BUCHCOVERREZENSION
Cornwell.b DieDunklenKrieger

BERNARD CORNWELL –

Uhtred 9 - Die dunklen Krieger

Wyrd biđ ful āræd. Ja, das Schicksal. Ist launisch, nicht vorhersehbar, eigentlich gar nicht gut drauf in vielen Fällen. Uhtred von Bebbanburg macht wieder seine Aufwartung und tobt, derzeit,  in Mercien, das mittlerweile von Æthelflæd, der Tochter Alfred des Großen, König von Wessex, der, von Anfang an, von einem geeinten England geträumt hatte, regiert wird, herum. Edward, ihr Bruder und der Thronfolger des beherzten Sachsenkönigs, gurkt seiner Schwester nur hinterher. Uhtred, eigentlich ist er ja schon ein alter Mann, der mal eher seinen Enkeln beim Spielen zugucken sollte und so manche Geschichte erzählen könnte, am Kamin im heimatlichen Palas, der seinen Traum der Rückeroberung Bebbanburgs immer hinter die Interessen seiner ehemaligen, oder noch Geliebten, Æthelflæd zurück gestellt hat, darf sich dann mal wieder richtig ins Licht rücken, so alt ist er dann wohl doch noch nicht. Verwenden wir „Erfahren“. Bernard Cornwell hat mit Uthred einen Charakter erschaffen, den viele Autoren gesucht haben, nur, wenige haben ihn gefunden. Uhtred von Bebbanburg hat mittlerweile viele Leser. Nicht nur, weil sogar die Katzen mitlesen, zumindest die Kater, die heißen ja jetzt so und, wenn man schon einen Namensgeber hat, sollte man auch wissen, warum. Bernard Cornwell lässt die alte Zeit farbenfroh wieder auferstehen, würzt sie mit seinem Humor und stellt Uthred immer wieder vor Aufgaben, wo jeder andere mal, aber ganz schnell sich abgewandt hätte. Aber Humor hat der Mann, bis zum Abwinken. Und den lässt er auch mal richtig raushängen, so dass man Tränen in den Augen bekommt. Ragnall, der Grausame, ist auf dem Marsch, sich North Umbrien unter den Nagel zu reißen, die nördlichen Gebiete über Mercien. Sobald er dort sicher ist, kann er Æthelflæd´s Herrschaft erschüttern und er ist stark genug, sich auch von Uthred nicht einschüchtern zu lassen, vor allem, weil Edward den Befehl gab, keine Feindseligkeiten nach Norden zu tragen, ohne sein Zutun. Er will seiner Schwester, die ja schon, fast kampflos, Mercien vereinnahmt hat, keinen weiteren Triumph gönnen. Das der Bebbanburger Spross das etwas anders sieht, war dann doch zu erwarten. Im Norden sitzt ein schwacher Regent, den Ragnall noch nicht mal eines Lächelns würdigen würde, nur wäre der Grausame ein recht unruhiger Nachbar. Uthred und auch Æthelflæd wissen es. Alfreds Traum ist wieder bedroht und wenn auch mit viel Widerwillen, musste Uthred anerkennen, das Alfreds Traum die einzige Alternative ist, Frieden auf die Inseln zu bringen, Æthelflæd wusste es schon immer. Nur gurkt ja Edward daneben noch herum, angeblich Ostanglien zu befrieden. Dabei will der Königssohn nur Zeit schinden, um selbst stark genug zu werden und den eigentlichen Machern der vorenglischen Geschichte, die Salamischeiben vom Brot zu klauen. Wie die Geschichte beweist, ist es ihm nicht so wirklich gelungen. Æthelflæd ist die erste Regentin auf Britannien, auch wenn nur in einem kleinen Teil, und alle Elisabeths hatten da mal das Nachsehen, die Bürde einer späteren Geburt, obwohl so manche auch kämpfen musste. Cornwell ist ein begnadeter Schriftsteller und gehört auf die Liste der Suchtmittel, gegen die es wirklich keine Therapie gibt. Er mischt Historie und seine eigenen Fantasien zu einem eigenen Gebräu, das man auch das Bier, halt, das Pils der Literatur nennen muss. Schmeckt wunderbar. Ob Uthred das so recht ist, dürfte jedoch stark bezweifelt werden. Er wird wieder, zum Kastanien aus dem Feuer holen verdonnert und verrennt  sich dabei. Toll, wenn man sich, plötzlich, einem Schildwall gegenüber sieht, der viermal so stark ist, wie der eigene. Und der erwartete Verbündete lieber in der Kirche hockt und vor sich hin Psalmen intoniert und labert, als zu kämpfen. Uthred hatte es noch nie leicht und Bebbanburg liegt noch in weiter Ferne. Alt werden ist dann doch etwas für Leute, die Krieg führen nicht auf ihrer Agenda haben.

(Rowohlt)

ISBN 978-3-499-27218-9    490  Seiten  10,99€ (D)   11,30€ (A)

Bernard Cornwell – Der leere Thron – Archiv Dez. 2015