BUCHCOVER | REZENSION |
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DON WINSLOW –Das KartellWas für ein Buch! Don Winslow ist ja immer für eine Überraschung gut, hier hat er seine brillante Seite des Schreibens zum Glänzen in die Sonne gehängt. Auch wenn er beteuert, dass es eine fiktive Handlung ist, muss er doch zugeben, durchaus auf reale Geschehnisse zurückgegriffen zu haben, was dieses Werk nur glaubhafter macht. Don Winslow fegt, wie eine entfesselte Naturkraft, über den Leser hinweg. Und macht ihn mit Fakten bekannt, die ihm bis dato von den Regierungen und deren Medien bisher vorenthalten wurden, die ja sowieso artikulationsreich und wahrheitsresistent auf selbigen einwirken. Winslow ist ein Zauberer der schreibenden Zunft. Mit viel Witz, gepaart mit einem extremen Sarkasmus, der gesponsert wurde von „Demokratie und Freiheit und die Würde jedes Menschen achten“, gibt er Einblick in einen Krieg, der genau dem widerspricht, was unsere Machtgewaltigen uns vorpredigen. Don schaut auf eine zerstörte Welt, die unseren Politikern und allen anderen demokratisch verpeilten Individuen am Arsch vorbeigeht. Drogenkrieg in Mittelamerika ist sein Thema und deren Opfer, die, wie immer in Machtauseinandersetzungen um Geld, diejenigen sind, die sich nicht wehren können. Er geht noch ein paar Schritte weiter, zeigt Verwicklungen und Bündnisse zwischen den Regierigen dieser Welt und den Leuten, die ja eigentlich als ultrakriminell eingestuft werden sollten (Gibt es da einen Unterschied?). Nur ist das Band sehr stark, was den Opfern nur noch mehr Leid einbringt. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus und was Winslow auf den Seiten niederschreibt, ist ein Kreuzweg der Bevölkerung, die unter diesem Krieg zu leiden hat, der kein Drogenkrieg, sondern ein Krieg gegen die Armen und Hilflosen ist. Und gegen die Leute, die ein Gewissen haben. DEA-Agent Art Keller sucht die Flucht in einem Mönchskloster, nur holt ihn die Vergangenheit gnadenlos ein und schubst ihn wieder genau dorthin, wo er herkam. An die Front gegen die Drogen, wo der Krieg eskaliert bis ins Bodenlose. Nur ist sein ehemaliger Freund Adán Barrera jetzt der mächtige Drogenboss und der hält sich für das kleinere Übel, zu den anderen rivalisierenden Kartellen. Was natürlich ganz neue Perspektiven eröffnet und Keller in die Glaubenskrise stürzt. Er darf Barrera nicht töten, sondern soll grenzübergreifend mit seinem Feind zusammenarbeiten, da sich die Exekutive, sprich seine Vorgesetzten, so einige Vorteile davon versprechen. Don Winslow hat sich hier selbst übertroffen. Er schreibt flüssig, spannend, informativ und nimmt definitiv keine Rücksicht auf schwache Nerven. Aber er gibt auch Hoffnung, zeigt starke Charaktere, die solchem Wahnsinn entgegentreten. Mit diesem Buch hat sich Winslow selbst einen Meilenstein gesetzt, aber auch Obelisken errichtet, der sagt, wenn man Bücher liebt, sollte Don mit im Regal stehen haben und zwar immer in Griffnähe. (Droemer) ISBN 978-3-456-30429-7 830 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A) Winslow, Don - Savages – Archiv - August 2014 |