BUCHCOVERREZENSION
Bugler.s Nebelspiel

SHEILA BUGLER –

Nebelspiel

Ellen Kelly steht unter Schock, muss psychologisch behandelt werden. Als Polizistin hat sie tief in den Abgrund geblickt. Die Latte ihrer Belastungen ist lang, ihr Mann wurde ermordet, so einige Fälle, die unter die Haut gingen, kann sie in ihre Akten aufnehmen, unter anderem die Entführung eines kleinen Mädchens, die tödlich für das Kind endete. Zwei Kinder muss sie auch noch versorgen, als Mutter und Witwe. Da ist ein psychischer Kollaps schon zu verstehen. Ohne Betreuung darf sie nicht mehr arbeiten. Sheila Bugler skizziert in ihrem Debutroman eine Persönlichkeit, die, trotz aller Widrigkeiten des Lebens und ihres düsteren Geheimnisses, versucht den Kopf oben zu behalten. Ellen beißt sich durch und trotzt allen Versuchen ihrer Vorgesetzten und Kollegen, sie vom kriminellen Geschehen fern zu halten. Und schon liegt ein neuer Fall von Kindesentführung vor, Jodie Hudson verschwindet auf dem Weg zur Schule. Fast ein Ding der Unmöglichkeit, da das Zeitfenster nur wenige Augenblicke betrug, der Vater, pardon Stiefvater, ja eigentlich in der Nähe war und der Einsatz von Technik, durch den kurzen Weg, eigentlich nicht vorstellbar wäre, hätte ja jemanden auffallen müssen, dass ein fremdes Auto im Kiez steht. Aber niemand hat etwas bemerkt und Sheila Bugler knüpft schon mal den Strick für den Stiefvater, der nichtahnend sich in einem Spinnennetz verheddert und karikiert unsere „demokratische“ Ordnungsmacht, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen will, man könnte ja Zeit und Kosten sparen. Wenn dann der Falsche vorm Kadi steht ist das nicht so schlimm, die Voraussetzungen für ein Verbrechen konnte man dem Mann ja in die Schuhe schieben und wenn der dann im Knast sitzt, kräht eh kein Hahn mehr danach. Und Kevin ist prädestiniert genug, um als Täter infrage zu kommen. Statt sich in den Ermittlungen etwas auszudehnen, schießen sich so einige auf den Mann ein, es könnte ja ein schneller Erfolg winken und damit Beförderungen, Auszeichnungen und ähnliche Anerkennungen. Der Fall Molly York war ja nicht von Erfolg gekrönt, da blieben solche Dinge aus. Könnte jetzt nachgeholt werden. Nur wenige Mitstreiter glauben nicht daran und stehen schon fast im Abseits. Sheila erschafft schillernde Figuren, sowohl in dem einen, als auch anderen Sinn, zieht viele Grautöne an Land. Schwarz – Weiß, wie so manch anderer Autor zum Besten geben möchte, ist für sie tabu. Sie schreibt viel zwischen den Zeilen. Herausgekommen ist ein Erstlingswerk, das gut zu lesen und sehr zu empfehlen ist. Und man in Habachtstellung geht, auf das es etwas Neues kommt.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51655-3   413 Seiten    9,99€ (D)  10,30€ (A)