BUCHCOVERREZENSION
Lorne.Mac.p DerPirat

MAC P. LORNE –

Der Pirat

Einer der hellsten Sterne am Himmel der englischen Geschichte, vor allem der Seefahrt, war, ohne Zweifel, Sir Francis Drake. Er war der erste Schiffsführer der, bis dato bekannten, Welt, der buchstäblich auf allen Meeren die Luft geschnuppert hatte. Nach Magellan war er der zweite offizielle Weltumsegler, nur, im Gegensatz zu dem Portugiesen kam er noch lebend nach Hause, und das mit viel Beute, die den Spaniern, um diese Zeit die „Weltherrschaft“ innehabend und deren Weiterführung anstrebend, so richtig im Portemonnaie weh getan haben dürfte und sie sich deswegen auf die Fahne geschrieben hatten, Drakes habhaft zu werden. Um den Ketzer „El Draque“  seiner „gerechten“ Strafe vor Gott zu zuführen. Eigentlich mehr dahingehend, einen, zu allem, entschlossenen Gegner sich vom Halse zu halten. Mac hat sich dem Lebenslauf des angelsächsischen Tausendsassas der Meere gewidmet und eine Biografie, einschließlich eines historischen Romans daraus gemacht. Nicht schlecht der Specht, obwohl er den Korsaren, mit englisch-königlichem Kaperpatent, doch eher glorifiziert. Und in seinem Nachwort das auch, dahingegen unterstreicht, warum. Drake war seiner Zeit weit voraus, was natürlich auch seinem Umkreis mit zu zuschreiben ist und er hatte die Gunst der Königin von England, Elizabeth I., die in ihm ein goldenes Kalb sah. Und er hatte Menschen, von denen er nur zu gern lernte, auch wenn sie nicht unbedingt in seinem Dunstkreis involviert waren. Die Spanier waren, bis hier, die führende Seefahrernation, haben sogar das konkurrierende Portugal sich unter den Nagel gerissen und ihre Verbündeten, wie Venedig und Genua, gegen das osmanische Reich, nach der Seeschlacht von Lepanto mal gehörig im Stich gelassen und wähnen sich derzeit als unbesiegbar. Selbst der Papst, (Zitat? von Elisabeth I.: „Nennt diese Laus nicht Heiliger Vater…“) hat sich das Recht heraus genommen, die Welt unter seinen katholischen Anhängern aufzuteilen, und ist zu offener Unterstützung seiner Inquisitionsbefürworter bereit. Drake hat der Allerkatholischsten Majestät, Philipp von Spanien, allerdings mal hier einen richtigen Strich unter die Rechnung gesetzt und das wird der Erzkathole nicht verzeihen können, implizit denn hinnehmen. England, protestantisch und damit als Religionsfeind eingestuft, steckt noch in den Kinderschuhen der Seefahrt, von Schlachten a la Maare ganz zu schweigen. So sehen sich die Iberer in der Lage, die Auslieferung Drakes an die spanische Krone zu fordern und diesen diplomatischen Akt zu forcieren. England wird diesem Ersuchen nicht nachkommen. Lorne formuliert das auch krass. Goldene Kälber schlachtet man nur im eigenen Hof. Sir Francis Drake ist der englischen Krone wichtig und, fast, unentbehrlich geworden. Er wird zum einem der Ideengeber, dass England zur Seemacht wird. Queen Lizzy wird das auch konsequent ausnutzen. Genauso gnadenlos, wie sie Maria Stuart hinrichten ließ. Und den Piraten adeln lässt. Drake war ein Vorreiter der modernen Seekriegskunst und, gestützt auf weitsichtige Weltverbesserer, gelingt den Engländern die Revolutionierung des Schiffbaus und der dazu gehörigen Ausrüstung für Seegefechte. Das Schicksal der „unbesiegbaren“ Armada des spanischen Pfaffenkönigs ist ja hinlänglich bekannt. Mac P. Lorne beschreibt das sehr unterhaltend, fast spielerisch. Über Sir Francis Drake stand ein Glücksstern, ohne Frage. Er hatte, zur richtigen Zeit und am richtigen Platz, genau die Menschen, die ihn unterstützten. Freidenker, wie er selbst auch war. Bis zum Wechsel der Reiche, in denen die Sonne nie untergeht, wird noch einige Zeit vergehen, aber England wird danach zur Weltmacht aufsteigen, auch, wenn Sir Francis Drake das nicht mehr erleben wird. In den Annalen der Alten Welt wird er von primitiven Piraten zum Helden, der sich über so manchen Befehl hinweggesetzt hat und dessen Intuition England zu dem machten, was es hinterher, jahrhundertelang, auf unseren Atlanten darstellen wird. Die See- und Kolonialmacht, hinter der sogar das katholische Spanien das Nachsehen hatte. Selbst Nelson, der in der Schlacht von Trafalgar umkam, musste zugeben, dass die Ideen Drakes, noch um seine Zeit Bestand hatten. Dank Drakes, und seines Umfeldes,  war England plötzlich ganz weit vorne. Mac P. Lorne hat das einfach nur mal in Worte gefasst und einen Roman daraus gemacht und dem Admiral Sir Francis Drake ein Denkmal gesetzt, das vorher, schon so mancher Biograf versucht hat, dem aber nicht, wirklich, gerecht  wurde. Hammerteil!

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51748-2 636 Seiten(+Anh.) 14,99€(D) 15,50€(A)