BUCHCOVERREZENSION
Browne.r.g SeelenJaeger

ROBERT GREGORY BROWNE –

Der Seelenjäger

Thriller steht auf dem Cover. Mystischer Thriller trifft es wohl eher. Mystische Themen sind nicht jedermanns Ding, vor allem, weil man nicht wirklich bereit ist, an Dinge zu glauben, die man nicht wirklich erklären kann. Obwohl uns jeden Tag solche Sachen begegnen, sind wir häufig nicht dazu in der Lage, sie zu erkennen, geschweige denn, zu begreifen. Da macht das Gehirn zu und sagt, eh Kumpel, mach die Glotze an und vergiss es. Nagel Dir noch ein Bier rein und denk nicht darüber nach. Robert entfesselt jedoch einen Tsunami, der den Leser in ungeahnte Sphären reißen wird. Und den Fernseher in  Schrott schmeißt. Danach dürfte die Sichtweise etwas verändert sein. Herr Browne widmet sich, mit ganzem Herzen, diesem Thema, was wäre wenn dann doch nichts so ist, wie es scheint. FBI-Agentin Anna McBride könnte darüber Bände füllen, macht aber Robert für sie, da sie, nach diesem folgenschweren Roman, ja nicht mehr existiert, oder besser, nie gelebt hat. Anna hat, nach dem letzten Einsatz, der als völliges Desaster in ihrer Personalakte stehen wird, plötzlich Visionen. Unerklärbar. Aber, bevor sie sich damit intensiv beschäftigen kann, muss sie noch ein paar Morde aufklären, von denen sie das Kotzen bekommt. Beim letzten Massaker wurden in Ludlow, mitten in der Mojave-Wüste, mehrere Leute abgeschlachtet. Blutbad ist der bessere Begriff. Evan überlebt als einziger. Der kleine Bengel macht jetzt die Hölle durch, nur weil ein Durchgeknallter hier volle Maßarbeit geleistet hat. Aber Brause-Paul hat einen folgenschweren Fehler gemacht. Evan ist anders, als die anderen Kinder und Anna ist es auch. Sie sind verbunden miteinander, auf eine recht mysteriöse Art. Wird Robert aber nicht davon abhalten, in seiner Tatabfolge, den Weg mit Leichen zu pflastern, die man dann erst mal sortieren muss. Er hat auch noch einen kriminellen Strang am Start, aus dem sich Danny Pope erst mal rausschälen muss. Nach dem Tod seines Sohnes Ben, ermordet durch die eigene Mutter, hat er sich aufgegeben und sich in die Hände von Gangstern begeben. Der Hypnotiseur wohnt in einem herunter gekommenen Hotel, wo er auch seine Show abzieht. Sonst ertränkt und kifft er sich in Selbstmitleid. Im Falle Evan will er jedoch eine Ausnahme machen und den kleinen Racker, per Hypnose, zur Informationspflicht gegenüber der Polizei zu erinnern. Immerhin ist sein Cousin der County-Sheriff, und der hat das FBI auf den Plan geholt, einschließlich FBI-Agentin Anna McBride. Die Sitzung geht aber nach hinten los. Und seine Vergangenheit holt ihn auch noch ein. Herr Browne leitet drastische Maßnahmen ein, um den Mann mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, nur um ihm dann in eine Welt zu stoßen, die er nicht wirklich, oder doch nur zu gut begreift. Und Anna, plus Evan, schiebt er gleich mit hinein. Robert stromert auf den Spuren von Mystikern, die wir permanent aus unserem Leben verdrängt haben, weil wir nur noch einem glauben wollen, Mammon. Geld, die gesellschaftliche Stellung. Die Angst, mit der wir tagtäglich konfrontiert werden, arm und unbedeutend zu sein, bestimmt unser Leben. Der Blick hinter so manche Kulisse bleibt uns dabei verborgen, weil wir sie nicht mehr sehen wollen, könnten wir uns doch selbst wieder erkennen? Robert Gregory Browne kratzt auf der Tafel mit ganz spitzen Fingernägeln. Und keiner holt den Schwamm? Nach diesem Buch wird es viele Leute geben, die vorher auf dem Klo etwas aussitzen wollten. Den Schwamm werden, sie nicht wirklich holen. Wenn doch, wie hier, wird das keine leichte Sache sein. Über den Tellerrand zu sehen ist nicht leicht, und wenn man blind ist, ist das ja heute keine Behinderung mehr. Zumindest in unserer heutigen Gesellschaft ist das politisch so gewollt. Sehend zu sein, heißt immer auf dem Abschuss zu warten. Der Verlag „Knaur“ versucht zu sehen! Versuchen wir es mit! Ohne Leser, kein Verlag, umgekehrt ist es das gleiche. Nur, wenn man solche Angebote bekommt, ohne gleich zum Optiker gehen zu müssen, dann sollte man einfach nur zugreifen.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-50052-1   381 Seiten     8,99€ (D)  9,30€ (A)