BUCHCOVERREZENSION
Rose.k Todesschuss

KAREN ROSE –

Todesschuss

Karen Rose rollt, wie eine Panzerarmee, über den Leser hinweg und planiert eine Schneise der Verwüstung durch das menschliche Leben, in dem sie reihenweise erst mal so einige ihrer Nebendarsteller unter die Dusche treibt, die dann in der Handlung eben als Todesfall, Mordopfer, zur falschen Zeit, am falschen Ort, auftreten und sich noch nicht mal dazu äußern dürfen. Die Frau ist richtig gut. Ab der ersten Seite spannend, ohne Vorgeplänkel, dass muss man ihr erst einmal nachmachen. Ihre Opfer sind, Gott sei es gedankt, virtueller Natur, was sie jedoch nicht stört, große Lücken in die humane Lebensform zu reißen, die, gerade am Anfang, nicht einmal dafür verantwortlich gemacht werden kann. Da sind dann doch andere Kräfte am Werk. Stevie Mazzetti kann da ganze Arien von singen. Sie ist Cop im freiesten Land der Welt und jetzt zum beliebtesten Ziel einer Menschenjagd geworden, die ohne Beispiel ist. Sie hat vor acht Jahren ihren Mann und ihren Sohn verloren, als sie schwanger war, mit Cordelia. Nur hat sie damals ein paar zwielichtige Sachen aufgedeckt und deren Schatten reichen weit. Nachdem die letzten Jahre auch kein Eis essen waren, will ein, wollen mehrere, Killer jetzt ganze Arbeit leisten. Innerhalb von wenigen Tagen wird Stevie öfter zum Zielobjekt, nur sterben immer andere, die leider, im Weg stehen. Clay Maynard, Sicherheitsexperte, und viele andere Verantwortliche sind da seiner Meinung, will die Frau aus der Schusslinie schaffen. Aber die sträubt sich, wie eine Katze, die jetzt keine Streicheleinheiten haben will. Dass sie ihr Kind einem unnötigen Risiko aussetzt, muss man dem Sturkopf erst mal begreiflich machen. Cordelia ist ein traumatisiertes Kind, hat ja schon in jungen Jahren eine Waffe im Gesicht gehabt, gehalten von einem Menschen, dem sie und ihre Mutter vertraut hatten, der sich jedoch als fauler Apfel entpuppte. Vom Verlust des Vaters und Bruders ganz abzusehen. Karen Rose ist schonungslos bei der Sache und macht weder halbe Sachen, noch irgendwelche Gefangenen. Sie geht in die Vollen, da dürfte die Panzerarmee wohl noch das kleinere Übel sein. Der Schlagabtausch, auf der ganzen Linie, kracht durch ihre gesamten Seiten. Mittendrin Stevie und Tochter Cordelia. Clay, verknallt, kann ja passieren, versucht alles menschenmögliche, beide abzuschirmen, nur Stevie hat etwas dagegen, so irrational das dem Leser auch vorkommt. Frau Rose schiebt alle Vorurteile und Negierungsmöglichkeiten, wie mit einem Schneeschieber, auf einen Punkt. Wahnsinn. Da fragt man sich, wann Stevie zur Vernunft kommt. Karen hat da jedoch einen sehr langen Atem. Und Stevie ist stur, sprichwörtlich. Das kann nicht wirklich gutgehen. Interaktives Lesen wird bei Karen Rose ganz groß geschrieben, hat sie schon öfter bewiesen. Sie gehört zu den spitzesten Bleistiften der Thriller-Garde und ist eine ausdruckstarke Autorin, die über eine Bildgewaltigkeit in ihren Zeilen verfügt, die eher selten ist. Wenn Karen Rose am Werke ist, dann verfinstert sich der Horizont, für ihre Figuren. Für den Leser steigt die Sonne am Himmel auf.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51421-4    747  Seiten  9,99€ (D)  10,30€(A)