BUCHCOVER | REZENSION |
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BILL BRYSON –Eine kurze Geschichte von fast allemEine kurze Geschichte ist eine leichte Untertreibung. Entweder man sieht das als eine längere Geschichte an, oder sieht darin eher viele kurze Geschichten. Immerhin geht es hier, am Anfang, um die Geburt unseres Universums und der Entstehung des Lebens, und im weiteren, natürlich den Weg unserer Entwicklung zur Krone der Schöpfung, die ja doch mehr der Gipfel ist. Bill Bryson reist durch die Zeit, immer ein Grinsen im Gesicht und leichtfüßig in seiner Zeilenführung. Langeweile kommt beim Lesen garantiert nicht auf. Im Gegenteil, als Leser fällt man buchstäblich auf den Rücken und lässt, freiwillig, der Heiterkeit den freien Lauf. Auf, dass man dieses Werk, bis zur letzten Seite, nicht mehr aus der Hand legt. Und danach ihm einen Ehrenplatz gibt. Bryson fesselt den Leser an sein Buch und dafür braucht er keine Seile, Ketten oder ähnliches. Gewarnt sei trotzdem, es ist sehr umfangreich und wirklich leichte Lektüre ist es dann doch nicht. Versöhnt wird man mit seinem Schreibstil, der doch so manchen bildlichen Vergleich heranzieht. Und Billy´s Humor dürfte nach dem Lesen als sprichwörtlich eingestuft werden. Als Leser sollte man jedoch viel Interesse an allen Wissenschaftsgebieten mitbringen, wobei man auf gewisse Grundkenntnisse durchaus verzichten könnte, Herr Bryson biegt sie dem geneigten Literaturkonsumenten schon bei und das auf eine unspektakuläre, wie humorvolle Weise. Und er kreuzt auf allen Meeren der uns bekannten, teilweise unbekannten, wie auch un- oder doch verständlichen Wissenschaften, beziehungsweise Unwissenschaften. Vom Urknall bis zur heutigen Zeit, Bill Brysons Zug macht an jeder Station Halt. Vom ersten Einzeller zu Pflanzen „primitiver“ Natur, bis zum Pantoffeltierchen, über Mastodon, Alloaurus, T-Rex und Kollegen, bis zur heutigen Zeit, Bill schreibt sich alles vom Hals, was ihn, bis dahin beschäftigt hatte. Und er versucht das alles, so leicht wie möglich, verständlich zu halten. Der Autor betreut seinen Leser und lässt ihn nicht allein abtauchen, in die Tiefen der Erde, über die wir heute weit weniger wissen, als über Schadstoffe im Plastik. Oder in die Weiten des Weltalls, deren Rätsel uns heute noch vor Fragen stellen, die unser Verständnis in gefährliche Fallgruben des Nichtverstehens locken werden. Und er gibt viele, viele Beispiele für das Nicht- und Doch-verstehen, mit vielen biografischen Einblicken bei so einigen Menschen, die uns, teilweise, vom Namen her bekannt sind, macht aber keinen Halt vor deren Erkenntnissen, er nimmt auch deren Charakter unter die Lupe, die dann doch recht exotisch sein konnten, aus Rücksicht auf die Historie, bis heute jedoch verschwiegen wurden. Und nimmt die Dummheit so mancher Zeitgenossen, in früheren, wie heutigen Zeiten, zielgerichtet auf´s Korn. Nach diesem Buch ist man wesentlich besser gerüstet, mit gewissen Themen umzugehen. Bill hat den Bogen raus und sein Buch wurde, gerechter Weise, zum Wissenschaftsbuch des Jahres 2004 gewählt. Was uns dann sagt, dass man sich durchaus auch mal ein Buch älteren Datums zu Gemüte führen kann. Nicht immer schlummert nur die, mittlerweile, durch unsere Medien auch noch geadelte, Volksverdummung in den Informationen, die uns bruchstückhaft offenbart werden. Manchmal blitzt auch ein Goldstück durch. Buchverlage sind der Hort des investigativen Journalismus geworden. Hier hat Bill Bryson eine Heimat gefunden und das zu Recht. Sein Buch hat zwar nicht die Welt verändert, das kann´s ja auch nicht, aber Billy hat mal die Sicht auf unsere Welt, recht nachhaltig, beeinflusst. (Goldmann) ISBN 978-3-442-46071-7 602 Seiten 9,95€ (D) |