BUCHCOVERREZENSION
Franz.a Todeskreuz

ANDREAS FRANZ –

Das Todeskreuz

Das Andreas Franz Mut zum Schreiben hatte, dürfte spätestens in diesem Krimi zu Tage treten, buddelt er doch mal ein richtig tiefes Loch in unser Vertrauen in die deutsche Justizlandschaft. Was er hier an Verstrickungen, Verwicklungen und Mauscheleien zu Tage fördert, spottet jeder Beschreibung. Korrupte Staatsbedienstete, die auch noch von unseren Steuergelder bezahlt werden, sich aber so manchen Nebenverdienst sichern wollen, um Mördern ein Schlupfloch zu sichern, weil Papa zu viel Kohle hat und auch andere Geldgeier hier kreisen. Um Gottes Willen, der „Gute“ Ruf könnte angekratzt werden. Die Opfer interessieren keinen. Andreas hält sich nicht mit irgendwelchen Kommentaren auf, sondern serviert die „erste“ Tote. Frau Sittler, ehemalige Staatsanwältin. Und die gute Frau ist nicht ohne. Dazu gesellen sich noch zwei Dahingeschiedene, ebenfalls, in den Diensten der Justiz, alles andere als unbefleckt. Und zwei Mordopfer tauchen plötzlich auf, deren Fälle aber zehn Jahre zurückliegen, ein etwa vierzigjähriger Familienvater, einfach mal so, erschossen, und eine zwanzigjährige Frau, vergewaltigt (und das ist noch eine Untertreibung), anschließend, hingerichtet. Und bei denen wurde jedoch keiner verurteilt, obwohl die Mörder identifiziert wurden. Es kam, dank der Geldgier vorgenannter, nicht einmal zu einer Mordanklage. Beweise wurden manipuliert, verschwanden komplett von der Bildfläche. Und auch andere, wohlbetuchte, Mitbeteiligte tauchen auf. Ein Alptraum für die Ermittler, könnte doch jeder, der Beteiligten, das nächste  Opfer werden, wenn (WEIL) die Gesellschaft versagt, wird doch so mancher Selbstjustizrichter und –henker, auf die Pirsch gehen wollen und seinem Hass freien Lauf lassen. Hat er doch das Vertrauen in diese Rechtsprechung verloren. Herr Franz gräbt am Schützengraben der Demokratie, es ist eine wahre Pracht zu lesen, wie sich Leute, die eh schon genug haben sollten, sich noch mehr bereichern wollen, auf Kosten der Opfer, die sie nach Recht und Gesetz zu vertreten gehabt hätten, um zumindest Genugtuung für die Hinterbliebenen zu erreichen. Nur das sie das mit Füßen treten und die Opfer verhöhnt haben. Franz nimmt kein Blatt vor den Mund, er spricht es aus. Dass er, trotz diesen traurigen Themas, noch ein paar Splitter Humor mit reinschreibt, spricht ja für ihn. Auch wenn, oder gerade weil, dahinter steht, dass die Handlung und alle beteiligten Personen frei erfunden sind, macht es nur noch glaubhafter. Wenn man dann auch noch eigene Erfahrungen hat, werden diese gut untermauert. Julia Durant und Peter Brandt haben keinen leichten Stand, da sie von dementsprechend gut involvierten Kreisen torpediert werden. Das Böse hat viele Gesichter, eins der schlimmsten ist die Gleichgültigkeit „guter“ Menschen. Franz greift hier nicht den gleichgültigen, fernsehsüchtigen Konsumenten an, der sowieso wegsehen wird, sondern, treffergenau, die Leute, die verdammt noch mal die Schuldigkeit gehabt hätten, hier zumindest einen Ausgleich zu ziehen, der, den Opfern nicht, nur noch den Hinterbliebenen einen „Nutzen“  gebracht hätte und trotzdem haben sie, gezielt, einen anderen Weg gewählt, den des Geldes und des eigenen Vorteils. Damit nicht genug, auch Frank Hellmer hat ein Problem, das Andi ganz massiv mit einarbeitet und so dieser Kollege für die Ermittlungsarbeit erstmal ausfällt. Ganz normaler Wahnsinn. Aber absolut tolle Literatur. Andreas Franz.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-63480-6   516 Seiten     8,95€ (D)   9,20€(A)