BUCHCOVER | REZENSION |
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ANDREAS FRANZ –Spiel der TeufelHerr Franz ist in Höchstform. Und er bleibt das auch. Sören Henning, Lisa Santos und der gesamte, von unserer Obrigkeit ignorierte, diffamierte und unterbezahlte Polizeiapparat haben einen Verlust zu beklagen. Gerd Wegner, Oberkommissar in der staatlichen Institution für Verbrechensbekämpfung, wird tot in seinem Auto aufgefunden. Obwohl das sehr gut als Suizid durchgehen könnte, will Witwe Nina nicht daran glauben. Und so spannt sie Henning und Santos ein, hier ein Verbrechen aufzuklären, statt den Fall als Akte ins Regal zu legen. Was sich jedoch als Alptraum entpuppt und, nicht nur dem Leser Schauer unter die Haut jagt. Den Handlungsfiguren wachsen graue Haare und sie dürften auch vorzeitig altern, weil Andreas gnadenlos Fakten auf den Tisch legt, die so haarsträubend sind, das man sie kaum glauben will, aber erschreckend vorstellbar sind, weil man nicht wirklich mehr an das Gute in gewissen (in)humanen Kreisen glauben kann. Die Spuren führen zu einer Schönheitsklinik, die, mehr Schein als Sein, auch andere Dienstleistungen anbietet. Kosmetische Operationen sind eher Nebensache. Hier kauft die High Society ihre frischen, neuen Organe ein und die Angebotspalette liest sich wie ein Kaufhauskatalog. Franz tobt ziemlich aggressiv durch seine Seiten. Leidtragend sind Sören und Lisa, die von einer Ohnmacht zur nächsten Katastrophe robben müssen. Vom Glauben abfallen, was in unserer Welt, hinter unserem Rücken passieren kann und, natürlich, die Leute, deren Leben für die exklusiven Kaufwünsche der geldschweren Klientel herhalten muss. So Larissa aus St. Petersburg, hier stellvertretend genannt für unzählige andere Opfer, die, teilweise, nicht mal vermisst werden. Larissas Schwester Elena, Polizistin aus Moskau macht sich auf den Kriegspfad, nur um am Zielpunkt festzustellen, dass sie zu spät ist. So kreuzen sich manche Schicksalswege und, da Franz immer auf Konfrontationskurs ist, haut er der Kieler Polizeibehörde und dem Leser, im Doppelschlag sozusagen, die Beine weg. Henning und Santos bewegen sich auf ganz dünnem Eis und Elena ist auch nicht gerade hilfsbereit, weil sie Undercover unterwegs ist und um ihre Tarnung fürchtet. Nur Gerd war ihr „Geliebter?“, Larissa ihre Schwester, und so meldet sie Interesse an, vielleicht doch mit dieser oder jener Information zur Aufklärung des Mordes an Gerd Wegner beizutragen und dem Organhandel eine Abfuhr zu erteilen. Franz war ein couragierter Schreiber. Da könnten, besser sollten, sich unsere „Freie Presse“ und unser, durch Zwangsabgabe finanziertes „Staatsfernsehen“ mal eine Scheibe abschneiden, was natürlich nicht geht, da sich die genannten Herrschaften noch millionenschwere Pfründe durch Werbung und dubiose Geschäfte in die Tasche stecken und den Maulkorb in Kauf nehmen. Dafür aber den Informationskonsumenten mit dreimal W abspeisen. Wortreich, wirklichkeitsfern, wahrheitsresistent. Andreas Franz war da etwas anders drauf. (Knaur) ISBN 978-3-426-63940-5 488 Seiten 9,99€ (D) 10,30€(A) |