BUCHCOVERREZENSION
Franz.a MordAufRaten

ANDREAS FRANZ –

Mord auf Raten

Herr Franz hat es richtig gut drauf, alle Leute an der Nase herum- und aufs Glatteis zu führen. Im ersten Moment wird der Leser mit dem Buchtitel nicht wirklich klarkommen. Ein Mord, eher im Affekt, lässt keine wirklichen Schlüsse zu. Das Opfer ist ein Prominentenarzt, der unter Behandlung, gerade der weiblichen Patienten, etwas anderes versteht, als der Eid des Hippokrates vorsieht. Nur sein letzter Gast wird mit der Tatsache konfrontiert, HIV-positiv zu sein. Und der dreht dann durch, nicht aus dem Grunde, dass er das Aids-Virus in sich trägt, sondern, weil unser Promidoktor sich als Moralapostel aufspielt, dabei auch kein Kind von Traurigkeit war. Als Schöpfung von Andreas Franz, und dann auch noch Polizist und Ermittler in Sachen Mord, kann man mit seinem gedanklichen Urheber schon mal hadern, der einen aber so richtig im Regen stehen lässt. Hauptkommissar Peter Brandt aus Offenbach hat hier mal richtig die Arschkarte gezogen. Nicht nur, dass die Kickers im unteren Level des Fußballspielens anzusiedeln sind und mit dem Profigeschäft genauso viel gemeinsam haben, wie ein Fahrradhersteller mit dem Schwerapparatebau der petrolchemischen Industrie, er hat auch wieder Staatsanwältin Elvira Klein auf dem Hals, die ihm im Nacken sitzt und Ergebnisse fordert. Und seine Töchter werden auch, zwar nicht ganz erwachsen, aber älter und kommen in ein Alter, dass alleinerziehenden Vätern doch so manche Furche ins Gesicht gräbt. Nebenbei kommt der nächste Mord und es trifft ausgerechnet seinen Hauptverdächtigen im Mordfall Dr. Kaufung. Herr Wedel segnet das Zeitliche, gerade auf ihn hatte sich Brandt eingeschossen. Nur das der Täter eher emotional gehandelt hat und damit Brandts heiße Spur hat kalt werden lassen. Eins muss man Andreas Franz zugestehen, seine Ermittler sind zwar häufig, scheinbar, auf dem Holzweg und routieren, wie ein gewisses Kinderspielzeug, aber über Langeweile klagen sie nicht. Der Leser allerdings auch nicht, der wird allseits umsorgt. Und nebenbei darf sich Peter Brandt sich noch mit seiner Ex-Frau und Mutter seiner Töchter herumschlagen, die darauf besteht, ihre Kinder in den Ferien zu sich zu holen, um ihnen eine Portion Luxus zu zeigen, etwas, dass sich der Hauptkommissar ja nun gar nicht leisten kann. Und als Schmackos muss er sich durch die weiblichen Liebschaften der beiden Toten durchfragen, um an relevante Informationen zu kommen. Spreu vom Weizen trennen. Ein Thema, das Andreas Franz, in allen Variationen meisterhaft beherrscht. Dann wird dem Leser auch der Titel des Buches klar.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-62600-9  412  Seiten     8,95€ (D)   9,20€(A)