BUCHCOVERREZENSION
Franz.a JungBlondTot

ANDREAS FRANZ –

Jung, blond, tot

In seinem Debutroman zeigt Andreas Franz schon, dass er ein außergewöhnlicher Schriftsteller ist und zu einem der erfolgreichsten werden wird. Eine Mordserie erschüttert Frankfurt/Main wie ein Erdbeben. Kommissarin Julia Durant, kürzlich von der „Sitte“ zur Mordkommission gewechselt, darf in ihrem ersten Fall gleich richtig in den Abfallhaufen (un)menschlicher Aktivitäten greifen. Ein Mörder hat es auf junge, blonde Mädchen abgesehen, die er bestialisch massakriert. Der Typ ist völlig mutiert. Seine „Handschrift“ ist von äußerster Brutalität und Menschenverachtung geprägt. Und unter jung, sollte man dann sehr jung verstehen. Eigentlich will Franz hier sagen, guckt Euch doch genauer um. Nicht immer ist der Schein auch Sein. Auch in einem gesunden Körper kann ein kranker Geist wohnen oder umgekehrt. So dürfen seine Ermittler sich erstmal im Kreise drehen und jedes Mal, wenn sie sich sagen, jetzt aber… da hat der Bösewicht schon wieder zugeschlagen. Den Polizisten wachsen graue Haare oder sie raufen sie sich aus, kommen sie dem Mörder doch keinen Schritt näher, obwohl er quasi vor ihren Nasen und unter ihren Augen sein grausiges Werk vollbringt. Zumindest verdienen die Zigaretten- und Spirituosenhersteller hier, wenn auch nur virtuell, etwas Geld. Allerdings hat sich Andreas durchaus dabei etwas gedacht, eine Schlüsselszene an den Anfang zu stellen. Als Leser weiß man zwar auch nicht, wer als Täter infrage kommt, aber zumindest kann man sich ja schon mal Gedanken machen, was für ein verwirrtes, gestörtes Individuum auf einen zukommen wird. Nebenbei deckt Herr Franz noch so einige andere Dinge auf, wie Pädophilie in, so was von, blütenreinweißen Westen tragenden Kreisen, dass sein Ermittlerteam vom Glauben abfällt, da man diesem menschenverachtenden Lobbyisten, Macht- und Geldmenschen nicht wirklich das Handwerk legen kann. Fazit ist dabei, das wir eine Generation von gebrochenen Kindern heranziehen werden, weil die Gesellschaft und unsere, so hoch gelobte, Demokratie und Freiheit hier versagen werden, da für sie nur die Rechte der oberen Zehntausend relevant sind. Wer zahlt, der malt und wenn sein Werk beschissen aussieht, kümmert das keinen Menschen. Diejenigen, die das interessieren müsste, bleiben außen vor oder spielen mit, weil sie „keine andere Wahl“ haben oder/und zu sehr eingeschüchtert wurden um diesem Pack die Stirn zu bieten. Von der „Demokratie“ eindeutig im Stich gelassen wurden. Währenddessen der gestörte Möchtegern-Charles-Manson der deutschen Neuzeit weiter sein Unwesen treibt und mittlerweile bekannt wird, das auf der anderen Seite des Atlantik er schon Spuren hinterlassen hat. Mit diesem Roman hat Andreas seine Feuertaufe bestanden und dem Verlag „Knaur“ Recht gegeben, dass seine Mitarbeiter ein gutes Händchen für außergewöhnliche Schreiberlinge haben.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-63788-5  511  Seiten     8,95€ (D)   9,20€(A)