BUCHCOVERREZENSION
Berg.a TochterDerAngst

ALEX BERG –

Tochter der Angst

Das Thema ist hochbrisant. Die Story ist jedoch unwahrscheinlich gefühlvoll formuliert, trotz der Brisanz. Alex Berg hat da mal etwas vorbereitet. Sie hat hier ein wirkliches Meisterwerk abgeliefert. Wird man fotografisch im Hinterstübchen behalten. Marion hat, sowohl beruflich, als auch privat, einen Tiefpunkt erreicht. Um aus ihrem Alltagstrott heraus zu kommen und sich wieder als nützlich zu empfinden, hat sie, für sich, beschlossen, für „Ärzte ohne Grenzen“  zu arbeiten, und dafür lässt sie ihre, gut bezahlte, Stellung als Oberärztin in Deutschland, und ihre Ehe sausen. Zur dementsprechenden Vorbereitung fliegt sie nach Paris, wo sie sich bei Freunden einquartieren lässt. Dort trifft sie auf Zahra, ein syrisches Flüchtlingsmädchen, Tochter eines reichen, wie einflussreichen Mannes aus dem Nahen Osten. Das Kind ist traumatisiert, spricht nicht, verweigert den Umgang mit anderen Menschen. Traurig, aber leider Wahrheit, dass es in unserer Welt so etwas gibt. Kinder! Als Opfer von machtgeilen Schweinebacken und deren Kriegstreiben, ihrer Gier nach noch mehr Macht und Geld. Alex schildert recht anschaulich solche Schicksale, für die Zahra hier stellvertretend steht. Ob so ein Kind dann normal leben kann, dürfte in den Sternen stehen. Marion bekommt einen Draht zu dem Mädchen. Zahra spricht zwar weiterhin nicht, lässt aber die Nähe von Marion zu. Frau Berg hat nicht nur einen ausgewachsenen Thriller hingelegt, sondern ihn auch mit einer gefühlstarken Geschichte unterlegt. Hundert Prozent empfehlenswert. Was Marion nicht weiß, Zahra ist Bestandteil eines Planes, der nur in die Hosen gehen kann. Angeblich hat das Kind einen Schlüssel zu ziemlich brisanten Informationen, an die Jean Morel unbedingt herankommen muss. Die Verbindung Marions zu Zahra, wäre da schon ein probates Mittel, aus dem Kind genau diese Infos heraus zu kitzeln. Mit wem sich Morel hier anlegt, weiß er vermutlich dann doch nicht so gut, oder doch zu gut? Alex Berg wühlt, wie ein hungriger Fuchs in einem Berg Müll herum, der unsere Umwelt vergiftet, von dem wir, bestenfalls eine Ahnung haben, wie groß dieser Haufen wirklich geworden ist. Handel mit Flüchtlingen, Grausamkeiten, die an allen möglichen Krisenorten, aber auch daheim, um die Ecke herum sozusagen, stattfinden. Lobbyismus an allen Orten, um macht- und geldgeile Verbrecher, die hier mal eine Stange Geld verdienen oder auch nur quälen wollen, ihrer Ziele zu versichern. Da dürfte Claude Baptiste, im Dienste des französischen Staates, wohl ganz schlechte Karten haben, Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Mann probiert es zu mindestens, und das ist schon fast mehr, als man, als Leser verlangen kann. Alex Berg macht dem es dem Ermittler des Innenministeriums schon schwer genug. Vor allen, weil Marion und Zahra in ein Fadenkreuz geraten, das international auf deren Stirn gezeichnet wurde. Sie werden Spielball von Mächten, denen sie nicht gewachsen sind. Nicht, weil sie Courage zeigen. Sondern, weil sie nicht so skrupellos und brutal sind, wie ihre Verfolger, die jeden Trumpf im Ärmel haben. Frau Berg ist der Hammer, ihre Leser der Amboss, wo sie ihre Figuren, als den Stahl der Handlung formt. Der Leser wird ihr aus der Hand fressen.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51319-4   344 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)