BUCHCOVERREZENSION
Berndorf.j DerKurier

JACQUES BERNDORF –

Der Kurier

Onkel Hermann ist Mitglied des Deutschen Bundstages, ein gewählter Menschenführer und Vertreter unseres glorreichen Volkes und verdient somit schon mal unser Vertrauen.  Heute schwatzt er aus dem Nähkästchen. Dafür lässt er Silvester und Neujahr ausfallen, lässt seine Familie mit den Gästen allein feiern und hockt in seinem Büro vor der Schreibmaschine, immerhin will er sein Gewissen erleichtern und ein Stück Aufklärung bringen, wie so manche Geschäfte hier funktionieren, wovon wir keine Ahnung haben. Allerdings hält sich Onkelchen fein aus der Handlung heraus und fungiert, sozusagen, als Graue Eminenz im Hintergrund. Dafür darf der Journalist Jobst Grau in den sauren Apfel beißen und seine Haut zu Markte tragen. Jacques Berndorf on Tour, quer durch die Bundesrepublik, kurz nach der Wende, als alle Geschäftemacher nach Osten expandierten, um sich von der, durch die Treuhand, reich gedeckten Tafel aus den Beständen, Ländereien, Liegenschaften, Immobilien und sonstiger Werte der Neuen Bundesländer mal so richtig zu bedienen. Das hat auch einige andere „seriöse“ Kaufleute angezogen, unter anderem einen Diplomaten aus dem Auswärtigen Amt, der mit einem Koffer, gefüllt mit mehreren Kilogramm Kokain, und zehn Millionen Dollar Bargeld nach Berlin einreist, um sich ein Drogenimperium aufzubauen. Die Zutrittsländer sind, in dem Sinne, ja noch unbeleckt und versprechen einen Gewinn von Null auf Hundert Prozent. Der Optimist und Neuling, in Sachen „Arzneimittelvertreter“, war jedoch zu blauäugig, seine Schritte wurden, von Anfang an, überwacht und am Ort des Zieles löst er sich, samt seiner Bagage, urplötzlich in Nichts auf. Frei lateinisch „verschwindibus in omnibus“. Der Journalist Jobst soll, im Auftrage ganz „vertrauenswerter“ Geheimdienstleute, nach dem Verbleib des schwarzen Schafes forschen, eher nach den Penunsen, sowie des Koks, und zieht erst mal von Bonn nach Berlin um, wo er im Kreise der Organisierten Kriminalität Fuß zu fassen sucht, seinen Recherchen einen Anfang zu geben versucht. Geht natürlich nicht so einfach, aber er hat etwas Glück und zieht sich mit Milan einen balkankriegserfahrenen Veteranen an Land, der als sein Schatten fungiert, ihm den Rücken freihält und auch vor effektiver Gewalt nicht zurück schreckt. Sehr zum Missfallen von Grau, der niveadosen- und babyblauäugig durch sämtliche Instanzen der Berliner Unterwelt stolpert. Und sich dabei so manches richtige blaue Auge einfängt. Berndorf zieht quer durch Berlin, zerrt den Pressemann Grau immer hinter sich her und packt dann die Granaten aus, die die neue Bundeshauptstadt so richtig durchschütteln. Kiez um Kiez gerät in das Fadenkreuz der Zielfahnder, wobei sich die „Bösen“ sogar noch zur Wehr setzen können und Jobst Grau, mit Milan im Schlepptau, eher ist es umgekehrt, ja so ein, zwei Sachen klären können und sich des Öfteren als Retter von Meike entpuppen, was dann Vertrauen schafft zur Schattengesellschaft, die Berlin bis dato regierte. Hin und wieder klinkt sich Onkel Hermann wieder ein, hat ja hier und da noch ein Statement zum Besten zu geben, sonst lässt er dem Geschehen, in Absprache mit Jacques, seinen freien Lauf. Was dann soviel heißt, dass Jobst, hin und wieder, richtig auf die Schnauze kriegt. Mittlerweile ist er zwar zu einer Art Vertrauensperson des kriminellen Klein- und Großhandels geworden, ein Punkt, den aber noch nicht jeder wirklich verstanden hat, oder auch nicht verstehen will. Geht ja nicht wirklich um die „Kleinen“. Jacques und Onkel Hermann wollen ja an die „Großen“ ran, nur hat Jobst Grau das noch nicht so wirklich realisiert und er ist ja völlig verknallt, in die Gangsterbraut Meike. Jaques Berndorf entzündet ein Feuerwerk und der Leser darf sich darin sonnen.

(Editionnova)

409 Seiten