BUCHCOVERREZENSION
Foehr.a Totensonntag

ANDREAS FÖHR  –

Totensonntag

Kommissar Wallner betritt die Bühne der Krimilandschaft in Deutschland. Andreas Föhr lässt Gestalten auf den Leser los, da kann man sich das Grinsen nicht mehr verkneifen. So Leonhardt Kreuther, Polizist auf Abwegen, aber immer herzerfrischend „nah“ am Geschehen und Staatsanwältin Claudia Lukas, die auch noch die Tochter von Wallners Chef ist. Es ist Hüttengaudi-Zeit am Tegernsee und Kreuther wird zum Dienst verdonnert, da man einen Haftinsassen und ein Kollegen hat, der sich krank meldete, speziell aus dem Grunde, das Besäufnis nicht zu verpassen. Leonhardt ist verständlicher Weise stinksauer, will den Kulturabend jedoch nicht versäumen und so klemmt er sich den Häftling Thomas Nissl unter den Arm und macht sich auf Okkupantionskurs zur Berghütte um sich und seinem Anvertrauten ein paar Schlucke Alkohol zu gönnen. Auf diesem fröhlichen Fest ist auch Clemens Wallner, Frischling im kriminalistischen Dienst, mehr widerwillig, soll aber auf Claudia aufpassen, die sich inmitten der bayrischen Bub´n so richtig wohlfühlt und keinen Gesang, Grölen triffst wahrscheinlich besser,  verpasst. Während dieser Festlichkeit kommt es zu Unstimmigkeiten mit Nissl, der, wenn auch kleinganovenmäßig, vorbestraft ist und dem nun eine Haftstrafe droht. Die Situation eskaliert. Nissl wird zum Geiselnehmer und schießt auch noch den Hüttenwirt mit dessen eigener Flinte ins Bein. Auf der Flucht stellt sich Clemens als Geisel zur Verfügung und Nissl erzählt ihm von einem Grab, das unfern in einer kleinen Krypta sein soll. Nissl stürzt sich in den Tod und Wallner hat seinen ersten Fall am Hals und muss sich mit solchen engagierten Kollegen, wie Kreuther und der, eher extravaganten, Staatsanwältin Lukas, Claudia, herumschlagen. Herr Föhr befreit die Pferde der Fantasie von ihren Fesseln und lässt sie auf bunten Wiesen grasen und toben. Ist aber immer ganz „nah“ am Leben. Andreas zelebriert das Geschehen, das so hätte passieren können, wenn. Polizisten, die mit ihren Häftlingen mal schnell einen hinter die Binde kippen und dann auch noch bei Fluchtbedingungen beratend zur Seite stehen, sind vermutlich sehr häufig und C4-Sprengstoff ist ja auch ein gängiges Mittel um Türen zu öffnen. Die Asservatenkammer hat ja so manche nützliche Dinge zu bieten, man muss ja nur darauf zurückgreifen. Bitte nicht nachmachen! Das Grab wird gefunden, mit der Inschrift „Frieda Jonas: 24.3.1921 – 2.5.1945“. Jetzt beginnen die Recherchen und schnell läuft der Staatsapparat heiß, wobei in viele Richtungen ermittelt wird und auch viele Spuren unter die Lupe genommen werden. Die junge Frau wurde erschossen, als die Alliierten, zum Ende des II. Weltkrieges, schon an die Türen klopften. Aber Mord verjährt nicht. Andreas Föhr ist ein begnadeter Schreiber, und auch wenn das seinen „Opfern“ nicht mehr hilft, macht er sich zum Anwalt, um Endkriegsverbrechen neu zu beleuchten, da sich unsere Demokratie doch weniger darum geschert hatte. Es ist haarsträubend, auf was die Ermittler stoßen, wobei Andreas aber immer ein Grinsen im Gesicht gehabt haben dürfte, das ihm wohl eine Zwangsjacke eingebracht hätte. Dem Leser, der öffentlich dieses Buch konsumiert, wird dieses Schicksal drohen oder er muss für alle vorzulesen, damit auch jeder etwas davon hat.

(Knaur)

ISBN 978-3-456-21361-2  395 Seiten   14,99€ (D)  15,50€ (A)