BUCHCOVERREZENSION
Vanderbeke.b DieSonderbareKarriereDerFrauChoi

BIRGIT VANDERBEKE –

Die sonderbare Karriere der Frau Choi

Frau Vanderbeke hat ja schon mehrere Zeilen von sich sehen lassen, meist kurz und prägnant, wie auch hier. Birgit hat ein Faible dafür, keine Leerstellen aufkommen zu lassen, dafür das wesentliche in kompakter Art zu verpacken und das Lesen auf wenige Momente zu begrenzen. Roman zu sagen, wäre doch etwas gewagt, Novelle trifft es besser, vor allen deswegen, weil sie, fabelähnlich, doch so einige Weisheiten an die Leserschaft weitergibt. Die Schreibart, naja, damit muss man dann schon klarkommen, vor allem dann, wenn man wissen will, mit wem man es hier zu tun bekommt. Gerade wenn man irgendwo in Frankreich, speziell in M**, unterwegs ist, wo Frau Choi gerade Karriere gemacht hat. Denn, mit Frau Choi, aus Gwangju, China, legt man sich besser nicht an. Hätten einige der Charaktere mal vorher wissen sollen. Hätten besser darauf gewartet, bis Birgit ihre Zeilen veröffentlicht hat. Dann wär den Leuten vielleicht etwas erspart geblieben. In den speziellen Fällen der Tod in relativ jungen Jahren. Der Arzt im Ort ist nicht gerade die Koryphäe, so geht jeder Todesfall als unerklärlich aber „natürlich“ in die Annalen des Ortes M** ein. Der ortsansässigen Gendarmerie bereitet dass allerdings keine schlaflosen Nächte. Bis ein junges Paar, mit pathologischem Hintergrund, hier mal Urlaub macht und denen fällt so manches auf. Aber, bis es soweit ist, macht Frau Choi Karriere. Eröffnet ein Restaurant, dass sehr erfolgreich wird, greift den Bewohnern von M** unter die Arme, ihre Infrastruktur zu erweitern. Yin-Yang und Feng Shui, inklusive, als Vertreter des orientalischen Raumgefüges, Itami Jun, sind ja mittlerweile auch in Europa ein Begriff und aus M** einen Ort der allgemeinen Wohlfühl-Atmosphäre zu machen, hat sich Yimin, also Frau Choi, mal auf die Fahne geschrieben. Wer stört, darf bei Frau Choi ja mal das Essen kosten, wer nicht stört, natürlich auch. Nur, ohne die Nebenwirkungen, die den Störenfrieden vorbehalten bleiben. Aber, wie gesagt, der Arzt ist leicht blind, betriebsfremd, losgelöst von dieser Welt und die Gendarmerie döst im Büroschlaf vor sich hin und lässt sich durch „unerklärbare“ Todesfälle, die ja durchaus eine natürliche Ursache haben könnten, nicht erschüttern, immerhin ist Frau Choi auch eine regionale Größe geworden, der man in M** vertraut. Birgit Vanderbeke vertraut zwar auf ÄSOP, den großen Fabelerzähler, dessen Stil sie für sich in Anspruch nimmt, nur sind nicht Hase und Igel ihre Protagonisten, sondern Frau Choi, die sich, eher ungern, aber notwendig, als Problemlöser sieht und das im Hintergrund ohne großes Aufsehen auch bewerkstelligt, und die Kasperköpfe, die ihr Quere kommen. Die dann aber das Nachsehen haben. Mit Frau Choi und Birgit Vanderbeke legt man sich dann besser nicht an. Das darf dann auch das pathologische Pärchen erfahren, nur nicht so konsequent, wie so mancher andere Hase.

(Piper)

ISBN 978-3-492-30448-1    124  Seiten  8,99€ (D)  9,30€(A)