BUCHCOVER | REZENSION |
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DAVID IGNATIUS –Das NetzwerkWenn man dann die ersten Seiten überstanden hat, die doch irgendwie anders sind, wer geht bitte aus Langeweile zur CIA, (wie Anna?), dann nimmt David richtig Fahrt auf um seinen Leser eine Wildwasserfahrt durch das moderne Agententum Amerikas zu präsentieren. Den Humor, den er dabei an den Tag legt, ist schon bewundernswert. Zumindest zeigt er auch die menschlichen Seiten seiner Handlungsaktiven, da bleibt kein Auge trocken. Wenn Alan, Repräsentant des Sternenbanner-Geheimdienstes in Istanbul, den Stuhl eines sowjetischen Diplomaten verwanzt und dann auswerten lassen muss, was da für Informationen rüberwachsen, die sich als völlig sinnlos erweisen, jedoch an anderer Stelle gern gesehen sind, dann kann man nur sagen, das Davids Schäfchen der Phantasie auf recht drolligen Pfaden ihrem Hammel folgen. Oder der doch etwas anders gepolt ist. Er hat einen recht trockenen Humor, der den Leser vom Hocker reißt. Nur ist klar, da soll ja noch eine Geschichte rauskommen. So inszeniert Edward Stone, Agent alter Schule, seine eigenen Alleingänge und bedient sich dabei, sowohl Annas, Agentin aus Langeweile, als auch Alans, Agent, weil er viele Dinge machen kann, die ihm als Durchschnittsbürger verwehrt bleiben würden. Stone will die sowjetischen Satellitenrepubliken destabilisieren, damit der Moloch, von Lenins Idee geboren, endlich zusammenbricht. Er will alten Glanz mit neuen Methoden polieren und wieder erstrahlen lassen. Ohne Zustimmung des Kongresses, der mittlerweile auf Ausgleichskurs zur UdSSR ist und solche Aktivitäten nicht dulden will. Edward Stone will die alten Machtgrenzen wieder öffnen, als die CIA noch relativ unumschränkter Herrscher auf dieser Welt war. Nur Die Gegenseite schläft ja auch nicht und die Welt ist nicht nur Gut und Böse. Da sind ja Facetten im Spiel, ohne Ende. Ignatius schreibt erfrischend, wie sich die Welt verändert, nur eben nicht wirklich zum Guten, verkabelt den Leser mit, teilweise wirklich sinnentleerten, Anstrengungen von Leuten, die nicht wirklich lernen wollen, denen das Wohl eines Menschen scheiß egal ist. Für die Menschen nur manipulierbare Werkzeuge sind. Und solch Egoismus treibt Blüten, die David recht farbenfroh beschreibt. Das da so manche Figur auf der Strecke bleibt, ist wohl natürlich. Herr Ignatius sorgt in jedem Fall für ein ziemlich vergnügtes Leseerlebnis. ISBN 978-3-499-24908-2 664 Seiten 9,95€ (D) (Rowohlt) |