. Herr Manstein braucht keinen Generalleutnant. Und auch kein Militär. Das Buch schlägt auch so voll durch und hinterlässt brennende Bilder im Hinterkopf.

(Knaur)

ISBN 978-3-456-51867-0  301 Seiten   9,99€ (D)  10,30€ (A)