BUCHCOVERREZENSION
Osborn.d Jagdzeit

DAVID OSBORN–

Jagdzeit

David Osborn ist dafür bekannt, so richtig im Müll menschlicher Emotionen zu wühlen und das unterste nach oben kehrt. In „Jagdzeit“ nimmt er den Teil der amerikanischen Mittelschicht aufs Korn, der sich um 1970 als Nabel der Welt sieht und auf alle anderen herabschaut, die weniger darstellen. In denen er nur Spielzeug sieht. David zeigt schonungslos, wie Menschen, ohne Unrechtsempfinden, über die Interessen anderer hinweg trampeln, ohne Rücksicht auf Verluste, Kollateralschäden werden eingerechnet. Osborn zeigt beide Seiten der Medaille. Nach außen hin mimen sie glückliche Familie, in ihrem innersten sind sie verdorben, das die Engel das Heulen bekommen. So Ken, Greg und Art. Verheiratet, mehrere Kinder, wohlbetucht, sie sind die Vorzeigeehemänner der amerikanischen Nation. Nur haben sie ein Geheimnis, das sie seit der Schulzeit teilen, als sie Alicia Rennick vergewaltigten und diese Tat erfolgreich vertuschen konnten. Jetzt gehen sie noch weiter. Einmal im Jahr geht man auf die Jagd, lässt die Familie schön am heimischen Kamin. Denn was sie jagen, soll der Öffentlichkeit verborgen bleiben, insbesondere ihre Familien sollen ahnungslos bleiben. Sie jagen Menschen. Erst wird unterwegs aus baldowert, welches Pärchen als Opfer in Frage kommt, dann entführt man die Unglücklichen mit denen man dann kleine Spiele treibt und als Höhepunkt in die freie Wildbahn entlässt, um dann das Halali zu eröffnen. Mehrere Jahre ist es ohne Probleme von statten gegangen und doppelt so viele Tote haben sie als Trophäen auf ihrem Konto. Menschen, die das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Osborn ist ein brillanter Beobachter und Erzähler, der Leser wird seine Sympathien sofort verteilen. Dem Pendragon Verlag Bielefeld sei es gedankt, das man Osborn lesen kann, denn er hat als Schriftsteller unwahrscheinlichen Mumm, in solchen inhumanen Müllkippen zu wühlen, wie ein hungriger Fuchs. Nur in diesem Jahr wird sich einiges ändern. Nicht nur das die Jäger sich uneins sind, über ihre zukünftigen Reviere, sie wollen den Kick noch erhöhen. Bisher war man abgeschieden, jetzt will man unter den Augen der Ordnungsmacht wildern gehen. Nur ahnen sie nicht, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat. Osborn zeigt die finstersten Seiten eines menschlichen Charakters. Heraus gekommen ist ein sehr vielschichtiges Buch, das einem dann doch zu denken gibt. Ein Kommentar des Autors: “Seit Erscheinen meines Buches hat sich die Menschheit diesbezüglich bedauerlicher Weise nicht verändert.

267 Seiten

(Editionnova)

David Osborn – Tödliches Experiment – Archiv Juni 2014