BUCHCOVER | REZENSION |
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ANDREAS FRANZ –Tod eines LehrersEin ganz brisantes Thema, was Andreas hier auf das Tapet bringt. Sexueller Missbrauch Schutzbefohlener. Wenn er Schlaftabletten hätte herstellen wollen, wär er nicht Schriftsteller geworden. „Tod eines Lehrers“ sorgt erstmal für Verwirrung, da benannte pädagogische Größe in alle Himmel gehoben wird. Dass er trotzdem sterben musste, löst Fragen aus, mit denen Peter Brandt, Hauptkommissar aus Offenbach, sich jetzt auseinandersetzen muss. Und Herr Schirner wird nicht der einzige bleiben, Herr Teichmann gesellt sich im Tode hinzu und beide Tötungsfälle haben Gemeinsamkeiten. Nicht nur, dass beide als Saubermänner da stehen und den Respekt des Lehrkörpers und der Schüler genießen, beide werden ähnlich getötet und ihrer Männlichkeit beraubt. Sie haben eine glänzende Fassade vorzuweisen, allerdings kratzt Andreas Franz mal am Mörtel und siehe da, die beiden „Freunde“ sind ziemlich weit in einen Abgrund gestiegen, bei dem man das Würgen bekommt. Sie haben Schülerinnen, deren Umfeld sie akribisch unter die Lupe genommen und sondiert hatten, sexuell missbraucht, menschlich gebrochen. Peter Brandt ist der Meißel und die Täter sind der Hammer, mit denen Franz mal ordentlich Abrissarbeit macht und hinter so manche Tapete blicken lässt. Und plötzlich erscheint der Freitod einer achtzehnjährigen Schülerin in einem ganz andren Licht. Auch wenn es eher Finsternis ist, was hier auf den Leser zurollt. Einschließlich der blinden Justitia, die, hier in Deutschland, ja sowieso in ewiger Dunkelheit vor sich hin vegetiert, dank eines Demokratieverständnisses, dass sich selbst ad absurdum führt. Fakt ist, dass die Exekutive den Fassadendarstellern Schirner und Teichmann, im Leben nicht, wirklich am Zeug hätte flicken können. Nur der Mord an beiden löste eine Lawine aus, die dann richtig zum Nachdenken führt. Auch wenn Andreas in diesem Roman viel Humor auf das Papier bringt, bleibt er doch kritisch und auch recht drastisch. Dieses Land und sein Knast haben Unterschiede. In diesem Land haben Kinderschänder mehr Rechte, als ein Steuerschuldner, im Knast ist es umgekehrt. Peters Lieblingsfeindin, Staatsanwältin Elvira Klein, obwohl auf ganz anderen Pfaden wandelnd, bekommt mal richtig direkte Denkanstöße und darf sich Gedanken machen, wie man mit diesem Fall umgehen sollte. Andreas gibt Einblicke, wo kaum einer hinsehen würde. Macht ihn zu einem Schriftsteller, den man sich unbedenklich zu Gemüte führen kann. Vor Nachahmung wird allerdings ausdrücklich gewarnt. Nicht immer hat man, als „Täter“, und gleichzeitig Opfer, so verständnisvolle Leute, wie den Autor und den Leser. (Knaur) ISBN 978-3-426-62599-6 363 Seiten 9,95€ (D) 10,30€(A) |