BUCHCOVER | REZENSION |
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ANDREAS FRANZ –Eisige NäheJoseph, Freiherr von Eichendorff, hatte seinen Taugenichts, aus dessen Leben er eine heitere Novelle kreierte. Andreas Franz hat einen Auftragsmörder, dessen Leben er hier vorstellt. Nur, im Gegensatz zu Joseph, will Franz hier ganz gewiss keine heitere Geschichte erzählen. Im Gegenteil, hier bekommen Sören Henning und Lisa Santos aus Kiel mal wieder eine richtig harte Nuss zum Knacken. Ein Mörder, obendrein als ganz sympathisch dargestellt, dreht hier in Deutschland seine Runden. Nur sind seine Opfer nicht Lieschen von der Straßenecke oder Staplerfahrer Klaus, sondern Leute, die Kinder missbrauchen, mit Drogen, Waffen, Krieg und menschlichen Elend handeln, eigentlich allgemein unser kostbares Leben in die Tonne hauen, weil sie davon Vorteile haben, ohne Ende. Dabei ist Hans Schmidt zu seinem mörderischen Treiben gekommen, wie eine Jungfrau zum Kind. Vor Jahren wollte eine Geschäftsfrau ihren Göttergatten erlegen, der sie mit sehr jungen Mädchen betrogen hatte und auch sonst nicht ohne war, eine ziemlich dreckige Weste hatte. Und da kam Hans ins Spiel. Andreas hatte schon immer etwas gegen Heuchler, Kinderschänder und ähnliches Gelichter und so zieht Hans Schmidt am düsteren Himmel des organisierten Verbrechens seine Kreise, wie ein Adler, nimmt seine ganz speziellen Opfer ins Visier und bringt sie zielgenau zur Strecke. Das sorgt für eine angespannte Stimmung bei Leuten, die gern auf anderen, vorzugsweise hilflosen Menschen herumtrampeln, sie missbrauchen, ausbeuten und ermorden. Hans wird zum Racheengel und genug Schlüsselszenen baut Franz ein, so dass Schmidt auch legitimiert, zumindest vom Leser und vom Autor, sein blutiges Geschäft ausüben kann. Nur laut demokratischen Verständnis ist Mord nun mal ein Verbrechen und muss genau von den Leuten verfolgt werden, deren Reihen Hans gerade ausdünnt. Und diese bedienen sich ihrer Macht, unter deren Dach Henning und Santos ihren Job machen, um dem mysteriösen Phantom auf die Spur zu kommen. Verwirrung pur. Ein Mörder wird gesucht, darf aber nicht wirklich gefunden werden, könnte er doch aus dem Nähkästchen plaudern. Doch ist die oberste Priorität, den Mann zu finden und unschädlich zu machen. Damit er gewissen Kreisen nicht mehr gegen das Bein pinkeln kann. Ein gordischer Knoten für die Ermittler, die nicht auf Hansis Liste stehen, da sie durch die eigenen Vorgesetzten ausgebremst werden. Hier geben Hans und Andreas doch etwas Schützenhilfe. Wahnsinns Werk oder Werk des Wahnsinns, Franz macht beides draus. (Knaur) ISBN 978-3-426-63941-2 579 Seiten 9,99€ (D) 10,30€(A) |