BUCHCOVER | REZENSION |
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KAREN WINTER –Wenn Du mich tötestIrgendwie hat man sich Urlaub im Norden Schottlands anders vorgestellt. Wobei Julian und Laura Than, deutsche Touristen, vermutlich jenseits aller Grenzen sind und sich gegenseitig fetzen, und das auch fern der Heimat praktizieren. Allerdings überschreiten sie dabei häufig die Grenzen des guten Geschmacks und so einige Schotten werden Zeuge derartiger Auseinandersetzungen. Als Julian im anheimelnden Pub allein aufschlägt, ein Einzelzimmer nimmt und seine Frau als vermisst meldet, machen sich alle möglichen Gerüchte selbständig. Detective Sergeant John Gills bekommt diesen Fall auf seinen Schreibtisch, und da er aus der Ecke herstammt, auch gleich die Leitung der Ermittlungen übergebügelt. Die Fakten liegen hart auf dem Tisch. Am letzten Ort des gemeinsamen Aufenthalts des Ehepaars Than wird im Zelt das Telefon von Laura gefunden und die Daten, die nach mühseliger Kleinarbeit dort entschlüsselt werden, sprechen durchaus für ein Tötungsdelikt. Zusätzlich werden im Zelt auch Spuren von Blut lokalisiert. Julians Vergangenheit spricht auch noch eine eigene Sprache, immerhin hat er den Tod seiner ersten Frau verschuldet, auch wenn es mehr ein Unfall war. Aufgrund der Umstände gerät er jetzt unter Mordverdacht an seiner Frau. DS Gills beißt sich fest und jetzt materialisiert sich eine Pflichtverteidigerin für den Deutschen, Samantha Merryweather. Die Zusammenarbeit gestaltet sich recht abwechslungsreich und farbenfroh. Julian, aktiv manisch aggressiv, hat zwar seine Frau geschlagen, beteuert aber seine Unschuld am ihrem Tod und eine Leiche ist ja auch noch nicht präsent. Er kommt zwar aus der Untersuchungshaft, dafür jedoch unter ärztliche Aufsicht und DS John Gills setzt alles in Bewegung, um den Mann unter Verschluss zu halten, wobei ihm, laut Gesetz, enge Grenzen vorgelegt werden. Und Frau M., obwohl kooperativ, muss wohl an Johns Äußerem oder/und Inneren liegen, dann dort auch sagt, bis hierher und nicht weiter. Eine Frauenleiche taucht auf und schon kocht die Gerüchteküche wieder auf Hochtouren, ohne dass jemand etwas genaues weiß. Gills sieht sich bestätigt, dass der Deutsche richtig Dreck am Stecken hat. Nur taucht Laura plötzlich, und unerwartet quicklebendig, wieder auf. Hatte mal eine Auszeit genommen, von ihrem Mann, der doch ziemlich anstrengend ist, was vermutlich eine Untertreibung ist. Nur war das Exil unfreiwillig verlängert, da ihr Unterschlupf mitten im zentralen Manöverplatz der Royal Navy, der Royal Air Force, sowie der verbündeten Amerikaner lag, die dann mal richtig was haben krachen lassen. Schon etwas komisch, wenn man in einem Gebiet Asyl sucht, wo andere Leute Schießübungen machen und die allgegenwärtige Zivilisation noch einmal nicht hingeschaut hat. Aber da war noch Blut im Zelt. Karen Winters Buch entblättert sich als Tagesaufgabe. Sie hat einen flüssigen Schreibstil und man ist in Null Komma nichts auch schon fertig. War dann zumindest mal ein interessanter Tag, den man so schnell nicht aus den Gedanken verliert. (Knaur) ISBN 978-3-456-30512-6 314 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A) |