BUCHCOVERREZENSION
Low.r Raubzug Eingeschworenen

ROBERT LOW –

Raubzug (Die Eingeschworenen)

Orm Ruriksson steht hier im Mittelpunkt. Robert Low hat die Zeit, weit nach Alfred dem Großen, im Sinn, wo die Nordmänner sich zwar noch regelmäßig in der Welt verteilen, nur in England nicht mehr ganz so häufig, da es auf den britonischen Inseln, statt Beute nur noch blutige Nasen zu holen gibt. Und Orms Geschichte beginnt mit einem Marsch durch den beginnenden Winterschnee, im Süden Norwegens, Richtung Witwe Freydis, die Verpflegung, für sich selbst, und Futter für das zu versorgende Tierensemble ihres Haushaltes benötigt. Und noch viele Dinge mehr, nur, da werfen wir erst mal den Mantel des Schweigens darüber. Aber Freydis bekommt nicht nur Besuch von Ruriks Sohn. Ein Eisbär hat sich auch eingeladen und der hat richtigen Hunger. Auf den ersten Seiten zeigt sich schon, dass Robert einen ziemlich schrägen Humor hat. Die Auffinde-Situation ist doch etwas verzwickt. Der, eher ungebetene, Gast im weißen Fell hat eine Lanze im Rachen, was die Todesursache erklären würde, hat aber auch Orms Schwert im Wanst, der zitternd neben dem toten Bären liegt. Und Freydis, deren Lanze im Bärenkörper steckt, ist tot. Was Orms Vater Rurik, der nach langjähriger Abwesenheit mal durch Anwesenheit glänzen möchte, und nicht nur ihn, dazu verleitet, den fünfzehnjährigen Bengel in einen „Bärentöter“ zu verwandeln. Robert lässt die Puppen tanzen, Orm muss das ausbaden. Die „Eingeschworenen“, unter Einar dem Schwarzen, sind in Björnshafen angelandet. Von Gunnar Raudi gerufen. Papa Rurik ist der Steuermann der „Fjord Elk“, einer der besten seiner Zunft, die der Straße der Wale folgen. Und Orm verwickelt seinen weiteren Werdegang mit dieser Truppe Wikinger, die in die Welt heraus fahren, für, eher Beute als Ruhm, aber das weiß der kleine Racker, mit dem furchtgebietenden Namen ja noch nicht. Familienzwistigkeiten, Pflegevater wird mit dem Kopf auf einem Speer, ohne Körper, zur Schau gestellt und dessen Söhne sind schon im Anmarsch, beschleunigen die Familienzusammenführung der etwas anderen Art und Gunnar wird mit zur Party eingeladen, den Schatz von Attila dem Hunnen, der „Gottesgeißel“, zu suchen. Die Odyssee des Orm Ruriksson „Bärentöter“ nimmt ihren Anfang. Während Robert Low, im Thema, Bernard Cornwell folgt, geht seine Schreibweise doch mehr in die Richtung Steven King, nur dass er andere farbenfrohe Worte verwendet, aber ebenso häufig, wie der King of Horror. Muss man dann in Kauf nehmen. Wenn man seine Seiten lesen möchte. Und die werden interessant. Im Schlepptau Einar des Schwarzen und Hild, der Nachfahrin der berühmten Schwertschmiede der Wälsungen, die Attilas Schwert, und nicht nur seins, hergestellt hatten, sondern auch für den Tod des Hunnen verantwortlich sein sollen, tritt der junge Orm von einem Fettnäpfchen ins nächste, die Robert Low, in vorausschauender Weise, schon einmal bereit gestellt hat. Uhtred von Bebbanburg bekommt hier ungeahnte Konkurrenz, Bernard Cornwell lässt grüßen. Robert Low hat einen, gut recherchierten, Roman hingelegt, der, aber nicht nur, von den geschichtlichen Hintergründen lebt. Auch seine Fantasie hatte keine Grenzen und künstlerischer Freiheit sollte man Tribut zollen. Toller Roman. So gut in Szene gesetzt, dass alle Kollegen, dieses Genres, sich positiv äußern. Als Leser sollte man das auch machen.

(Heyne)

ISBN 978-3-453-40905-7    455 Seiten    8,99€ (D)  9,30€(A)