BUCHCOVERREZENSION
Franz.a UnsichtbareSpuren

ANDREAS FRANZ –

Unsichtbare Spuren

Dass Franz mehr drauf hat, als nur Zahnbelag, steht außer Frage. Mit „Unsichtbare Spuren“ geht er jedoch einen ganz neuen Weg, er erschafft einen „unsichtbaren“ Serienkiller. Und der mordet scheinbar planlos, durch Zufall? Esoterik im Dienste des Unmenschlichen? Über Jahre hinweg, verschwinden Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, beiderlei Geschlechts, nur mit einem Unterschied. Das weibliche Geschlecht wird häufig vergewaltigt und postmortal der Augen beraubt. Eins ist allen Opfern gemeinsam, der Täter zelebriert sie in eine fötale Lage. Kein Mensch sieht Zusammenhänge. Andreas Franz treibt einen auf den Gipfel, in dem er alles über Bord wirft, was man an „Erkenntnissen“ über Serienmörder hat. Und dafür muss ein Unschuldiger leiden. Erst als, nach einem Mord an einer Anhalterin,  Georg Nissen wegen Mordes verhaftet wird und der vermeintliche Verbrecher, auf dem sich viele Indizien vereinigen, trotz einiger Ungereimtheiten, die dann doch noch auftreten, verurteilt wird und sich die Staatsanwaltschaft Kiel sich strahlend die Hände reibt, wird Sören Henning wach. Der gestandene Polizist muss erkennen, dass er den falschen ans Messer der blinden Justitia geliefert hat. Dessen Freitod und sein Abschiedsbrief stürzen Sören in die Krise seines Lebens. Er verliert fast alles, was sein Leben ausmacht. Seine Ehe geht daran kaputt und er versinkt in Selbstmitleid. Nur ein kleiner Teil von ihm gibt nicht auf. Bei Andreas Franz bleiben die Darsteller menschlich, erstaunliche Erkenntnis. Manchmal haut zwar jemand auf den Tisch, aber Rambo oder Machete sucht man bei ihm vergeblich, solche Charaktere sind nicht sein Fall. Im Gegenteil, Sören Henning arbeitet im Stillen an einer Theorie, die so absurd ist, dass sie keiner, am wenigsten er selbst, glauben kann oder/und wird. Der Profiler der K1 in Kiel kippt fast aus den Latschen und Teamchef Harms ist völlig von der Rolle. Ein „Unsichtbarer“ wird zwar nicht sichtbar und auch nicht greifbar, aber zumindest hat man einen Punkt, wo man angreifen kann und sollte. Manchmal hat Andreas Franz ja auch lichte Momente, wenn er nicht gerade wieder perfide Naturen reflektiert und seine Ermittler in Lebenskrisen stürzt. Vier Jahre braucht Sören, um wieder am Leben teilnehmen zu können. Er kann ja schon froh sein, das er nicht in den Mühlen der „Demokratie“ und Bürokratie zugrunde geht. Seine Ex-Frau macht ihm das Leben auch  noch unerträglich. Von seinen eigenen Selbstvorwürfen ganz zu schweigen. Der Mann ist Polizist, sollte in unserer Gesellschaft mehr Akzeptanz haben, immerhin soll er unser Leben auch sicherer machen, nur das „Grüne“ und demokratieverständnislose, aller Art, dem Täter mehr Rechte einräumen als den Opfern. Logisch, der Täter lebt ja noch. Während die Toten den Weg allen Irdischen schon angetreten haben. Hier dreht Andreas Franz den Spieß einfach mal um und macht sich für die Opfer stark. Er lässt Sören ein Experiment durchführen, mit erschreckendem Ergebnis.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-63507-0  562  Seiten     8,95€ (D)   9,20€(A)