BUCHCOVERREZENSION
Andre.m DieTeufelshure

MARTINA ANDRÉ –

Die Teufelshure

Tolles Buch. Ist eine Mischung zwischen historischem Roman und Gegenwartskrimi, mit einem guten Schuss mystischem und Politthriller. Martina beleuchtet viele Genres und bekennt sich dazu, dass es viele Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, für die wir keine wissenschaftliche Erklärung haben. Dementsprechend lässt sie den Pferden ihrer Fantasie freie Zügel und lässt sie auf (un-)glaublichen Pfaden voranpreschen. Schottland 1648. John Cameron, ein junger schottischer Highländer und Hafenarbeiter, bekommt frei, um einer Hinrichtung beizuwohnen. Ein stadtbekannter, aber doch armer, Adliger soll gehenkt werden. Allerdings verpasst John dieses Gesellschaftsereignis, er lernt Madlen kennen, die ihn noch aus seiner Jugendzeit kennt und, in ihrer Pubertät, ihr Schwarm war. Liebe ist da schon mal vorprogrammiert, nur hat Madlen einen „Beschützer“. Lord Chester Cuninghame, der, in der Bruderschaft der Panaceaer unter der Leitung Bruder Mercurius, nach dem ewigen Leben sucht und dabei, buchstäblich, über Leichen geht. Nach missglücktem Fluchtversuch mit seiner großen Liebe, gerät John, mit ihm noch ein paar „Kollegen“,  in die Fänge dieser Bruderschaft und soll einem Initiation-Ritual beiwohnen, das aus ihm einen willenlosen Diener machen soll, um Bruder Mercurius und Lord Chester bei der geplanten Übernahme der Weltherrschaft zu unterstützen. Satan auf den Thron setzen. Die beiden vertreiben eine Droge, die Leben verlängert, aber auch so gewisse Nebenwirkungen hat. John und Kameraden bekommen hier eine Therapie mit dieser Droge, nur etwas anders, als die zahlungsfähigen Konsumenten. Sie sollen, danach, ja in Zombies umgewandelt werden. Derzeit sind sie jedoch unsterblich und mit Fähigkeiten geadelt, die sie zu perfekten Killern machen, haben aber noch, aus dem Blickwinkel der Bruderschaft, den Makel des freien Willens. Sie können fliehen und der Anfang eines Widerstandes wird geboren. Aber Madlen wurde in der Seele markiert, ihres ungeborenen Kindes beraubt und ermordet. Sie ist die Teufelshure, wenn auch unfreiwillig. Martinas Gedanken toben durch die Galaxis, dagegen ist „Star Wars“ ein Kindermärchen. Schottland 2009. In der Neuzeit angekommen, bekommt Lilian, Molekularbiologin, von ihrem, eher zwielichtigem, Bruder Alex eine Probe eines indianischen Schamanendrinks, den sie, im Selbstversuch, verkonsumiert, mit ziemlich drastischen Folgen. Sie erlebt, in Visionen, die Liebe John Camerons und die letzten Augenblicke in Madlens Leben. Und das Teil hat auch noch andere ungeahnte Wirkungen. Das sie danach auf Herrn Cameron persönlich trifft, der mittlerweile, seit über 350 Jahren, in Opposition zu den Panaceaern weltweit mit einigem Erfolg operiert, hätte sie sich nicht einmal annähernd denken können. CSS, Cameron Security Services, ist der einzige ernstzunehmende Gegner für die Bruderschaft und muss ausgemerzt werden. Die Operation „Teufelshure“ soll hier für klare Verhältnisse sorgen, damit Bruder Mercurius und Lord Chester weiterhin, und nach Möglichkeit ungestört, Satans Pläne, ihre eigenen? umsetzen können. Lilian ist die wiedergeborene Seele Madlens und damit die ultimative Waffe gegen John Cameron und sein Team. Wenn man sich die Geschichte der Menschheit anschaut, dann kommt man zum Schluss, dass Satan schon immer auf dem Thron saß, warum also dieser Aufwand. Martina André gibt Hoffnung, dass es nicht nur Pappnasen in unserem Leben gibt, denen unser Leben nicht mal der Dreck unter den Fingernägeln wert wäre, die uns nach Belieben manipulieren und missbrauchen können. Auch wenn CSS Methoden haben, die Lilian aufstoßen lassen. Alternativen gibt es nicht allzu viele, weil der Gegner so gnadenlos ist und nicht mal vor Säuglingen, Kindern, Schwangeren und, überhaupt, Hilflosen Halt macht. Ein gnadenloser Blick in unsere Welt, wie sie funktioniert. Mit CSS gibt es, in ihrem Roman, den Widerstand und die Hoffnung, dass wir normal leben könnten und, vielleicht auch, am Hauch der Unsterblichkeit schnuppern dürfen. In diesem Buch ist nichts und doch alles normal, soweit wir unseren Blick öffnen wollen. Oder können.

(rütten & loening)

ISBN 978-3-352-00773-6    660 Seiten