BUCHCOVER | REZENSION |
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ANDREAS FRANZ –Das achte OpferFranz ist ein Dramaturg vor dem Herrn. Für diese Geschichte lässt er die zwölfjährige Carla in einen Strudel laufen, dem sie nicht gewachsen ist. Party, Drogen, Abhängigkeit, Prostitution. Die Hintermänner interessiert das nicht, sie wollen nur schnelles Geld auf Kosten anderer. Nach ein, zwei Jahren findet Patrick, der Bruder Carlas heraus, wo und wie seine Schwester missbraucht wird. Nur geht seine Befreiungsaktion in die Leere und er wird erschossen. Eine Familie hat beide Kinder verloren und steht auf verlorenem Posten, weil unsere verlogene Gesellschaft nicht den Mumm hat, hier konsequent vorzugehen. Ein Jahr später wird, die jetzt fünfzehnjährige, Carla dann auch tot aufgefunden. Für die Eltern bricht die Welt zusammen und sie müssen sich noch obendrein die heuchlerischen Sprüche anhören, wie gut unser Lobbysystem ja eigentlich funktioniert. Andreas Franz entfesselt den Inhalt von Pandora´s Box, Zeus wäre stolz. Während Mutter völlig zerstört im Sessel sitzt und zu keiner Reaktion mehr fähig ist, außer Suizidversuchen, macht sich Vater auf den Weg der Selbstjustiz, es hilft ihm ja sonst keiner. Außer dummen Sprüchen, vielleicht noch heuchlerischer Anteilnahme und sogar solchen Aussagen, seine Kinder wären selbst schuld, hat der Mann nichts mehr im Leben und so schlägt er mit eiserner Hand eine Schneise der Verwüstung durch den Dreck unserer Gesellschaft, der solche Leute angehören, die uns Vorschriften, Vorhaltungen und Gesetze unterjubeln wollen. Andreas lässt nichts anbrennen, im Gegenteil, er greift auf voller Front unser so hoch gejubeltes, demokratisches System an und lässt dabei keinen Affront aus. Mut zum Schreiben hatte er, alle Achtung. Wenn man dieses Buch gelesen hat, dann weiß man, dass Franz Pate gestanden hat, für die Filme „Der blutige Pfad Gottes“. Manchmal muss man Gesetze übertreten, um die Hierarchie darauf hinzuweisen, dass auch wir Menschen mit Gefühlen sind und, verdammt noch mal, ein Recht auf ein normales Leben haben, ohne die Opfer zu werden von Leuten, die sich für so was von über besser halten. Andreas Franz lässt seinem Selbstjustizmörder freie Hand. Team Berger, die Mordkommission in Frankfurt/Main, mit Julia Durant als Kommissarin, steht eher fasziniert vor dem Problem, vor allem, weil der Täter seine Maßnahmen ankündigt und per Zitat aus der Bibel auch untermauert. Gut ist in dem Fall, das Julias Vater Priester ist. Da kommt man schneller zur angesprochenen Stelle im Buch der Bücher. Gratulation an den Autor, für die Idee, die vermutlich so nicht umzusetzen ist, es sei denn man hat genug Geld und Einfluss und Tausend Dank an den Verlag Knaur-Droemer, die das so publiziert haben, ohne sich darum zu scheren, was die Selbstjustizopfer, die so vielen Menschen den Ruin und Tod gebracht haben, noch zu jaulen hätten. In unserer Gesellschaft wären diese Wichser gleich wieder oben gewesen und hätten weiterhin Opfer von uns verlangt, unsere Kinder, unsere Zukunft. Autor, Leser und Verlag sind hier auf einer Front, unsere Gesellschaft ist krank. Und unsere Zukunft ist ungewiss, solange solche Penner das Sagen haben. (Knaur) ISBN 978-3-426-61789-2 512 Seiten 9,99€ (D) 10,30€(A) |