BUCHCOVER | REZENSION |
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S.K. TREMAYNE –Eisige SchwesternWenn Zwillinge diese Welt erblicken, haben sie etwas, was andere Menschen nie bekommen werden. Werden wir, zum größten Teil als einzeln geborene Kinder, trotz Geschwister, nicht verstehen. S.K. gibt einen kleinen Einblick in die Welt von Doppeltgeborenen, sowohl eineiig als auch zweieiig. Eltern solcher Geburten sind dementsprechend anders gefordert. Tremayne gibt einem Drama freien Lauf, ein Zwilling ist gestorben. Nur welches Kind ist wirklich tot? Lydia oder Kristie. Das Ehepaar Moorecroft steckt in einer Zwickmühle. Begraben wurde Lydia, aber Kristie behauptet plötzlich das Gegenteil. Sarah fühlt sich als Mutter etwas derangiert, Angus steht eher hilflos daneben. S.K. stellt eine Familiensituation vor den Leser, dem jetzt zwar Einblicke in die Zwillingswelt gegeben werden, nur was Tremayne wirklich darstellen möchte, bleibt bis zum Schluss verborgen. Sarah und Angus ziehen, unter anderem aus finanziellen Gründen, von London auf eine ererbte Insel in Schottland, nur entfaltet sich hier, wo die Einsamkeit und konträre Wetterverhältnisse vorherrschen und eigentlich nur ein paar Seehunde mal zu Besuch vorbei kommen, eine Paranoia. Kristie sagt, sie sei Lydia, Lydia sagt, Kristie ist noch immer da. Das spärliche Umfeld bekommt es mit der Angst zu tun. Das Kind, das Geister sieht und mit ihnen spricht, wird in der Schule gemobbt. Als Eltern sind die Moorecrofts jetzt einfach überfordert, so hält Misstrauen Einzug ins Familienleben, unter anderem, weil das Kind sich recht kryptisch über den Tod seiner Schwester äußert. Vielleicht ist die Bezeichnung Psychothriller etwas hoch gegriffen, ein Familiendrama erster Güte ist das Buch in jedem Fall, möchte man nicht selbst erleben. Und schon gar nicht in der Haut der Protagonisten stecken. Tremayne schickt den Leser auf eine Reise ins eigene Ich, wenn auch auf leichten Umwegen. Die Eheleute verstricken sich in einen Grabenkrieg. Das gemeinsame Schlafzimmer wird zu einem Abbild der Maginot-Linie, gepaart mit dem Atlantikwall. Dazwischen die verbliebene Tochter, auf deren Rücken alles ausgetragen wird. S.K. beschwört Geister herauf, die gerne zu Hause geblieben wären, hätte man mal miteinander gesprochen. Nur der Egoismus und die Paranoia, sorgfältig gepflegt, sprechen eine andere Sprache. Herr Tremayne entfesselt zwar nicht den Kraken des Hades, aber eine Tragödie ungeahnten Ausmaßes, weil Menschen, die eigentlich zusammen stehen müssten, sich nicht auf das Wichtige im Leben einigen können oder wollen. (Knaur) ISBN 978-3-426-51635-5 396 Seiten 14,99€ (D) 15,50 (A) |