BUCHCOVERREZENSION
Pala.i SchwarzerHorizont

IVO PALA –

Schwarzer Horizont

Ivo Pala hat die Finsternis über die Menschen gebracht. Es herrscht Dunkelheit, wo früher die Sonne schien, nur noch Rauch, Asche  und Schwärze. Wenn Du Licht haben möchtest, mach die Kerze oder die Fackel an, und verteidige diesen Schein, der etwas Helligkeit in Dein dunkles Dasein trägt, mit Deinem Leben, weil, mehr hast Du nicht! Raymo Ten Mayne, Prinzregent-Nachkomme und Krieger des caldäischen Hochlandclans,  Lizia, eine Sklavin? und Ash, ein Mönch dürfen sich jetzt mit den Problemen herumschlagen, die Ivo, in weiser Voraussicht, sozusagen zum Frühstück, zubereitet hat. Der Weltendonner, der diese Welt ins Chaos, durch die direkte Abwesenheit von Licht, befördert hat,  ist der  Beginn einer neuen Zeitrechnung, in der „Die Apokalyptischen Reiter“ zum Bowling einladen. Knochenkegeln wäre wohl der bessere Ausdruck. Es herrscht nur noch das Recht des Starken. Die gleichnamige Band, aus deutschen Landen, eignet sich übrigens  als hervorragende Begleitmusik zur Lektüre dieser Seiten. … Und „Wir reiten“, wenn die Sonne zum letzten Mal im Meer versinkt…  Die Band Necromorph, aus Berlin stammend, sollte man hier aber auch mitnehmen müssen…Neurological Defizit…Ivo Pala schreibt einen Roman, als ob Morgen alles vorbei ist. Und wenn der Mann Recht behält, wird es auch keinen nächsten Tag mehr geben. Raymo, den Krieger, hat er erst mal, schwerverletzt, aber für weitere Kämpfe qualifiziert, in den Gladiatorengruben von Twyddyn abgeladen. Wo auch Lizia landet, nur in einem Freudenhaus. Düstere Schicksale. Ash ist zwar auch nicht zu beneiden, aber er hat zumindest einen Gott, als Begleiter. Der übles von ihm fernzuhalten versucht. Zumindest aus der Sicht dieses  Gottes. Funktioniert aber nicht immer. Ash ist mit so mancher Maßnahme nicht wirklich einverstanden, besonders dann, wenn Menschen sterben müssen, nur hat eben jener Gott einen ziemlich seltsamen Humor, der sich um Ash´s Gefühle wenig schert. Dieser Gott ist zornig und egoistisch. Bekomme ich mein Eis nicht, werde ich sauer. Bescheiden ist er ebenfalls nicht. Auf solche Götter könnte, man dann wohl, eher verzichten. Wenn diese Pappnase jedoch Dein Boot versenkt und Deine Mitmenschen in Flammen aufgehen lässt, dann gibt es wohl nicht allzu viel Alternativen. Und Ash hat keine wirkliche. Ivo Pala kreiert ausdrucksstark den Anfang der „Dark World Saga“. Da dürften die Posaunen von Jericho nur ein heiseres Krächzen gegen gewesen sein. Bei Ash kann man sich schon mal darauf einstellen, dass man, streckenweise, vor Lachen in den Tresen seiner Stammkneipe beißt, wenn man so unvorsichtig war, dieses Buch dort zu lesen. Die anderen Schicksale beschreibt Ivo aber dann doch etwas finsterer. Wie Pala das so hin bekommen hat? Seine Figuren entwickeln eine Art Eigenleben. Ash, im Beisein seines Gottes, darf jetzt die Magie der Sexualität erfahren, der alten Magie, die schon immer das Überleben der Menschen gesichert hatte. Als Mönch hat er da sehr wenig Erfahrung, aber jetzt weiß er, worum es dabei geht und auch wie. Ivo Pala hat doch einen eher schrägen Humor. Der Mann hat´s drauf. Ivo sollte man einfach im Auge behalten, da gibt es bestimmt noch mehr. Raymo wird für die Flotte zwangsrekrutiert, versklavt und in ein Selbstmordkommando geschickt, das General Ak Sokay erdacht hat. Die Flotte Twyddyns soll Milara, den direkten Konkurrenten, entscheidend schwächen, nur hat der General doch anderweitige Pläne. Twyddyns Flotte ist den milarenischen Galeeren weit unterlegen, und Ak Sokay weiß das nur zu gut. Machiavelli lässt hier grüßen.  Derweil kann sich Lizia mit ihrer kranken Umwelt, in der sie als Spielball von einer Seite zur anderen weitergereicht wird, vertraut machen, wo Ivo sie mal geparkt hat. Und Ash, durch „Gottes“ Willen und Machtdemonstrationen, ist mittlerweile zum Oberhaupt der „Seewölfe“ geworden, einer Art Wikingergemeinschaft, die sich jetzt aufmacht, neue Anhänger zu gewinnen, und die Nachbarn, wenn man denn noch welche findet, das Fürchten zu lehren. Und den Gott zu stellen, der sie „auserkoren“ hat. Herr Pala hat aber noch mehr vor. Raymo, in der „Neuen Welt“ gelandet, soll Teil einer Prophezeiung sein. Szuma hat ihn kämpfen sehen, den Gotttöter, und ist überzeugt, dass er ihr Kämpe ist. Sozusagen der neue Berater für Russel Means, Osceola, Geronimo oder Tatanka Yotanka. Hier heißt er Trimanu und ist Szumas Vater. Nur ist er sehr, sehr skeptisch, was die Fähigkeiten seines Schwiegersohns in spe angeht. Dass Frauen nicht nur Helden gebären, sondern, durch ihre Natur, auch erschaffen und formen können, ist diesem Mann, erst mal  noch ein Novum. Ivo Pala ist, anscheinend, besser informiert und auch bestens, mit Gefechtsführung vertraut. Obwohl man den Lärm der zukünftigen Schlacht schon hören und man das zu vergießende Blut riechen kann…kennt jeder Berufssoldat…„Doch die Zeit schien still zu stehen“. Ivo Pala hat die moderne Kriegsführung ausgepackt. Und dem ungeduldigen Leser und seinen Figuren, in seinen Seiten, unmissverständlich klargemacht, mit blankem Mut und blinden Aktionismus wird man keinen Krieg gewinnen. Szumas Traum ist, das Da´Aghdha endlich wieder erwacht, der Sonnengott. Die Dunkelheit durchbricht. Pala schreibt Geschichte, wie wir sie auf diesem Planeten schon hatten, er macht sie jedoch, erweitert um die Finsternis, noch erlebenswerter. Nachvollziehbarer. Mit Ivo Pala ist ein Traum wahr geworden. Dass wir, die, wir für den gesellschaftlichen Reichtum knuffen, Gerechtigkeit bekommen. Dass der Sonnengott nicht nur eine Scheinfigur ist. Der Verlag „Knaur-Droemer“, das heißt engagierte Schriftsteller und investigativer Journalismus, aus ganzem Herzen. Und dieses Versprechen halten seine Mitarbeiter ein. Auch wenn diese Zielstellung so manche unserer hiesigen Tageszeitungen bisher noch nicht erreicht hat. Wer liest schon Zeitungen? Ivo hat dieses Versprechen erfüllt. Der Mann hat es angepackt und dem Verlag Recht gegeben, das nicht nur bisschen Träumen angesagt, sondern auch Hoffnung da ist. Ivo Pala hat den Grundstein gelegt, ein Schriftsteller zu werden, dem man nachfiebern wird. Das man jetzt schon händeringend auf die Fortsetzung hofft. Ivo, auch wenn es vielleicht kein Morgen mehr geben wird, nach dem heutigen Frühstück, warten wir jetzt auf das Mittagessen. Der nächste, eventuell nicht kommende Tag kann warten.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51915-8  392 Seiten     14,99€ (D)  15,50€ (A)