BUCHCOVERREZENSION
Berkeley.b DasHausDerTausendAugen

BEN BERKELEY  –

Das Haus der Tausend Augen

Was Ben hier vom Stapel lässt, spottet jeder Beschreibung demokratischen Lebens. Er entlarvt so einige Lügen, die man uns auftischt. Eigentlich macht er einen Rundumschlag gegen jede Theorie, unsere Demokratie ist lebenswürdig, hält sich an die Menschenrechte und achtet die Würde jedes Menschen. Nach diesem Buch will man nur noch aufstehen und den Regierigen dieser Welt in die Schnauze hauen. Gary Golay, Mitarbeiter im Weißen Haus und des Präsidenten der freiesten Nation der Welt, darf es am eigenen Leibe erfahren, das er zwar ein wichtiges Rädchen im Getriebe der humanen Lebensgemeinschaft ist, aber nach einem Gesetzesentwurf der die Macht der Geheimdienste beschränken soll, sprich Vorratsdatenspeicherung, Auswertung per Daten auf Abruf und gute Mischungen daraus machen soll ein Riegel vorgeschoben werden, muss er in einen ganz sauren Apfel beißen. Er wird zur Person non grata. Er hat so einigen Möchtegernmachthabern ins Kämmerchen geschaut und muss jetzt kaltgestellt werden. Ein perfider Plan wird ersonnen, seine „Freunde“ machen Front und schon wird Gary als Mörder gesucht und der Präsident der USA, dem Gary bei der Wahl und Wiederwahl zur Seite stand, zuckt nur mit den Schultern. Ben wird zu einem Kriegsberichterstatter erster Güte und bis hier hin ist man als Leser ja auch noch einverstanden, ein Politthriller ist ja kein Frühstück im Kindergarten. Nur jetzt lässt Berkeley die Kreise tanzen. Die Familie Golay wird zu einem Schrottplatz menschlicher Gefühle, das Misstrauen wächst ins grenzenlose und die „freiheitliche“ Presse macht sich zum Handlanger der Federführenden. Ein Opfer ist gefunden, man kann den Massen wieder einen Loser vorsetzen, der von ganz weit oben nach ganz weit unten durchgereicht wird. Und man macht Jagd, bläst zum Halali ohne Rücksicht auf Verluste, sind ja eh nur Kollateralschäden. Jetzt wird es dem Leser aufstoßen und Herr Berkeley haut noch mal richtig drauf. Emmas und Garys jüngere Tochter Jo wird zu einem Opfer dieser Kampagne, gemobbt. Hilflos sucht sie einen Weg, der in den Tod führt. Eine Familie wurde zerstört und ein junges Leben genommen. Sinnlos. Nur wofür? Warum das Ganze? Ben Berkeley zeigt schonungslos, wie unsere „Demokratie“ funktioniert. Machtgeilheit über alles. Der Bürger muss gläsern sein, weil jeder, der Steuern für dieses korrupte System bezahlt, könnte, schon aus Rachsucht, ein Bösewicht sein. Ben öffnet die Augen für ein krankes System, das von kranken Menschen ersonnen wurde, um gesunden Menschenverstand ad absurdum zu führen. Er hat so richtig in die Büchse der Pandora gegriffen. Zeus wäre stolz auf ihn.

(Droemer)

ISBN 978-3-456-30422-8  440 Seiten  14,99€ (D)  15,50€ (A)