BUCHCOVERREZENSION
Franz.a TeuflischeVersprechen

ANDREAS FRANZ –

Teuflische Versprechen

Das Andreas sich manchmal sehr weit aus dem Fenster lehnt, ist eine Eigenschaft, die ihn als Autor richtig sympathisch macht. Und er geht seine Wege konsequent zu Ende. „Teuflische Versprechen“ ist  so etwas, wie ein Höhepunkt in seinem Schaffen, legt er sich doch mit allen Großen dieser Welt an, egal ob es ein jugoslawischer Kriegsverbrecher und -gewinnler ist, der, mit allen Wassern gewaschen, mit deutschen Honoratioren schmutzige Geschäfte tätigt, die von und mit ihm profitieren wollen oder es genau dieses Pack ist, das eben mit solchen Geschäften, wie Menschen-, Drogen- und Waffenhandel, einschließlich des Missbrauchs von Menschen, auch von kleinen Kindern, mal so richtig die Kohle macht. Und nach außen hin aber den Familienalltag präsentiert und sich als blütenreinweiße Weste darstellt und noch den Schutz dieser degenerierten Gesellschaft genießt. Politiker, Ärzte, Anwälte, alles gestandene Leute. Nach diesem Roman wird selbst der Papst vom Glauben abfallen und der Dalai Lama eine Selbsthilfegruppe für Drogenkonsumenten gründen. Ist schon komisch, wenn Leute zu Hilfe für missbrauchte Kinder aufrufen, wenn aus dem eigenen Dunstkreis genau die Leute kommen, die eben diese Kinder zu Müll verarbeiten. Herr Franz schert zwar nicht alle über einen Kamm, aber hier sagt er gewissen menschenverachtenden Kreisen doch einen Krieg an, den wir in „unserer Demokratie“ nicht gewinnen können. Aber Mut zum Schreiben hatte er, alle Achtung. Julia Durant hat zwei Morde auf dem Tisch, ein ihr bekannter Journalist, der garantiert nicht für das  heutige „Staatsfernsehen“ gearbeitet hätte, und eine Anwältin für Familienrecht, die versucht hat, sich vor ihrem Tod, mit der Kommissarin in Verbindung zu setzen. Dazu kommt eine junge Frau, Maria aus Moldawien, die in einem Bordell gefangen gehalten wurde, fliehen konnte und Menschen traf, die Zivilcourage hatten. Die Zusammenhänge zieht Andreas Franz ganz schnell sehr eng. Für diese Flucht mussten zwei Menschen sterben. Jetzt beginnt eine Situation, die den Ermittlern, wie eine Flutwelle, über den Kopf hinwegbrausen wird, aber Franz wär ja nicht Franz. Obwohl er seine Teams, sehr gern und oft, vor unlösbare Aufgaben stellt, wie hier ja auch und sie im Hagelschauer der Ereignisse hängen lässt, steht er hier, ausnahmsweise, voll hinter seinen „Mitarbeitern“. Gegen alle Vernunft geht die Mannschaft Berger zum Kampf gegen einen Gegner über, der sich lächelnd der Presse stellt und sich moralisch aufspielt, als wäre er von Gott gesandt und dabei sind sie nur Menschen- und Kinderschänder, Betrüger und Lügner, die unser Leben zu einer Ramschware degradieren. Beispiele gibt es viele. So bleibt die SOKO so klein wie möglich, um undichte Stellen so weit als möglich aus zu schließen. Ein V-Mann wird in die Menschenhändlerriege eingeschleust und dessen Leben ist keinen Pfifferling mehr wert, wenn auch nur der Hauch des Verdachtes auf ihn fallen sollte, genau wie das von Maria, wenn sie gefunden werden würde. Selbst das SEK wird erst in letzter Minute eingeweiht. Andreas Franz bürdet seinen Leuten viel Verantwortung auf und die tragen, das auch ohne Murren, auch wenn mit viel Frust, nur wer hätte das nach den Erkenntnissen nicht.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-63831-7  559  Seiten     8,95€ (D)