BUCHCOVERREZENSION
Cho.z DieMagierSeinerMajestaet

ZEN CHO –

Die Magier Seiner Majestät

"So konnte es nicht weitergehen. Es musste etwas geschehen, und wer hätte sich besser darum kümmern können als Prunella Gentleman?“ Zen Cho darf sich zu den Überfliegern der Fantasy zählen, die man sich, ohne Zeitverlust, aber so etwas von reinzieht, da rascheln die Buchseiten zustimmend mit, machen sich schon selbstständig. Das Zähneputzen sollte man trotzdem nicht vernachlässigen. Mit Fug und Recht kann man sagen, auch andere Länder bringen fantastische AutorInnen zur Welt. Man muss sie nur entdecken, und mit diesem Verlag sollte es einem dann doch etwas leichter fallen. Die Frau kann schreiben, ohne jeden Zweifel, da springen einem die Augäpfel auf die Seiten, die man vor sich hat und wollen, eigenständig, mehr. MEHR. England, zu Napoleons Zeiten, hat einen reichhaltigen Verlust an magischem Gewebe zu verzeichnen. Wo der Obermeister der Thaumaturgen, Sir Steven schon lange und vorausschauend nachgedacht hat, darf sein Mündel Zacharias, als sein Nachfolger, dann nahtlos weiterarbeiten. Hat aber mehrere Probleme. Wythe Junior ist schwarz, aus einer Sklaverei herausgekauft, das Adoptivkind von Sir Steven Wythe, der einfach nur weitsichtiger war, als der Rest seiner Umwelt. „Un“-Welt wäre der bessere „Fach“-Begriff. Mohrenkinder können magisch nicht begabt sein, so die weltmännische Überzeugung der englischen Zauberer und schon steht Zack im Fadenkreuz der rassistisch eingestellten Lackaffenoberschicht des britischen Zauberer-Gewerbes. Und Frauen können auch keine Magie weben, wo kämen wir denn dahin, dass die Weiber plötzlich den Aufstand machen und eigene Mohrrüben oder Kräuter züchten. Eventuell noch Magie selbstständig ausüben. Gott, die Mädels könnten sich ja selbst verletzten! Was aber viel schlimmer ist! Die Männer, die ja alles können, in Frage zu stellen? Das geht gar nicht!  Frau Cho, aus Malaysia stammend, in England lebend, dürfte hier wohl eigene, sehr unangenehme, Erfahrungen im Alltagsleben mit umgesetzt haben. Macht sie aber mit einem Humor, der einen von den Socken haut. In einer von Männern dominierten Welt, wie wir sie ja heute noch haben, einschließlich des unausbleiblichen Rassismus, lässt sie mal die Korken knallen. Und das mit Genuss. Zack ist zwar ein Afro-Zauberer, (war der „Afro-Samurai“ aber auch, auf die eine oder andere Art, nur? wen hat das interessiert? Samuel L. Jackson war doch sehr  überzeugend, und heute ist die Zeit auch etwas fortgeschrittener, wenn auch nicht viel. Guckt  einfach mal im AGM-Magazin nach) aber er ist auch der Nachfolger von Sir Steven, der immer noch in seinem Gedächtnis herumgeistert. Der Stab des Obermeisters sucht sich seinen Magier selbst. Daran ist nicht zu rütteln. Sir Steven und sein Vertrauter, Leofric, haben Zack auf Formation gebracht, und in nachhaltiger Überlegung hat der Stiefsohn seinen Vater herausklaubt, aus einer Verbindung, die mörderisch enden sollte. Der dafür den eigenen „Tod“, mit einer Art Zombieleben, in Kauf genommen hat. Schmerzen sind Zacks Lohn und der Stab des Königlichen Magiers. Ob das den englischen König wirklich interessiert, darf dann doch stark bezweifelt werden. Was die „White Power“ Englands jetzt nicht daran hindern wird, den Guerilla-Krieg gegen Zacharias Wythe auszuloben, der zwar der fähigste Magier des britischen Empires sein dürfte, nur eben etwas anders ist. Zen Cho ist sehr überzeugend in ihrer Federführung. Besticht durch ausdrucksstarke Bilder, sehr unterschwelligem Humor und Charakteren, die nicht wirklich alltäglich sind. Zack ist mehr der zurückhaltende, fast schon misanthropisch zu nennen. Miss Gentleman hat da kein Problem im Umgang mit Menschen, das perfekte Gegenteil zum derzeit amtierenden Königlichen Magier, dessen Lehrling sie jetzt darstellt, ist jedoch schon wieder, fast, zu ehrlich, obwohl sie so einige Winkelzüge beherrscht. Und dass auch, gerade gegenüber Zacharias Wythe ausspielt. Prunella hat doch mehr drauf, als nur Zahnbelag. Sie ist die erste Magierin, hat jedoch drei Vertraute aus einem fremden Reich. Ein absoluter Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, nur einen haben zu können, nur die Thaumaturgen Englands sind ja in so manchen Affronts geübt, da dürfte das nicht weiter auffallen. Turbulente Geschichte, die den Lesern das Lesen versüßt, ob unterwegs oder daheim, wo die Glotze garantiert ausbleiben wird. Tipp am Rande. Eine lückenlose Versorgung der Katze mit Futter und ein gemütliches Plätzchen zum Lesen, wo auch der Stubentiger noch Platz zum Kuscheln hat, sowie diverse Snacks und Getränke in Reichweite, sind hier sehr von Vorteil, für einen unterhaltsamen Buchabend.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51914-1  447  Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)