BUCHCOVERREZENSION
Schmitt Kilian.j Leichenspuren

JÖRG SCHMITT-KILIAN –

Leichenspuren

Ein Mord an einer Polizistin macht den Kollegen arg zu schaffen. Herr Schmitt-Kilian nimmt einen authentischen Fall als Vorlage, ändert jedoch etwas die Lokalitäten und auch manche Namen, bleibt aber bei den knallharten Fakten. Sabine Laube ist tot, erschossen in ihrem Streifenwagen, ihr Partner ist schwer verletzt und leidet unter Amnesie. Alle Spuren verlaufen ins Leere, vorhandene DNA-Spuren sind nicht verwertbar, der Täter bleibt gesichtslos. Kriminalhauptkommissarin Lena Lieck, unter posttraumatischen Schock stehend, lässt sich nach einer gefühlten Ewigkeit beurlauben und verbringt ihre derzeitigen Tage mit Erholung bei ihrer Freundin Claire im Süden Frankreichs, in der Provence. Was sie nicht weiß, Jörg hat ein paar Überraschungen in der Westentasche. Währenddessen Tom Schneider, auf „seiner“ Barkasse „Albatros“, mit sich hadert, dass er bei der Aufklärung des Mordes an Sabine nicht wirklich weiterkommt und unter der Trennung von Lisa leidet. Nur bekommt der Alltag ihn schnell wieder auf die Straße. Es passieren ja jeden Tag noch andere Delikte und unser Freund und Helfer, unterbezahlt, unterprivilegiert, „demokratisch“ ins Abseits geschoben und bei vielen Sachen zum Nichtstun verdammt, darf sich mit dem Müll der Gesellschaft herumschlagen. Der Autor gibt gute Einblicke in die Polizeiarbeit und reflektiert dabei auch noch einzelne Charaktere, wie sie funktionieren oder funktionieren könnten. Das Buch gestaltet sich zur Tagesaufgabe, weil es einfach gut und interessant geschrieben wurde. Ist zwar schon der zweite Teil einer Trilogie, tut aber dem Lesen keinen Abbruch, im Gegenteil, auf den dritten Teil kann man schon gespannt sein. Immerhin will der Durchgeknallte fünf Polizisten ermorden, Rache für seine Eltern, die von fünf Cops hingerichtet wurden. Er selbst entkam damals, als Kind, nur ganz knapp seinem Schicksal und ist seitdem auf einem Feldzug der „Gerechtigkeit“. Ob der Tod von Unschuldigen seiner Seele guttun wird und/oder gerade seine Mutter das so gutgeheißen hätte, dürfte wohl nur in seinen grauen Zellen einen Sinn ergeben, wenn überhaupt. Was ihn jedoch nicht davon abhält, weiter zu planen. Herr Schmitt-Kilian gibt mal einen Blick auf Zeitgenossen, mit denen man nicht wirklich ein Glas Rotwein trinken möchte, die sich jedoch Mimikry-mäßig an die Gesellschaft angepasst haben. Der Nachbar sein könnte. Überraschung! Lena kommt diesem Burschen sehr nah. Rückt ihm sozusagen auf die Pelle. Allerdings nicht ahnend, wer er ist. Nur, wenn Jörg dann Opa aufmarschieren lässt, bewaffnet mit einem Bolzenschussgerät, bereit, kleine Zicklein zu töten, dann dürften nicht nur beim Leser sämtliche Alarmglocken läuten. Opa hat jedoch keine Ahnung, welche Rolle er spielen soll. Schmitt-Kilian zieht die gesamte Bandbreite menschlichen Lebens an Land.

(Jensen & Brunner / Editionnova)

ISBN 978-3-86190-281-2   264 Seiten